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Hotel am Bahndamm
Nach einem bild von Edward Hopper.
Der Raum an der Ostseite des Hotels hatte ein großes Fenster.
Das Licht flutete in das hell gestrichene Zimmer. Sie brauchte die Lampe nicht einzuschalten um zu lesen. Die Strahlen wärmten ihre nackten knie und brachten ihr hellrotes Satinkleid zum Glänzen. `Wenn er das nur sehen würde´, dachte sie.
Kurz schaute sie zu dem älteren Herrn am Fenster herüber. Er stand wie versteinert da, hielt eine Zigarette in der Hand und hatte nicht einmal bemerkt, dass sie ausgegangen war.
Er schaute in die Sonne und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Für einen kurzen Moment gab er sich hin, und umso mehr bereute er sofort danach den Kontrollverlust über sich selbst. `Na ja, sie hat es ja nicht gesehen´, dachte er, sich beruhigend.
Am liebsten wäre er einfach so stehen geblieben ohne sich jemals umdrehen zu müssen, denn dann hätte er sich ihr zugewandt, hätte etwas sagen müssen und er wusste doch nicht was. `Ein Kompliment wäre nicht schlecht für den Anfang, damit bringt man Gespräche in Gang´, überlegte er und sah zu Boden.
Er wusste nicht einmal welche Farbe das Kleid hatte, dass sie gerade trug. Er würde sich doch umdrehen müssen.
Sie blinzelte, denn dass von den Seiten des Buches reflektierte lichte blendete sie. Sie sah auf und sofort hatte sie diese bunten Punkte vor den Augen, `wie ein Feuerwerk´, dachte sie. Jetzt betrachtete sie ich genauer: ihr fiel auf, dass er gut aussah, obwohl er noch fünf Jahre älter war als sie. In ihrem Alter spielte das keine große Rolle mehr. Sie sollte etwas sagen, das wusste sie.
Bestimmt wartete er darauf, ein Lächeln huschte über ihr Gesicht; sie entschied sich. Im gleichen Moment als sie aufstand und das Buch weglegte, drehte er sich um. Beide erschraken etwas.
`Hellrot´, dachte er.
Keiner sagte etwas, sie starrten sich nur an, sie hatten wohl beide das gleiche gedacht.
Plötzlich fingen beide an zu lachen, sie prusteten und schüttelten sich, sie konnten nicht mehr aufhören zu lachen; nach zehn Minuten lagen sie sich, immer noch kichernd, in den Armen.
Auf dem Bett.
Sie schauten sich an. Beide wussten jetzt, was sie sagen wollten und sie wussten, dass es wahr war. Aber er konnte es noch nicht, die alte Angst es nicht richtig auszudrücken; das sah sie in seinem Gesicht. Sie lächelte und er schien erleichtert zu sein. Ich dich auch, sagte sie und gab ihm einen Kuss.
Alles Gute zum zwanzigsten Hochzeitstag, sagte er.
Der Raum an der Ostseite des Hotels hatte ein großes Fenster.
Das Licht flutete in das hell gestrichene Zimmer. Sie brauchte die Lampe nicht einzuschalten um zu lesen. Die Strahlen wärmten ihre nackten knie und brachten ihr hellrotes Satinkleid zum Glänzen. `Wenn er das nur sehen würde´, dachte sie.
Kurz schaute sie zu dem älteren Herrn am Fenster herüber. Er stand wie versteinert da, hielt eine Zigarette in der Hand und hatte nicht einmal bemerkt, dass sie ausgegangen war.
Er schaute in die Sonne und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Für einen kurzen Moment gab er sich hin, und umso mehr bereute er sofort danach den Kontrollverlust über sich selbst. `Na ja, sie hat es ja nicht gesehen´, dachte er, sich beruhigend.
Am liebsten wäre er einfach so stehen geblieben ohne sich jemals umdrehen zu müssen, denn dann hätte er sich ihr zugewandt, hätte etwas sagen müssen und er wusste doch nicht was. `Ein Kompliment wäre nicht schlecht für den Anfang, damit bringt man Gespräche in Gang´, überlegte er und sah zu Boden.
Er wusste nicht einmal welche Farbe das Kleid hatte, dass sie gerade trug. Er würde sich doch umdrehen müssen.
Sie blinzelte, denn dass von den Seiten des Buches reflektierte lichte blendete sie. Sie sah auf und sofort hatte sie diese bunten Punkte vor den Augen, `wie ein Feuerwerk´, dachte sie. Jetzt betrachtete sie ich genauer: ihr fiel auf, dass er gut aussah, obwohl er noch fünf Jahre älter war als sie. In ihrem Alter spielte das keine große Rolle mehr. Sie sollte etwas sagen, das wusste sie.
Bestimmt wartete er darauf, ein Lächeln huschte über ihr Gesicht; sie entschied sich. Im gleichen Moment als sie aufstand und das Buch weglegte, drehte er sich um. Beide erschraken etwas.
`Hellrot´, dachte er.
Keiner sagte etwas, sie starrten sich nur an, sie hatten wohl beide das gleiche gedacht.
Plötzlich fingen beide an zu lachen, sie prusteten und schüttelten sich, sie konnten nicht mehr aufhören zu lachen; nach zehn Minuten lagen sie sich, immer noch kichernd, in den Armen.
Auf dem Bett.
Sie schauten sich an. Beide wussten jetzt, was sie sagen wollten und sie wussten, dass es wahr war. Aber er konnte es noch nicht, die alte Angst es nicht richtig auszudrücken; das sah sie in seinem Gesicht. Sie lächelte und er schien erleichtert zu sein. Ich dich auch, sagte sie und gab ihm einen Kuss.
Alles Gute zum zwanzigsten Hochzeitstag, sagte er.