Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben
Aus der ehemaligen jetzt-Community: Du liest einen Nutzertext aus unserem Archiv.

Gedanken zum Erwachsenwerden

Text: summertrinsche
Heißt es, nicht mehr Purzelbäume über blühende Wiesen zu schlagen, keine Sandburgen einfach für sich selber zu bauen, nicht mehr schreiend ins Wasser zu rennen und Wettlaufen zu spielen, nicht mehr auf Bäume zu klettern und oben sitzen zu bleiben?

Heißt es, die große Liebe zu finden und sich ein Leben lang binden? Aufhören, andere Menschen attraktiv zu finden und sich vorzustellen, wie es wohl mit ihnen wäre? Zufriedensein mit dem dem einem Partner und nichts vermissen? Kinder zu bekommen und sie selbst ins Erwachsenwerden schicken? Einen Job anzunehmen und bis zur Rente arbeiten und die Frage nach dem Arbeiten um zu Leben oder Leben um zu Arbeiten gar nicht mehr stellen? Weil sie nicht mehr existiert?



Heißt es aufhören, lustige Mädelsabende zu veranstalten und albern vor Dirty Dancing zu schmachten? Zu träumen und sich zu Robbie Williams auf die Bühne und am besten ins Hotelzimmer zu wünschen? Überhaupt aufhören, Parties zu feiern und statt wilden Alkohol-Mischungen nur noch gepflegtes Essen und Rotwein in gepflegten Lokalen zu sich zu nehmen? Morgens aufstehen und genau wissen, wie der Tag aussieht, nämlich genauso wie der davor? Weil alles geplant ist?



Heißt es, nicht mehr den Himmel bewundern, als sei er das schönste Schauspiel das je geschrieben wurde, nicht mehr dem Meer lauschen und sich wundern, was es für Geschichten erzählt? Sich überhaupt nicht mehr wundern, da man nichts mehr hinterfragen muss?



Heißt es, sich nur noch erinnern an die wilden Zeiten, in denen man noch nicht wusste, was man will und was mit einem passieren würde? An Zeiten, als alle Türen noch offen waren und man selbst einem unbehandelten Stück Holz glich, aus dem alles hätte werden können? Als man noch auf der Suche war, nach dem persönlichen Weg und sich bei jeder Abzweigung unsicher war, ob es auch die richtige sei? Als man noch ausprobieren und davon nicht genug bekommen konnte. Als man sich nicht vorstellen konnte, das es je zu ende sein würde.



Oder heißt es, auf der Suche zu bleiben, sich weiter formen und aus dem Stück Holz ein flexibles Knetstück zu machen, das sich immer wieder verändern kann? Das Farbe bekannt hat und seine Richtung kennt, aber immer Weitergehen wird? Das es vereinen kann, das erwachsene Leben mit dem Staunen der Kindheit, wenn es neues entdeckt? Das alles Wichtige mitnimmt ohne verzichten zu müssen? Vielleicht heißt Erwachsenwerden einfach, sich selbst zu finden? Ohne sich aufzugeben?

Mehr lesen — Aktuelles aus der jetzt-Redaktion: