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Oishii heißt lecker

Text: Lotus
An einem Donnerstagabend sollte sie stattfinden, meine erste kulinarische Reise in das Land der aufgehenden Sonne, meine Sushi-Premiere.





Gespannt betrete ich mit einigen Freunden ein japanisch-panasiatisches Restaurant, das den vielversprechenden Namen „Oishii“ trägt. Wir finden uns in einem Raum wieder, der ganz und gar nicht europäisch anmutet. Die Wände sind weiß gestrichen, ohne Bilder, durch den ganzen Raum zieht sich an den Wänden entlang ein Band aus kaltem, blauem Licht. Auf der Suche nach einem Platz stoßen wir auf glatte Holztische ohne Tischdecken, umringt von Holzhockern. Von bequemen Rückenlehnen keine Spur. Alles wirkt so modern, puristisch und kühl. Auf jedem Tisch steht eine schlichte weiße Vase mit genau einer einsamen roséfarbenen Tulpe – ein Hauch von Leben. Vereinzelt trennen Bambusgewächse die Sitzgruppen voneinander. Wir entdecken einen freien Tisch direkt gegenüber der Arbeitsfläche der Sushi-Meister. Staunend verfolgen wir von dort das kunstvolle Anrichten der verschiedensten Sushi-Rollen.



Die erste Hürde taucht vor uns auf: die Speisekarte. Nigiri- und Maki-Sushi, Calpico und Lotus-Tee, Surimi und Sashimi, Inside Out Rolls und Yaki Tori. Ah ja, alles klar. Wir hätten dann gerne... ein wenig Bedenkzeit und schicken die Bedienung noch einmal weg. Allein die Auswahl der Getränke fällt schwer. Zu Sushi kann ich doch keine primitive Cola bestellen, da muss etwas stilechtes her. So entscheide ich mich für ein Lemon-Calpico, ein asiatisches Milchgetränk, das in diversen Geschmacksrichtungen angeboten wird. Die meisten meiner Freunde ziehen bei dieser Entscheidung nach. Außerdem finden noch ein Jasmin-Tee und eine Lychee-Limonade den Weg an unseren Tisch. Und dann beginnt das große Probieren. Ich bin mit meiner Wahl durchaus zufrieden und froh, dass ich mich nicht für die Lychee-Limo entschieden habe, in der sogar eingelegte Lychees schwimmen, die stark an die glibberige Kuhaugen aus dem Biologieunterricht erinnern.



Tapfer kämpfen wir uns unter kläglichen Übersetzungsversuchen weiter durch die Speisekarte und versuchen aus den Bildern zu erahnen, was uns erwarten wird. Nach verwirrendem Hin und Her fällt meine Wahl endlich auf eine Kombination aus Maki-Sushi und California Inside Out Rolls mit Lachs, Avocado und Thunfisch. Jetzt beginnt das gespannte Warten, und vorsichtig mustern wir die Teller, die frisch aus der Küche an unserem Tisch vorbeiziehen. Die Stäbchen liegen bereits an unserem Platz. Auch Sojasauce und das äußerst scharfe (sagt nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt!), aus Meerrettich hergestellte Wasabi stehen ebenfalls bereit.



Allmählich füllt sich das Restaurant, und kaum ein Platz bleibt unbesetzt. Erst jetzt, wo ich nicht mehr von der Speisekarte gefesselt werde, lasse ich meine Blicke über die anderen Restaurantbesucher schweifen. Ich sehe mich umgeben von hippen Trendsettern und durchgestylten jungen Leuten, die soeben der neuesten Modezeitschrift entsprungen zu sein scheinen. Gekonnt balancieren sie ihre Stäbchen zwischen den Fingern, fahren sich dabei mit der anderen Hand durch das gegelte Haar und schaffen es tatsächlich, die großen Sushi-Rollen auf dem Weg von der Sojasauce zum Mund nicht fallen zu lassen. Sie wirken wie eingefleischte Routiniers der asiatischen Küche, und ich frage mich, welches Bild ich gleich wohl abgeben werde.



Endlich ist es soweit! Acht kleine Rollen liegen, mit etwas Kunstgras verziert, vor mir, und ich probiere vorsichtig mein erstes Maki-Sushi, das von Algen umwickelt ist. Im Innern verbergen sich Reis und Fisch. Ein wenig kleben die Algen an meinem Gaumen, und langsam dringt der Fisch zu meinen Geschmacksnerven durch. Ein interessantes Geschmackserlebnis. Als nächstes probiere ich eine von den Inside Out Rolls, bei denen sich der Reis außen und die Algen - weniger aufdringlich - innen befinden. Ich glaube, damit kann ich mich schon eher anfreunden. Der Balance-Akt mit den Stäbchen klappt inzwischen auch ganz gut, und so teste ich noch ein paar weitere Sushi, bis ich die übrigen Rollen zum Tausch frei gebe. Nun rotieren unsere Teller, und ich lerne noch ganz andere Sushi-Variationen kennen. Aber ein Gericht gefällt mir besonders gut, und das werde ich bei meinem nächsten Besuch auf jeden Fall bestellen. Ich muss zugeben, dass dieses Gericht keine einzige Sushi-Rolle enthält; es ist nämlich ein Wok-Gericht mit verschiedenen Gemüsesorten und Reis...



Gelohnt hat sich dieser kulinarische Ausflug auf jeden Fall. Ich bin meiner Neugierde gefolgt und um einige „interessante“ Erfahrungen reicher geworden, aber ich glaube nicht, dass ich Sushi in meinen täglichen Essensplan aufnehmen werde. Es gibt ja noch so viele andere Essenskulturen zu entdecken! Wie wäre es denn mal mit indischen oder vietnamesischen Spezialitäten?

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