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Emmas Entlassung
Wie ich Emma aus dem Krankenhaus abhole, sie sich auf ihre Art vom Kantinenzivi verabschiedet, ich ihr dafür einen Zahnarzttermin reinwürge, wir durch die Strassen gehen, sie mir ein Geschenk macht und am Ende das rosa Tischtuch voller Kaffee ist
Als ich Emma am Telefon sage, dass ich sie aus dem Krankenhaus abhole, besteht sie darauf, dass ich ihr einen kurzen schwarzen Rock mit weissen Punkten drauf von zu Hause mitbringe, weil sie könne ja nicht ewig in denselben Krankenhausklamotten rumlaufen.
Insgeheim glaube ich eher, dass sie einen nachhaltigen Eindruck beim Edward-Norton-Zivi hinterlassen will, denn sie geht mit mir im Schlepptau in die um diese Uhrzeit noch leere Kantine um Pfandflaschen zurückzubringen. Zwei leere Becksflaschen. Alkoholfrei steht da in kleinen, aber deutlichen roten Buchstaben.
Du glaubst ja wohl nicht im Ernst man käme hier an alkoholische Getränke ran, weist sie meinen spöttischen Blick zurecht. Aber immerhin cooler als Karamalz.
Und da muss ich ihr recht geben.
An der Glastür zur Kantine zischt Emma mir Bleib hier, bin gleich wieder da zu und geht beschwingt Richtung Theke, wo Norton gerade dabei ist die Geschirrspülmaschine auszuräumen.
Ich kann nicht hören was sie sagen, ich sehe nur Norton wird ein bisschen rot und schaut abwechselnd auf den Boden und die Pfandflaschen, die Emma auf dem Tresen abgestellt hat. Und sie nutzt die Gelegenheit, drückt ihm einen Lippenstiftkuss auf die Backe und haut ab.
Schnell weg, Gantenbein!
Schade, ich hätte gerne noch die Reaktion des verwirrten Norton abgewartet. Und vor dem Krankenhaus dann meine ernüchternde Nachricht an die sich sichtlich cool fühlende Emma.
Du hast heute einen Zahnarzttermin, mein Hase.
Trotz ihrer fahlen Gesichtsfarbe erblasst Emma merklich, tut aber ganz gelassen.
Ich weiss.
Nee, kannst du doch gar nicht wissen, verkneife ich mir.
Arme Emma, ich weiss ja, dass sie Angst hat. Sie beschleunigt ihren Schritt, die Tasche mit ihren Sachen schaukelt wild und schlägt gegen die bestrumpfhosten Kniekehlen ihrer Beine. Ich mag Emmas Beine und wie sie geht. Sie setzt die Füße so gerade voreinander, wie es sonst keiner kann. Meine Fußspitzen gehen immer leicht nach innen, deshalb fasziniert es mich wahrscheinlich. Ich hole sie ein und lege einen Arm um sie.
Ich komme auch mit, ok?
Ja, sagt sie kleinlaut, aber ohne langsamer zu laufen, aber du sollst in der Hölle dafür schmoren, du Unhold!
Und mit diesen Worten kneift sie mich in die Seite, dass ich ausweichen muss und mit einem Fuß auf die Straße komme, wo ein Auto aus dem entgegenkommenden Verkehr mich anhupt.
Oje, wir sind quitt und halten erschrocken inne. Beschliessen Kaffee trinken zu gehen.
Und ich will ein weichgekochtes Ei, jubelt Emma.
Und ich ein Toast Hawaii!
Das reimt sich, lacht sie.
Emma will trotz der schweren Tasche, die sie trägt, und diversen Tüten mit Stiften, Zetteln, Büchern und Blumen, die ich trage, einen Umweg zu unserer Kaffee-und-Toast-Lokalität nehmen.
