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Eine verspätete Liebeserklärung
Da blickte ich dir in die Augen und nur für einen Moment dachte ich, fast hättest du mich geküsst. Einfach so. Weil der Moment da war und unser Lachen so ehrlich.
Nicht mehr als eine Handvoll Fotos sind mir von dir geblieben. Allesamt verwischt. Du konntest nie still halten, warst bei jedem Foto anderswo mit deinen Gedanken und so sind sie alle verschwommen geworden. Trotzdem habe ich sie nicht weggeworfen.
Einige Din A4-Seiten lagern in den Pappkartons im Schrank. Sie sind von uns. Ich warf Worte in feinen Bleistiftlinien auf ein leeres Blatt und du hast sie mit ungelenken, dunkelblauen Kugelschreiberbewegungen verbunden. Wir nannten es Kunst. Nur hat das niemand außer uns verstanden. Und seit du nicht mehr Teil meines Lebens bist, habe ich die Kunst an den Nagel gehängt und die Schranktür hinter ihr verschlossen.
Wir redeten von Weltverschwörungstheorien, anstatt Chemie zu lernen. Ich denke oft an diesen Nachmittag. Du redetest. Fast wären wir aus der Bibliothek geflogen, denn ich lachte zu laut und du gestikuliertest zu wild. Das ein oder andere Buch fiel dir zum Opfer und segelte in hohem Bogen und mit einem für die lesende Stille ohrenbetäubenden Knall gen Erde. Wir waren zu lebendig an diesem Tag für die staubige, märchenschwangere Luft der Bücherei. Wir saßen vor dem Esoregal, dem einzigen noch freien Tisch, den wir hatten finden können. Ein Mangel an Ernsthaftigkeit sei uns verziehen.
Eine gute Arbeit haben wir dennoch beide am nächsten Tag geschrieben. Meine noch besser als deine. Dabei hättest du mir an diesem wortgewaltigen Nachmittag alles erklären sollen. Um Worte warst du nie verlegen, so wenig wie um Gesten. Und es war dir egal, dass du anders warst.
Ich habe dir nie gesagt, wie sehr ich dich dafür bewundert habe. Dafür dass dir die Meinung der anderen so egal war. Du warst genial, du konntest dir das erlauben. Sicherlich. Aber bewundernswert blieb es dennoch. Ich wusste, meine geäußerte Bewunderung wäre nur in unserem Lachen untergegangen. Und so verschwieg ich sie.
Wir waren beide verrückt. Ich habe deine Nähe genossen. Immer. Weil es bei dir normal war, verrückt zu sein.
Unser Lachen war ansteckend. Meist haben die anderen nur die Köpfe geschüttelt und uns belächelt, aber uns uns sein lassen. Menschen, die lachen, denen kann niemand ernsthaft böse sein. Das hast du mir damals beigebracht. Nur dadurch, dass du mich hast lachen lassen.
Du standest immer nah bei anderen Menschen. Zu nah, als wolltest du ihre Gegenwart aufsaugen. Als könntest du ihre Existenz sonst nicht fassen, wenn du die Wärme nicht spürst, die ein Körper ausstrahlt, dich der Atem des anderen nicht berührt. Als hättest du zu viel Matrix gesehen. Aber das war auch der Fall.
Da blickte ich dir in die Augen und nur für einen Moment dachte ich, fast hättest du mich geküsst. Einfach so. Weil der Moment da war und unser Lachen so ehrlich.
Die Sonne vernebelte unsere Gedanken. Es war Sommer und einer jener Tage, an denen es die Hitze zu gut mit uns meinte.
Eiskalt perlte Wasser in hastigen Schlucken meine Kehle herunter und du hast mit wasserschweren, feuchten Fingern über die leichte Röte meiner Wange gestrichen. Als könntest du das Feuer, das in mir brannte, lindernd kühlen. Im Winter umschlangen deine meine Hände und du hast die Kälte aus ihnen vertrieben, ohne im Reden innezuhalten. Du hast sie gerieben und sacht mit deinem warmen Atem benetzt.
Wir haben gelacht. Verliebt aber waren wir nicht.
Verliebt schon, wir beide, aber nicht ineinander. Sondern ich in Lukas und du in die Sabine. Lukas hatte Probleme und Sabine einen Freund. Weder aus Lukas und mir, noch aus dir und Sabine ist je was geworden.
Vielleicht waren wir zu fixiert gewesen, alle beide. Das habe ich erst viel später gedacht, als Karina meinte, wir wären das perfekte Paar gewesen. Sie hatte lange mit dieser Äußerung gewartet. So lange, dass sich nicht das Gefühl eines verpassten was wäre, wenn ausbreitete, als sie es aussprach, sondern nur eine leicht nostalgische Stimmung. Sie hatte Funken in unserem Lachen fliegen gesehen, damals, die uns selbst entgangen waren.
