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Mit Emma Chillen
Wie ich für Emma ein Iglugericht und Himbeerovertüre kaufe, wir 'Friends' schauen, ich erfahre dass Moritz eine andere hat, ich für sie wie ein Bruder bin und wir trotzdem Hand in Hand einschlafen
Tritop Mandarine schmeckt ja genau wie Fanta, konstatiert Emma nach dem ersten Schluck enttäuscht und gibt mir das Glas zurück.Und ich konnte Fanta noch nie leiden.
Achselzuckend nehme ich ihr Glas und leere es auf einen Zug.
Iiiih, du Sau, meint sie naserümpfend. Und sonst hast du nichts mitgebracht?
Natürlich habe ich. Wahrscheinlich hat sie mich nur aus diesem Grund zum Chillen und Gammeln in ihre olle Wohnung eingeladen, weil ihr Kühlschrank leer war und sie weder Geld noch Lust hatte, selbst einkaufen zu gehen. Aber ich hatte ja sowieso nichts vor.
Wie eine bettlägrige Königin, thront Emma in ihrem Gemach. Das Zepter ist die Fernbedienung. Sie hat einen entspannten Gesichtsausdruck, die Königin, lächelt ungeschminkt und streicht sich ein paar ungekämmte Strähnen aus dem Gesicht, als sie sich zu mir umdreht und ein Brötchen mit Himbeer verlangt.
Sie hat zwei Kilo zugenommen, das sehe ich ihr sofort an. Dazu kenne ich sie zu gut, dazu schaue ich viel zu sehr hin, um so etwas zu übersehen. Aber ich sage nichts. Ich finde sogar es steht ihr. Trotzdem mache ich nur wenig Butter aufs Brötchen und umso mehr Himbeerkonfitüre. Overtüre steht da auf dem Glas. Komisch.
An den zwei Kilos muss Moritz schuld sein. Irgendwas ist nicht im Lot. Was sollte ich sonst hier, schliesslich ruft Emma nur alle Jubeljahre bei mir an und bestellt mich zu ihr.
Komm, wir trinken Baileys, ruft Emma.
Hej, mach mal langsam Kleene. Wir haben gerade mal halb fünf. Es ist noch nicht mal tea-time. Gleichzeitig sehe ich an der Flasche, die in der Küche rumsteht, dass sie ohnehin nicht mehr viel enthält.
Dann wenigstens tea, setzt du welchen auf? Bitte.
Ich komme mit der Teekanne, Tassen und der Himbeerstulle rein.
Und was macht die Liebe, Madame?, frage ich geradeheraus. Es wird doch sowieso darauf hinauslaufen, dass sie mir wieder alles erzählt was so bei ihr passiert ist.
Kennst du Fettes Brot?
Jetzt lenk nicht schon wieder ab, Emma.
Doktor Renz finde ich klasse. Mit so einem will ich zusammenziehen. Voll der geniale Typ.
Ich staune. Wie kommt sie denn plötzlich auf die Idee. Wie kommts?
Ich habe neulich so eine Wiederholung von Zimmer frei gesehen, da waren die zu Gast...
Aber ich unterbreche sie ungeduldig. Mensch, die Folge ist uralt. Vergiss es!
Manno, dann lass mich doch und frag mich nicht so doof.
Wir schauen alte Friends-Folgen, die Emma bei irgendeinem von ihren Freunden zu Hause auf mehreren Videokassetten gefunden und ausgeliehen hat. Wir sitzliegen auf Emmas Bett und lachen. Wir trinken Tee, wir machen ab und zu Stop, gehen schnell aufs Klo und glotzen dann weiter. Irgendwann ist es draussen dunkel.
Wir haben Hunger und ich mache dieses Iglu-Fertiggericht mit Pasta, Spinat und so einer Art Käse-Sahne-Sauce. Ich wette Emma hat es beim Zappen in der Werbung gesehen. Denn als sie bei mir anrief - Gantenbein, komm, wir machen bei mir Videoabend bestellte sie Brötchen, Himbeer-Overtüre, dieses spezielle Iglu-Fertiggericht und eine Packung Mövenpick-Eis. Die Tube Dentagard nicht zu vergessen. Besonders lustig aufgrund ihres kürzlich verlorenen Zahnes, den sie sich in der Disko beim Tanzen mit der Bierflasche angedeppert hat.