Wir laufen Muster auf den Gehwegpflastersteinen und reden in Reimen, um die Zeit zu verkürzen. Der Wind ist eisig und schneidet in die Haut. Emmas Rock flattert Cannes-mäßig.
Bleib hier stehen du Stinktier, sagt sie auf einmal und geht in einen Gebrauchtwarenladen.
Fünf Minuten später kommt sie wieder raus, mit einem kleinen Köfferchen.
Eine Nähmaschine?, frage ich, doch sie lässt meine Frage unbeantwortet.
Wir sind schon fast da, die Kälte macht uns still und schnell.
Erst als wir vor unseren Kaffeetassen sitzen, hinter roten Samtgardinen, in der Küche Toast und Eier gebrutzelt werden und aus den knarzigen Lautsprechern Beatles I feel fine kommt, sprechen wir wieder.
Mach auf, ist für dich, nickt Emma Richtung Köfferchen.
Auf meinen ungläubigen überraschten Gesichtsausdruck hin, reagiert sie mit einem energischeren, strengen Blick mit leicht zusammengekniffenen Augenbrauen.
Es ist eine alte Schreibmaschine, hellbraun und beige. Mit silbernem 50er Jahre Schriftzug.
Ich kann es gar nicht fassen und bin ganz sprachlos. Das findet Emma toll, dass sie es nach langer Zeit mal wieder geschafft hat, mich zu plätten.
So sehr, dass ich, als ich meinen Arm ausstrecken will, um ihr über den Tisch hinweg mit einer Hand zärtlich über die Wange zu streichen und Danke sagen will, ihre dreiviertel volle Tasse Kaffee umkippe. Das rosafarbene Tischtuch saugt sich in sekundenschnelle voll.
Im selben Moment klingelt mein Handy auch noch los, ich krame es mit wackliger Hand aus meiner Hosentasche und kapiere dann nicht wer dran ist.
Radio B? Wie, was wollen sie?
Emma ist mit einem Mal hellwach, springt vom Stuhl auf und hüpft von einem Bein aufs andere, so hoch, dass man denken könnte, auf der anderen Seite des Tisches stünde ein Trampolin.
Nicht auflegen Gantenbein! Bloß nicht auflegen, ruft sie.
Als ich Emma am Telefon sage, dass ich sie aus dem Krankenhaus abhole, besteht sie darauf, dass ich ihr einen kurzen schwarzen Rock mit weissen Punkten drauf von zu Hause mitbringe, weil sie könne ja nicht ewig in denselben Krankenhausklamotten rumlaufen.
Insgeheim glaube ich eher, dass sie einen nachhaltigen Eindruck beim Edward-Norton-Zivi hinterlassen will, denn sie geht mit mir im Schlepptau in die um diese Uhrzeit noch leere Kantine um Pfandflaschen zurückzubringen. Zwei leere Becksflaschen. Alkoholfrei steht da in kleinen, aber deutlichen roten Buchstaben.
Du glaubst ja wohl nicht im Ernst man käme hier an alkoholische Getränke ran, weist sie meinen spöttischen Blick zurecht. Aber immerhin cooler als Karamalz.
Und da muss ich ihr recht geben.
An der Glastür zur Kantine zischt Emma mir Bleib hier, bin gleich wieder da zu und geht beschwingt Richtung Theke, wo Norton gerade dabei ist die Geschirrspülmaschine auszuräumen.
Ich kann nicht hören was sie sagen, ich sehe nur Norton wird ein bisschen rot und schaut abwechselnd auf den Boden und die Pfandflaschen, die Emma auf dem Tresen abgestellt hat. Und sie nutzt die Gelegenheit, drückt ihm einen Lippenstiftkuss auf die Backe und haut ab.
Schnell weg, Gantenbein!
Schade, ich hätte gerne noch die Reaktion des verwirrten Norton abgewartet. Und vor dem Krankenhaus dann meine ernüchternde Nachricht an die sich sichtlich cool fühlende Emma.