Nicht mehr als eine Handvoll Fotos sind mir von dir geblieben. Allesamt verwischt. Du konntest nie still halten, warst bei jedem Foto anderswo mit deinen Gedanken und so sind sie alle verschwommen geworden. Trotzdem habe ich sie nicht weggeworfen.
Einige Din A4-Seiten lagern in den Pappkartons im Schrank. Sie sind von uns. Ich warf Worte in feinen Bleistiftlinien auf ein leeres Blatt und du hast sie mit ungelenken, dunkelblauen Kugelschreiberbewegungen verbunden. Wir nannten es Kunst. Nur hat das niemand außer uns verstanden. Und seit du nicht mehr Teil meines Lebens bist, habe ich die Kunst an den Nagel gehängt und die Schranktür hinter ihr verschlossen.
Wir redeten von Weltverschwörungstheorien, anstatt Chemie zu lernen. Ich denke oft an diesen Nachmittag. Du redetest. Fast wären wir aus der Bibliothek geflogen, denn ich lachte zu laut und du gestikuliertest zu wild. Das ein oder andere Buch fiel dir zum Opfer und segelte in hohem Bogen und mit einem für die lesende Stille ohrenbetäubenden Knall gen Erde. Wir waren zu lebendig an diesem Tag für die staubige, märchenschwangere Luft der Bücherei. Wir saßen vor dem Esoregal, dem einzigen noch freien Tisch, den wir hatten finden können. Ein Mangel an Ernsthaftigkeit sei uns verziehen.
Eine gute Arbeit haben wir dennoch beide am nächsten Tag geschrieben. Meine noch besser als deine. Dabei hättest du mir an diesem wortgewaltigen Nachmittag alles erklären sollen. Um Worte warst du nie verlegen, so wenig wie um Gesten. Und es war dir egal, dass du anders warst.
Ich habe dir nie gesagt, wie sehr ich dich dafür bewundert habe. Dafür dass dir die Meinung der anderen so egal war. Du warst genial, du konntest dir das erlauben. Sicherlich. Aber bewundernswert blieb es dennoch. Ich wusste, meine geäußerte Bewunderung wäre nur in unserem Lachen untergegangen. Und so verschwieg ich sie.
Wir waren beide verrückt. Ich habe deine Nähe genossen. Immer. Weil es bei dir normal war, verrückt zu sein.
Unser Lachen war ansteckend. Meist haben die anderen nur die Köpfe geschüttelt und uns belächelt, aber uns uns sein lassen. Menschen, die lachen, denen kann niemand ernsthaft böse sein. Das hast du mir damals beigebracht. Nur dadurch, dass du mich hast lachen lassen.
Du standest immer nah bei anderen Menschen. Zu nah, als wolltest du ihre Gegenwart aufsaugen. Als könntest du ihre Existenz sonst nicht fassen, wenn du die Wärme nicht spürst, die ein Körper ausstrahlt, dich der Atem des anderen nicht berührt. Als hättest du zu viel Matrix gesehen. Aber das war auch der Fall.
Da blickte ich dir in die Augen und nur für einen Moment dachte ich, fast hättest du mich geküsst. Einfach so. Weil der Moment da war und unser Lachen so ehrlich.
Die Sonne vernebelte unsere Gedanken. Es war Sommer und einer jener Tage, an denen es die Hitze zu gut mit uns meinte.
Eiskalt perlte Wasser in hastigen Schlucken meine Kehle herunter und du hast mit wasserschweren, feuchten Fingern über die leichte Röte meiner Wange gestrichen. Als könntest du das Feuer, das in mir brannte, lindernd kühlen. Im Winter umschlangen deine meine Hände und du hast die Kälte aus ihnen vertrieben, ohne im Reden innezuhalten. Du hast sie gerieben und sacht mit deinem warmen Atem benetzt.
Wir haben gelacht. Verliebt aber waren wir nicht.
Verliebt schon, wir beide, aber nicht ineinander. Sondern ich in Lukas und du in die Sabine. Lukas hatte Probleme und Sabine einen Freund. Weder aus Lukas und mir, noch aus dir und Sabine ist je was geworden.
Vielleicht waren wir zu fixiert gewesen, alle beide. Das habe ich erst viel später gedacht, als Karina meinte, wir wären das perfekte Paar gewesen. Sie hatte lange mit dieser Äußerung gewartet. So lange, dass sich nicht das Gefühl eines verpassten was wäre, wenn ausbreitete, als sie es aussprach, sondern nur eine leicht nostalgische Stimmung. Sie hatte Funken in unserem Lachen fliegen gesehen, damals, die uns selbst entgangen waren.