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Lernen von den Alten
Wie weiß ich, dass ich im Leben das Richtige mache?
Martine (67): Wenn man positive Rückmeldung kriegt. Aber das passiert nicht immer!
Dietmar (67): Wenn meine Bewusstseinsmächtigkeit sagt: Ich habe ein Streben. Und wenn ich Lust habe weiterzustreben.
Gerd (72): Das merken manche erst sehr spät. Das ist dann grauenhaft.
Norbert A. (78): Wenn ich meinen Tag so ausfülle, dass ich abends sage: Das war gut so.
Wolfgang (74): Da gibt es eine Formulierung bei Theodor Fontane, sie lautet ungefähr so: Glücklich sein heißt, ganz dort zu stehen, wo man seiner Natur nach hingehört.
Wofür ist das Studium da?
Dietmar: Um das Höchstmögliche zu erreichen.
Norbert A.: Um Karriere zu machen. Außerdem bringt es Struktur in den Tag. Und in meinem Alter hoffe ich auf neue Synapsen.
Karl (78): Bildung der Persönlichkeit. Spaß sollte es auch machen, wenn möglich.
Norbert H. (78): Es ist – unabhängig vom Fach – wichtig, dass man in Bildung investiert. Der Sinn ist, sich durch Bildung eine Position in der Welt zu schaffen.
Soll ich fürs Studium die Stadt wechseln?
Hedda (67): Aus dem Elternhaus raus ist gut, damit man sich vom beschützten Nest löst.
Norbert H.: Ich denke schon, man sollte weg von dem Ort, an dem man geboren ist. Nur nicht versuchen, billiger daheim zu wohnen!
Norbert A.: Auf jeden Fall. Weil man dann in andere Kreise kommt.
Wie soll ich wohnen? Alleine oder mit Freunden?
Martine: Ich glaube, so eine WG ist nicht schlecht. Alleine, das ist irgendwie nix. Man muss sich angespornt fühlen und austauschen können.
Dietmar: Ich persönlich habe lieber alleine gewohnt, um freier zu sein.
Norbert A.: Ich fand es sehr erquickend im Studentenwohnheim: Die Leute aus anderen Fächern, der Zusammenhalt, es gab Festivitäten ohne Ende.
Soll ich ins Ausland gehen?
Martine: Heutzutage ist es sehr wichtig wahrzunehmen, dass die Welt vielfältig ist und dass andere Leute anders denken und reagieren. Außerdem sollte eine Vorlesung in Interkultureller Kommunikation Pflicht werden.
Dietmar: Auf alle Fälle. Da kommt man näher ran an die politische Wahrheit. Dafür muss jede Mühe auf sich genommen werden.
Karl: Unbedingt. Damit man sieht, dass nicht alles so sein muss, wie es bei uns ist.
Wofür soll ich mich engagieren?
Martine: Für Jugendliche, das ist das Allerwichtigste. Die brauchen Ideale und Idole – aber nicht Star Wars, sondern was anderes.
Dietmar: Es ist wichtig, um den Kontakt zur nicht-studentischen Gesellschaft nicht zu verlieren. Man könnte Hilfsbedürftige betreuen, weil man bei dieser Arbeit merkt: Ich jammere, dabei geht es mir eigentlich super.
Norbert H.: Man sollte sich schon politisch betätigen, auch universitätspolitisch.
Lieber mitschreiben oder zuhören in den Vorlesungen?
Martine: Je nachdem, was man für ein Gedächtnis hat. Ich schreibe nur zwei bis drei Wörter mit, dann kommt der ganze Satz wieder. Gut zuhören ist die halbe Miete.
Dietmar: Unbedingt mitschreiben! Sonst brauche ich überhaupt nicht in die Vorlesung zu gehen. Aber nur stichwortartig. Die Vervollständigung findet im Gehirn statt.
Hedda: Wenn man nur zuhört, schweift der Geist zu leicht ab. Karl: Meistens kann man ja alles im Internet abrufen.
Gesine (67): Ich versuche, das zu Hause mit dem Laptop zu machen. Aber mit dem stehe ich noch auf Kriegsfuß.
Ist es okay, Vorlesungen zu schwänzen?
Martine: Ja – wenn man einen triftigen Grund hat, nicht nur, weil man nicht aus dem Bett kommt. Aber das heißt nicht mehr „schwänzen“, oder?
