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Das große Finale: Die letzte Chemiestunde meines Lebens.

Text: rogue
Oder: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Wie lange habe ich darauf hingearbeitet, das zweite mathematisch-naturwissenschaftliche Fach endlich ablegen zu können?! Man sollte vielleicht noch erwähnen, dass ich am liebsten gleich alle sog. math.-nat. Fächer auf einmal ablegen würde...



Den Eintrag über Proteine und Aminosäuren nicht gelernt. Bin trotzdem ganz entspannt. Er wird mich schon nicht ausfragen. Nicht heute, beim großen Finale.



Er schlägt sein Notenbüchlein mit den Namen auf, sagt „B.“, meinen Namen, und schaut in meine Richtung.

„Was?!“, schießt es mir durch den Kopf. „Das kann er doch nicht ernst meinen!“



Tut er zum Glück auch nicht. Einen schrecklich langen Moment lässt er mich zappeln (ich wette, ohne es zu merken, wie fassungslos ich ihn anstarre und mir das Blut in den Kopf schießt.). Er meint die B. hinter mir. B. ist auch ihr Name.



Die andere B. ist beneidenswerterweise mit einem umfassenden Chemietalent gesegnet und ich?



Ich interessiere eh nicht mehr, nachdem ich bei einer wütenden Standpauke von Seiten meines Lehrers (nach der von fast dem kompletten Kurs vergeigten Klausur) noch um einiges wütender erklärt hatte, ich würde in diesem Grundkurs eh nur noch rumsitzen, weil der Entschuldigungsgrund „akute Lehrer- und Fachunverträglichkeit“ im Direktorat wohl kaum auf große Gegenliebe stoßen würde... (die Reaktion meines Lehrers übertraf meine Wut um einiges, aber das muss ich wohl nicht weiter erläutern)



Meine Noten (werde mich an die „Punkte“ in etwa 12 Monaten gewöhnt haben, genau dann, wenn ich endlich nach 10 hart geschuffteten Jahren mein Abizeugnis in den Händen halte) waren nicht gerade berauschend gewesen und somit stand ein weiteres Jahr Chemie zur Debatte. Man hätt ja gern seinen Schnitt, nich?



Aber auch wenn die restliche Stunde an mir vorbeirauschte -hätte dahinten einen epileptischen Anfall simulieren oder mich zur Abwechslung mal melden können, beides wäre meinem Lehrer wohl herzlich egal gewesen-, dieser kleine Schreck am Ende meiner wirklich nicht gerade berauschenden Chemiekarriere hat mir gezeigt: lieber Hürden reißen und nicht ganz so gute Noten (Punkte!) einfahren, als mir nächstes Jahr auch noch die Kunststoffe anzutun.



Chemie, das ist Geschichte. Endlich.

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