Du hast heute einen Zahnarzttermin, mein Hase.
Trotz ihrer fahlen Gesichtsfarbe erblasst Emma merklich, tut aber ganz gelassen.
Ich weiss.
Nee, kannst du doch gar nicht wissen, verkneife ich mir.
Arme Emma, ich weiss ja, dass sie Angst hat. Sie beschleunigt ihren Schritt, die Tasche mit ihren Sachen schaukelt wild und schlägt gegen die bestrumpfhosten Kniekehlen ihrer Beine. Ich mag Emmas Beine und wie sie geht. Sie setzt die Füße so gerade voreinander, wie es sonst keiner kann. Meine Fußspitzen gehen immer leicht nach innen, deshalb fasziniert es mich wahrscheinlich. Ich hole sie ein und lege einen Arm um sie.
Ich komme auch mit, ok?
Ja, sagt sie kleinlaut, aber ohne langsamer zu laufen, aber du sollst in der Hölle dafür schmoren, du Unhold!
Und mit diesen Worten kneift sie mich in die Seite, dass ich ausweichen muss und mit einem Fuß auf die Straße komme, wo ein Auto aus dem entgegenkommenden Verkehr mich anhupt.
Oje, wir sind quitt und halten erschrocken inne. Beschliessen Kaffee trinken zu gehen.
Und ich will ein weichgekochtes Ei, jubelt Emma.
Und ich ein Toast Hawaii!
Das reimt sich, lacht sie.
Emma will trotz der schweren Tasche, die sie trägt, und diversen Tüten mit Stiften, Zetteln, Büchern und Blumen, die ich trage, einen Umweg zu unserer Kaffee-und-Toast-Lokalität nehmen.
Wir laufen Muster auf den Gehwegpflastersteinen und reden in Reimen, um die Zeit zu verkürzen. Der Wind ist eisig und schneidet in die Haut. Emmas Rock flattert Cannes-mäßig.
Bleib hier stehen du Stinktier, sagt sie auf einmal und geht in einen Gebrauchtwarenladen.
Fünf Minuten später kommt sie wieder raus, mit einem kleinen Köfferchen.
Eine Nähmaschine?, frage ich, doch sie lässt meine Frage unbeantwortet.
Wir sind schon fast da, die Kälte macht uns still und schnell.
Erst als wir vor unseren Kaffeetassen sitzen, hinter roten Samtgardinen, in der Küche Toast und Eier gebrutzelt werden und aus den knarzigen Lautsprechern Beatles I feel fine kommt, sprechen wir wieder.
Mach auf, ist für dich, nickt Emma Richtung Köfferchen.
Auf meinen ungläubigen überraschten Gesichtsausdruck hin, reagiert sie mit einem energischeren, strengen Blick mit leicht zusammengekniffenen Augenbrauen.
Es ist eine alte Schreibmaschine, hellbraun und beige. Mit silbernem 50er Jahre Schriftzug.
Ich kann es gar nicht fassen und bin ganz sprachlos. Das findet Emma toll, dass sie es nach langer Zeit mal wieder geschafft hat, mich zu plätten.
So sehr, dass ich, als ich meinen Arm ausstrecken will, um ihr über den Tisch hinweg mit einer Hand zärtlich über die Wange zu streichen und Danke sagen will, ihre dreiviertel volle Tasse Kaffee umkippe. Das rosafarbene Tischtuch saugt sich in sekundenschnelle voll.
Im selben Moment klingelt mein Handy auch noch los, ich krame es mit wackliger Hand aus meiner Hosentasche und kapiere dann nicht wer dran ist.
Radio B? Wie, was wollen sie?
Emma ist mit einem Mal hellwach, springt vom Stuhl auf und hüpft von einem Bein aufs andere, so hoch, dass man denken könnte, auf der anderen Seite des Tisches stünde ein Trampolin.
Nicht auflegen Gantenbein! Bloß nicht auflegen, ruft sie.