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gemischte tüte
kat holt mich ab, wir fahren im auto. ich sehe sie selten, fast nie, aber trotzdem muss ich nicht fragen : "und, was machst du so?", weil manon und fairy mir ab und zu von ihr erzählen.
das ist auch mein einziges glück. trotzdem kommt das gespräch nicht über ein: "ach, und dann ziehst du jetzt aus?" und "wie lange bleibst du dann in neuseeland?" hinaus. nicht, bevor es wieder dahin geht, wo es wohl keiner von uns eigentlich mag. "ist die noch mit dem zusammen?" "sieht sie noch so aus wie früher?" "hast du den mal wieder gesehen? also, ich habe ja gar nichts mehr mit dem zu tun." am liebsten würde ich mich an dieser stelle entspannt im auto zurücklehnen und einfach gar nichts mehr sagen. das kann ich dann auch, als manon einsteigt und ich ihr den beifahrerplatz wohlwollend freimache, schließlich muss sie noch zigaretten holen. hier ändert sich nie was. wir fahren und kommen an, fahren dann aber doch nochmal aus der parklücke heraus, um etwa zehn meter näher am ziel parken zu können. auf manons wunsch. hier ändert sich nie was.
am nächsten tag vergesse ich sogar die verabredung mit der vergangenheit. schnell schlüpfe ich in meine pumas, streiche mir durch die dreads und laufe los. "um sieben bin ich zurück!" rufe ich meinem pa zu, der am zaun steht und die blumen gießt. und dabei überlege ich, ob ich es wirklich zwei stunden aushalten werden. mit chris durch die straßen unseres dorfs zu laufen ist seltsam. weder unentspannt noch entspannt, weder uninteressant noch aufregend. es ist nett, sie zu sehen und von reisen zu hören und doktorarbeiten. das weiß ich und klingele an ihrer haustür. ihre eltern freuen sich, mich zu sehen. und da ist es, dieses wohlige gefühl, was ich mir vielleicht versprochen habe. sie lachen mir ins gesicht, als wäre keine zeit vergangen, als würde ich vorbeikommen, um mathehausaufgaben zu besprechen. vielleicht bin ich noch zehn jahre alt. vielleicht habe ich aufgeschlagene knie und trage abgeschnittene jeans und eins dieser t-shirts mit kapuze dran. vielleicht. ich versuche unauffällig, einen blick in den spiegel zu werfen, der in diesem flur hängt. da kommt chris aus ihrem zimmer und ich sehe sie, mit wilden locken, die ihren kopf riesig erscheinen lassen. sie hat das gleiche t-shirt - nur mit unsäglich hässlichen streifen. die sandalen schlabbern an ihren schmalen braungebrannten füßen. "papa, wir gehen jetzt!" ein bisschen wie ein robotermännchen dreht sie sich zur tür. macht sie das schon immer? bestimmt.
wir gehen den berg ein paar schritte hoch. da ist der kisok, der uns früher immer mit seinen gemischten tüten gelockt hat. wir betreten das muffig riechende lädchen und ich bleibe an der eistruhe stehen. aber ich kann nichts essen. noch in gedanken stehe ich am getränkekühlschrank, als chris schon ihr calippo am tresen bezahlt. ok, dann eine sprite. kühle limo an einem heißen sommer tag. wir treten heraus in das helle licht und ich sehe ihre braungebrannten füße in den sandalen. aber ihre knie sind bedeckt und die haare kinnlang und glatt. sie grinst mich an und schlägt den weg ein, der den berg herunter führt. wir sind doch vierundzwanzig. wir haben keine gemischte tüte in der hand.
an dem spielplatz vorbei, der uns schon früher nicht gefallen hat, hinein in den neu angelegten langweiligen park. grünflächenkonstruktion. ich bin dankbar, dass es das in meiner stadt nicht gibt. da, wo ich mich jetzt zuhause fühle. ich erzähle von meinen plänen, sie von ihren. es ist angenehm. die sonne brennt mir auf die haut. die limo ist leer. wir gehen weiter und dann fangen wir wieder an, diese fragen zu stellen: "hast du den mal wieder gesehen?" "hat die einen freund?" "wie sieht der jetzt aus?" aber, verdammt, es gibt nichts neues. denn die menschen, die mich interessieren, die kenne ich doch selber. ich weiß, dass sie schlaghosen tragen und bunte tücher auf ihre sessel im wg-zimmer legen. dass sie im sommer gerne auf festivals fahren. sie fahren ja mit mir. und warum frage ich dann nach den bundfaltenhosen und bmws der anderen? ich weiß es nicht, würde mich am liebsten zurücklehnen und gar nichts mehr sagen.
wir schlendern weiter. gehen rechts und den berg herunter. da ist ein kiosk. unser kiosk. wir blicken uns an, grinsen, gehen hinein. jeder von uns bestellt eine gemischte tüte. "ich nehme drei erdbeeren, zwei schlümpfe, dann zwei von den smileys..." wir lachen über die nilpferde, die ekelhaft aussehen und kaufen sie dann trotzdem. draußen scheint die sonne warm auf uns herunter. ihre lange helle hose bedeckt die aufgeschlagenen knie. ich hebe meinem blick und gucke ihr in die augen. sie lacht und sagt: "du bist die einzige, mit der man gemischte tüten kaufen kann." und dann gehen wir durch den wald zurück, da entlang, wo früher dieser bach war, wo wir unzählige abenteuer erlebt haben...