Dietmar: Sicher nicht. Das hat den Beigeschmack der Verantwortungslosigkeit gegenüber sich selbst.
Norbert A.: Jetzt, im hohen Alter, habe ich dabei ein schlechtes Gewissen. Früher hatte ich das nicht.
Hedda: Ganz sicher. Ab und zu ist einfach etwas anderes wichtiger.
Gesine: Ich weiß nicht, ob die Studenten das heute überhaupt noch können. Ich stelle fest: Die Jugend ist fast immer da.
Wolfgang: Als ich studierte, hieß es: Die Arbeit des Chemikers wird durch lästige Vorlesungen unterbrochen.
Soll ich bei meinem Freund aus Schulzeiten bleiben, oder kommt in der Unizeit ohnehin jemand Neues in mein Leben?
Dietmar: Die Uni ist der größte Heiratsmarkt überhaupt. Aber wenn eine tiefe Verbindung besteht: Bleib dabei und schau weg!
Norbert A.: Durchhalten lohnt sich. Meine Freundin aus Schulzeiten ist heute meine Frau.
Gerd: Die Befürchtung, dass das eh nicht hält, ist Schmarrn.
Hedda: Man ist noch jung, wenn man studiert, da muss man sich ja nicht ewig binden.
Soll ich während des Studiums Kinder bekommen? Hinterher? Gar nicht?
Martine: Ganz sein lassen sollte man es auf keinen Fall.
Dietmar: Je früher, desto besser.
Karl: Ich habe Söhne im Studentenalter und bin froh, dass die noch keine Kinder haben. Wie soll sich ein Student Kinder leisten?
Gesine: Das halte ich für schwierig, wenn man keine Oma hat.
Edmund (82): Während des Studiums gar nicht. Hinterher ziemlich bald, damit man nicht zu alt ist.
Norbert H.: Wenn sie kommen, kommen sie. Aber wenn man es während des Studiums vermeiden kann, ist es gut.
Was ist ein gutes Einstiegsgehalt?
Dietmar: Das könnten 3500 Euro oder 5500 sein. Was der Markt eben hergibt.
Norbert A.: Da fehlt mir der Bezug zur Realität. 3500?
Karl: 2500.
Gerd: Ha! Gut wären vielleicht 2000.
Gesine: Was ich so kenne, machen die heute alle unendliche Praktika. Das ist kostenfrei.
Edmund: Ich habe bei meiner ersten Stelle 400 Mark verdient.
Wolfgang: 3000 … oder 3500.
Wie schalte ich am besten vom Lernstress ab?
Martine: Bestimmt nicht fernsehen! Ich versuche, mit Qigong zurechtzukommen.
Norbert A.: Mit einem Nickerchen. Nach der Uni habe ich immer 20 Minuten geschlafen. Dann habe ich gearbeitet. Oder auch nicht.
Karl: Da soll man nicht abschalten.
Gesine: Durch körperliche Aktivitäten. Aber nicht zu viele. Mal Ski fahren gehen. Sich in die Sonne legen.
Norbert H.: Dieser Bachelor macht den jungen Studenten Stress. Die haben nicht einmal Zeit, in die Mensa zu gehen. Ich befürworte das nicht.
Wolfgang: Yoga. Sport. Musik.
Wie muss eine Arbeit sein, dass ich mit ihr glücklich werde?
Martine: Man muss sie gern machen. Ob man glücklich wird, ist nicht so vom Gehalt abhängig.
Dietmar: Sinnerfüllt!
Karl: So wie es im Grundgesetz heißt: Die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die muss eine Arbeit einem bringen.
Gerd: Ha! Da müssten wir uns eine Stunde unterhalten. Sie muss natürlich befriedigen, persönlichen Erfolg bringen, man muss sich wichtig finden, spüren, dass man zu einem
Ergebnis des Teams was beitragen kann, man muss geschätzt und fair bezahlt werden.
Norbert H.: Ich muss schauen, ob ich einen Sinn finde in meiner Arbeit. Ich war Pfarrer, ich habe nicht aufs Geld geachtet, aber meine Arbeit hat mich zufrieden gemacht.
Text: lea-hampel - Foto: Maxime Ballesteros