Unter Decken sitzen wir dann und löffeln die leckeren Tortellinis. Gar nicht so schlecht. Ich muss ihr recht geben. Emma schaut mich mit rosa Bäckchen essend und lächelnd an. Es steckt etwas schelmisches in ihrem Blick heute. Das macht mich froh. Emma ist froh.
Der Moritz ist nicht in mich verliebt, sagt sie nüchtern und unvermittelt. Und erzählt, dass sie ihn ganz schrecklich vermisst. Und dass er, als sie bei ihm anrief und ich weiss wie schwer ihr das fällt, Anrufe zu machen irgendsoeine Tussi zu Besuch hatte, und dass er sie abgewimmelt hat, versprach sie zurückzurufen und nie ist was passiert.
Wann war das?, frage ich Emma.
Gestern.
Na komm, übertreib mal nicht. Vielleicht hatte er seitdem bloß keine Zeit.
Doch, der hat mich sogar um Rat gefragt was diese Erna angeht, seufzt Emma.
In so einem Fall fällt manchmal auch einem erfahrenen Liebeströster wie mir keine Entschuldigung für den blöden Halunken mehr ein. Soll er doch bleiben wo der Pfeffer wächst, bzw. in Frankfurt oder wo der wohnt, aber dass er mir die Emma wieder traurig macht, darauf habe ich keinen Bock. Ich überlege mir, bei Emmas nächstem Toilettengang, heimlich seine Adresse zu suchen, mitzunehmen und einen Tanklaster Gülle vor seiner Haustür abladen zu lassen. Das kommt auch nur davon, weil ich schon beim zweiten Bier bin. An Emmas Biervorrat gibt es nichts auszusetzen.
Er behandelt mich, als sei ich seine Schwester, entrüstet sich Emma und schaut den Friends beim Quatschmachen zu.
Ich schaue nur auf Emma. Das Mädchen, für das ich alles tue. Das Mädchen, das mich wie einen Bruder behandelt. Das Mädchen, in das ich mich, trotz all ihrer Widerborstigkeit langsam aber sicher, schwer verliebt habe.
Na und, dann vergiss den Deppen doch.
Habe ich doch schon längst. So schlau bin ich auch, meint sie eingeschnappt.
Blöde Ziege. Sieh das Glück liegt doch so nah. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Aber Emma rafft nichts. Sie hängt sich eine Decke um die Schultern und geht noch mal auf den verschneiten Balkon, eine rauchen. Dann will sie pennen. Wenn ich wollte, könnte ich hier pennen, sagt sie. Das mache ihr nichts aus, ganz im Gegenteil. Sie geniesse die Anwesenheit eines Menschen sogar sehr.
Dann rollt sie sich zusammen und macht die Augen zu. Wie ein Igel. Höchstens zwei Minuten später höre ich ihr gleichmäßiges Atmen durch das Dunkel des Zimmers.
Neben mir ihr verwuschelter Kopf mit den vielen Gedanken und Ideen, die ich so gerne kennen würde. Die Emma, die ich so gerne in den Arm nehmen würde, wenn ich nur dürfte.
Emma, sage ich. Natürlich viel zu leise.
Das Baby von Rachel heisst auch Emma, fällt mir in meiner Bierduseligkeit plötzlich ein.
Ich stehe noch mal auf und will meine leere Flasche abstellen, dabei fällt sie um. Ich wanke zurück zum Bett, falle auf die leere Seite neben ihr und streife meine Cordhose ab. Dabei stoße ich gegen die spitze Ecke vom Bettgestell. Aua.
Emma gibt mir durchs Dunkel ihre Hand. Ihre Hand ist immer trocken, meine schwitzig. Das macht ihr nichts aus, sagt sie. Und dass sie weiss, dass wir das jetzt brauchen, eine Hand zu halten.
