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Kann Seide Plastik ersetzen?

Collage Jessy Asmus

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Nimm zum Beispiel Erdbeeren: Mag jeder, schmecken nach Sommer, wachsen aber in Deutschland, kaum Transportwege, ergo: umweltfreundlich, gute Frucht! Wäre da nicht das ganze Plastik, die Schale und die Folie, die die Erdbeeren vorm frühzeitigen Verderben schützen. Das Plastik, das sich in den Ozeanen zu unmessbar großen Inseln verbindet, die Fische tötet und irgendwann wieder in unserem Körper landet und dort weiß Gott was anstellt. Doch keine ideale Frucht also? Hier wäre vielleicht die Chance: Wissenschaftlern ist es gelungen, Plastik durch Seide zu ersetzen.

Vergangenen Freitag haben der Forscher Fiorenzo Omenetto und sein Team ihre Ergebnisse in der Onlinezeitschrift "Scientific Reports" veröffentlicht. Mit einer auf Wasserbasis hergestellten Schutzhülle aus Seide konnten Bananen und Erdbeeren eine Woche lang bei Raumtemperatur vorm vorzeitigen Verfaulen geschützt werden.

Die nicht behandelten Früchte seien schneller gefault als die mit der Seide umgarnten Bananen und Erdbeeren, heißt es in dem Artikel weiter. Das liegt an dem Seidenfibroin, das zum Beispiel auch bei Spinnennetzen für Festigkeit sorgt. Die Raupe des Maulbeerseidenspinners etwa ist in der Lage, Seide herzustellen. Diese Fäden sind fast durchsichtig, geruchsneutral und – weil sie selbst ein natürliches Erzeugnis sind – auch komplett biologisch abbaubar. Was bedeuten würde: Haltbarkeit ohne nervige Überreste, die die Umwelt verschmutzen.

So gut diese Experimente mit der Seide als Luxusvariante von Plastik auch gelaufen sein mögen – bleibt doch die Frage, wie man die Industrie hinsichtlich des finanziellen Aufwands von der Alternative überzeugen könnte. Auf die Frage, ob das leider ziemlich kostengünstige Plastik durch Seide ersetzt werden könnte, antwortete Omenetto dem englischen Nachrichtenmagazin Independent: "Das ist unser Traum."

Die Seide als Plastikersatz – ausgereift ist das wohl noch lange nicht. Aber die ersten Schritte sind gemacht. Bananen und Erdbeeren konnten die Wissenschaftler ja erfolgreich vorm frühzeitigen Dahinscheiden bewahren. Und allein der Ausblick, in Zukunft vom Plastikgrab befreite Erdbeeren an den See mitnehmen zu können, ist doch eine sehr erfreuliche Nachricht.

mew

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