Es brauchte jedoch seine Zeit, bis ich anfing, Texte zu schreiben. Ich würde gerne tolle Geschichten erzählen. Von Personen, die so gut erfunden sind, als würden sie existieren. Es gelingt mir zu selten. Weil: Eigentlich immer, wenn ich anfange zu schreiben, lande ich bei mir. Das zu akzeptieren habe ich mittlerweile gelernt. Gelernt, dass dieses Aufschreiben meinen Gedanken eine Struktur gibt, eine Ordnung, eine Orientierung. Dass ich sie hier veröffentliche, ist nicht nur Eitelkeit. Ich brauche jetzt.de, um überhaupt zu schreiben. Alle meine Texte entstanden hier. Am Stück und geraderaus. Momentaufnahmen meines Lebens.
jetzt.de ist für mich wie ein Café voll von interessanten Leuten. Manchmal setzt du dich zu ihnen, und unterhältst dich, oder hörst nur zu. Manchmal stehst du an der Bar und schaust dich um. Manchmal sitzt du alleine an einem Tisch; trinkst ein Bier oder fünf und schreibst. Manchmal stimmt es mich traurig, dass ich meine besten Texte betrunken schrieb. Und manchmal bekomme ich ein bisschen Angst, wenn ich das Geschriebene später lese. Ich habe dann das Gefühl, als würde ich mich nackt ausziehen, und, als würde das noch nicht reichen, in ein Schaufenster setzen. Und statt beschämt auf den Boden zu schauen, winke ich den Menschen auch noch zu. Jubel Trubel Eitelkeit.
Als mein Vater starb, schrieb ich darüber. Das habe ich mittlerweile gelöscht. Als meine Beziehung blühte, schrieb ich darüber. Als sie in die Brüche ging, auch. Das habe ich nicht gelöscht. Er verließ uns, ich verließ dich, und der Kreis schließt sich dennoch nicht.
In der Severinstraße gab es schon mal einen Trümmerberg. Allerdings tötete der keine Menschen, und blieb den ganzen Anwohnern verborgen. Ich trage ihn noch immer ab. Du siehst es nicht. Aber du kannst davon lesen. Hier, auf jetzt.de.