das ist auch mein einziges glück. trotzdem kommt das gespräch nicht über ein: "ach, und dann ziehst du jetzt aus?" und "wie lange bleibst du dann in neuseeland?" hinaus. nicht, bevor es wieder dahin geht, wo es wohl keiner von uns eigentlich mag. "ist die noch mit dem zusammen?" "sieht sie noch so aus wie früher?" "hast du den mal wieder gesehen? also, ich habe ja gar nichts mehr mit dem zu tun." am liebsten würde ich mich an dieser stelle entspannt im auto zurücklehnen und einfach gar nichts mehr sagen. das kann ich dann auch, als manon einsteigt und ich ihr den beifahrerplatz wohlwollend freimache, schließlich muss sie noch zigaretten holen. hier ändert sich nie was. wir fahren und kommen an, fahren dann aber doch nochmal aus der parklücke heraus, um etwa zehn meter näher am ziel parken zu können. auf manons wunsch. hier ändert sich nie was.
am nächsten tag vergesse ich sogar die verabredung mit der vergangenheit. schnell schlüpfe ich in meine pumas, streiche mir durch die dreads und laufe los. "um sieben bin ich zurück!" rufe ich meinem pa zu, der am zaun steht und die blumen gießt. und dabei überlege ich, ob ich es wirklich zwei stunden aushalten werden. mit chris durch die straßen unseres dorfs zu laufen ist seltsam. weder unentspannt noch entspannt, weder uninteressant noch aufregend. es ist nett, sie zu sehen und von reisen zu hören und doktorarbeiten. das weiß ich und klingele an ihrer haustür. ihre eltern freuen sich, mich zu sehen. und da ist es, dieses wohlige gefühl, was ich mir vielleicht versprochen habe. sie lachen mir ins gesicht, als wäre keine zeit vergangen, als würde ich vorbeikommen, um mathehausaufgaben zu besprechen. vielleicht bin ich noch zehn jahre alt. vielleicht habe ich aufgeschlagene knie und trage abgeschnittene jeans und eins dieser t-shirts mit kapuze dran. vielleicht. ich versuche unauffällig, einen blick in den spiegel zu werfen, der in diesem flur hängt. da kommt chris aus ihrem zimmer und ich sehe sie, mit wilden locken, die ihren kopf riesig erscheinen lassen. sie hat das gleiche t-shirt - nur mit unsäglich hässlichen streifen. die sandalen schlabbern an ihren schmalen braungebrannten füßen. "papa, wir gehen jetzt!" ein bisschen wie ein robotermännchen dreht sie sich zur tür. macht sie das schon immer? bestimmt.
wir gehen den berg ein paar schritte hoch. da ist der kisok, der uns früher immer mit seinen gemischten tüten gelockt hat. wir betreten das muffig riechende lädchen und ich bleibe an der eistruhe stehen. aber ich kann nichts essen. noch in gedanken stehe ich am getränkekühlschrank, als chris schon ihr calippo am tresen bezahlt. ok, dann eine sprite. kühle limo an einem heißen sommer tag. wir treten heraus in das helle licht und ich sehe ihre braungebrannten füße in den sandalen. aber ihre knie sind bedeckt und die haare kinnlang und glatt. sie grinst mich an und schlägt den weg ein, der den berg herunter führt. wir sind doch vierundzwanzig. wir haben keine gemischte tüte in der hand.
an dem spielplatz vorbei, der uns schon früher nicht gefallen hat, hinein in den neu angelegten langweiligen park. grünflächenkonstruktion. ich bin dankbar, dass es das in meiner stadt nicht gibt. da, wo ich mich jetzt zuhause fühle. ich erzähle von meinen plänen, sie von ihren. es ist angenehm. die sonne brennt mir auf die haut. die limo ist leer. wir gehen weiter und dann fangen wir wieder an, diese fragen zu stellen: "hast du den mal wieder gesehen?" "hat die einen freund?" "wie sieht der jetzt aus?" aber, verdammt, es gibt nichts neues. denn die menschen, die mich interessieren, die kenne ich doch selber. ich weiß, dass sie schlaghosen tragen und bunte tücher auf ihre sessel im wg-zimmer legen. dass sie im sommer gerne auf festivals fahren. sie fahren ja mit mir. und warum frage ich dann nach den bundfaltenhosen und bmws der anderen? ich weiß es nicht, würde mich am liebsten zurücklehnen und gar nichts mehr sagen.
wir schlendern weiter. gehen rechts und den berg herunter. da ist ein kiosk. unser kiosk. wir blicken uns an, grinsen, gehen hinein. jeder von uns bestellt eine gemischte tüte. "ich nehme drei erdbeeren, zwei schlümpfe, dann zwei von den smileys..." wir lachen über die nilpferde, die ekelhaft aussehen und kaufen sie dann trotzdem. draußen scheint die sonne warm auf uns herunter. ihre lange helle hose bedeckt die aufgeschlagenen knie. ich hebe meinem blick und gucke ihr in die augen. sie lacht und sagt: "du bist die einzige, mit der man gemischte tüten kaufen kann." und dann gehen wir durch den wald zurück, da entlang, wo früher dieser bach war, wo wir unzählige abenteuer erlebt haben...