Kurz darauf höre ich wieder ihr regelmäßiges Atmen. Ich höre ihr lange, lange zu. Irgendwann schlafe ich ein.
Tritop Mandarine schmeckt ja genau wie Fanta, konstatiert Emma nach dem ersten Schluck enttäuscht und gibt mir das Glas zurück.Und ich konnte Fanta noch nie leiden.
Achselzuckend nehme ich ihr Glas und leere es auf einen Zug.
Iiiih, du Sau, meint sie naserümpfend. Und sonst hast du nichts mitgebracht?
Natürlich habe ich. Wahrscheinlich hat sie mich nur aus diesem Grund zum Chillen und Gammeln in ihre olle Wohnung eingeladen, weil ihr Kühlschrank leer war und sie weder Geld noch Lust hatte, selbst einkaufen zu gehen. Aber ich hatte ja sowieso nichts vor.
Wie eine bettlägrige Königin, thront Emma in ihrem Gemach. Das Zepter ist die Fernbedienung. Sie hat einen entspannten Gesichtsausdruck, die Königin, lächelt ungeschminkt und streicht sich ein paar ungekämmte Strähnen aus dem Gesicht, als sie sich zu mir umdreht und ein Brötchen mit Himbeer verlangt.
Sie hat zwei Kilo zugenommen, das sehe ich ihr sofort an. Dazu kenne ich sie zu gut, dazu schaue ich viel zu sehr hin, um so etwas zu übersehen. Aber ich sage nichts. Ich finde sogar es steht ihr. Trotzdem mache ich nur wenig Butter aufs Brötchen und umso mehr Himbeerkonfitüre. Overtüre steht da auf dem Glas. Komisch.
An den zwei Kilos muss Moritz schuld sein. Irgendwas ist nicht im Lot. Was sollte ich sonst hier, schliesslich ruft Emma nur alle Jubeljahre bei mir an und bestellt mich zu ihr.
Komm, wir trinken Baileys, ruft Emma.
Hej, mach mal langsam Kleene. Wir haben gerade mal halb fünf. Es ist noch nicht mal tea-time. Gleichzeitig sehe ich an der Flasche, die in der Küche rumsteht, dass sie ohnehin nicht mehr viel enthält.
Dann wenigstens tea, setzt du welchen auf? Bitte.
Ich komme mit der Teekanne, Tassen und der Himbeerstulle rein.
Und was macht die Liebe, Madame?, frage ich geradeheraus. Es wird doch sowieso darauf hinauslaufen, dass sie mir wieder alles erzählt was so bei ihr passiert ist.
Kennst du Fettes Brot?
Jetzt lenk nicht schon wieder ab, Emma.
Doktor Renz finde ich klasse. Mit so einem will ich zusammenziehen. Voll der geniale Typ.
Ich staune. Wie kommt sie denn plötzlich auf die Idee. Wie kommts?
Ich habe neulich so eine Wiederholung von Zimmer frei gesehen, da waren die zu Gast...
Aber ich unterbreche sie ungeduldig. Mensch, die Folge ist uralt. Vergiss es!
Manno, dann lass mich doch und frag mich nicht so doof.
Wir schauen alte Friends-Folgen, die Emma bei irgendeinem von ihren Freunden zu Hause auf mehreren Videokassetten gefunden und ausgeliehen hat. Wir sitzliegen auf Emmas Bett und lachen. Wir trinken Tee, wir machen ab und zu Stop, gehen schnell aufs Klo und glotzen dann weiter. Irgendwann ist es draussen dunkel.
Wir haben Hunger und ich mache dieses Iglu-Fertiggericht mit Pasta, Spinat und so einer Art Käse-Sahne-Sauce. Ich wette Emma hat es beim Zappen in der Werbung gesehen. Denn als sie bei mir anrief - Gantenbein, komm, wir machen bei mir Videoabend bestellte sie Brötchen, Himbeer-Overtüre, dieses spezielle Iglu-Fertiggericht und eine Packung Mövenpick-Eis. Die Tube Dentagard nicht zu vergessen. Besonders lustig aufgrund ihres kürzlich verlorenen Zahnes, den sie sich in der Disko beim Tanzen mit der Bierflasche angedeppert hat.
Unter Decken sitzen wir dann und löffeln die leckeren Tortellinis. Gar nicht so schlecht. Ich muss ihr recht geben. Emma schaut mich mit rosa Bäckchen essend und lächelnd an. Es steckt etwas schelmisches in ihrem Blick heute. Das macht mich froh. Emma ist froh.
Der Moritz ist nicht in mich verliebt, sagt sie nüchtern und unvermittelt. Und erzählt, dass sie ihn ganz schrecklich vermisst. Und dass er, als sie bei ihm anrief und ich weiss wie schwer ihr das fällt, Anrufe zu machen irgendsoeine Tussi zu Besuch hatte, und dass er sie abgewimmelt hat, versprach sie zurückzurufen und nie ist was passiert.
Wann war das?, frage ich Emma.
Gestern.
Na komm, übertreib mal nicht. Vielleicht hatte er seitdem bloß keine Zeit.
Doch, der hat mich sogar um Rat gefragt was diese Erna angeht, seufzt Emma.
In so einem Fall fällt manchmal auch einem erfahrenen Liebeströster wie mir keine Entschuldigung für den blöden Halunken mehr ein. Soll er doch bleiben wo der Pfeffer wächst, bzw. in Frankfurt oder wo der wohnt, aber dass er mir die Emma wieder traurig macht, darauf habe ich keinen Bock. Ich überlege mir, bei Emmas nächstem Toilettengang, heimlich seine Adresse zu suchen, mitzunehmen und einen Tanklaster Gülle vor seiner Haustür abladen zu lassen. Das kommt auch nur davon, weil ich schon beim zweiten Bier bin. An Emmas Biervorrat gibt es nichts auszusetzen.
Er behandelt mich, als sei ich seine Schwester, entrüstet sich Emma und schaut den Friends beim Quatschmachen zu.
Ich schaue nur auf Emma. Das Mädchen, für das ich alles tue. Das Mädchen, das mich wie einen Bruder behandelt. Das Mädchen, in das ich mich, trotz all ihrer Widerborstigkeit langsam aber sicher, schwer verliebt habe.
Na und, dann vergiss den Deppen doch.
Habe ich doch schon längst. So schlau bin ich auch, meint sie eingeschnappt.
Blöde Ziege. Sieh das Glück liegt doch so nah. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Aber Emma rafft nichts. Sie hängt sich eine Decke um die Schultern und geht noch mal auf den verschneiten Balkon, eine rauchen. Dann will sie pennen. Wenn ich wollte, könnte ich hier pennen, sagt sie. Das mache ihr nichts aus, ganz im Gegenteil. Sie geniesse die Anwesenheit eines Menschen sogar sehr.
Dann rollt sie sich zusammen und macht die Augen zu. Wie ein Igel. Höchstens zwei Minuten später höre ich ihr gleichmäßiges Atmen durch das Dunkel des Zimmers.
Neben mir ihr verwuschelter Kopf mit den vielen Gedanken und Ideen, die ich so gerne kennen würde. Die Emma, die ich so gerne in den Arm nehmen würde, wenn ich nur dürfte.
Emma, sage ich. Natürlich viel zu leise.
Das Baby von Rachel heisst auch Emma, fällt mir in meiner Bierduseligkeit plötzlich ein.
Ich stehe noch mal auf und will meine leere Flasche abstellen, dabei fällt sie um. Ich wanke zurück zum Bett, falle auf die leere Seite neben ihr und streife meine Cordhose ab. Dabei stoße ich gegen die spitze Ecke vom Bettgestell. Aua.
Emma gibt mir durchs Dunkel ihre Hand. Ihre Hand ist immer trocken, meine schwitzig. Das macht ihr nichts aus, sagt sie. Und dass sie weiss, dass wir das jetzt brauchen, eine Hand zu halten.
Kurz darauf höre ich wieder ihr regelmäßiges Atmen. Ich höre ihr lange, lange zu. Irgendwann schlafe ich ein.