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Dear Wendy - Et in toto plurimus orbe legor

Text: fozzybaerchen
Nach einem Drehbuch von LARS VON TRIER 'Dear Wendy' Das neue Meisterwerk von Charlotte Mirabeau.

Conductus:



In einen Harung, jung und stramm, zwo, drei, vier, ßtata, tirallala, der auf dem Meeresgrunde schwamm, verliebte sich, o Wunder, 'ne olle Flunder.



Der Harung sprach: "Du bist verrückt, du bist mir viel zu platt gedrückt. Rutsch mir den Buckel runter, du olle Flunder."



Da stieß die Flunder auf den Grund, wo sie 'nen goldnen Rubel fund, ein Goldstück von 10 Rubel, o welch ein Jubel.



Da war die olle Schrulle reich, da nahm der Harung sie sogleich, denn so ein alter Harung, der hat Erfahrung.



Doch ach, da kam 'ne Inflation, da stieß der Harung sie vom Thron. Die Flunder war alleine, o weine, weine.



Und die Moral von der Geschicht: Verlieb dich in 'nen Harung nicht, denn so ein alter Harung, der hat Erfahrung.







Erzähl mir alles!

Banales, Nützliches, Bewegendes - keinen Aspekt des Lebens lassen die BLOGS genannten Online-Tagebücher aus.



Auf jegliche Gebäude wurde bewußt verzichtet, um nicht von der Figur abzulenken. Zur Orientierung wird die Kulisse jedoch grob mit Kreide skizziert. Den Regieanweisungen entsprechend werden Plot und Storyboard nur grob vorgezeichnet: 36 Stühle und 2 Kreidestriche bilden den Ausgangsort der Geschichte - ein Aeroplan.



Caput 1

In welchem Charlotte erwacht, etwas liest und auf ihren Kaffee wartet.



Ein erstes Räkeln. Routinemäßige Bestandsaufnahme. Neben mir liegt ein nackter Mann. - Same shit, different day. Jedoch der Ort ruft Befremden hervor. Erste Gedanken: Aha... wir sind also nicht zu mir gegangen.

Eine Schlußfolgerung auf die Lokalität läßt sich daraus jedoch noch nicht ziehen. Ich erhebe mich um die Küche zu suchen - Kaffee!!!



Stehend beginne ich die Situation zu überblicken. Ich befinde mich in einem Flugzeug.

- Ach ja... genau: Urlaub und so...

Ein Steward kommt und fragt ob er behülflich seien könne.

Heiser krächzend antworte ich: Tas..ka*husthust* und Spucke einen gelben Klumpen in den Aschenbecher neben mir.

"Was?"

Mit Handundfußesperanto erkläre ich ihm, daß ich kaffee-, zigaretten- und zeitungsbedürftig sei.

Er scheint zu verstehen und bringt mir einen Stapel Zeitschriften, Kippen und Kaffee. Die restlichen Reisenden schlafen noch.



Caput 2

In welchem Charlotte frühstückt.



Da ich Bauchschmerzen bekomme wenn ich morgens in den Spiegel schaue ziehe ich erstmal den STERN (Nr. 38 / 15.09.05) vor. Ich blättere gelangweilt bis Multimedia - der Rest ist tagtäglich eh das selbe: USA führen Krieg, Ölpreise steigen, Selbstmordattentäter usw usf

"Erzähl mir alles!"

Beim lesen des Artikels wird mir zum ersten Mal bewußt daß ich wohl so etwas wie ein gemeiner BLOG bin. Das stört mich allerdings herzlich wenig. Es ärgert mich jedoch sehr daß man dem spannenden Leben von Björn Harste (shopblogger.de) den Vorzug meinem gegenüber zugestand. Ich bin gelinde gesagt empört. Wenn der STERN schon über einen Bremer Blogger schreibt dann doch bitte schön über mich!

Verärgert werfe ich dem Steward das Schundheft vor die Füße. " Pfui... Majestätsbeleidigung!" Erschrocken versucht er mich mit Erfrischungstüchern, German Kleinigkeiten und Sektfläschchen zur Raison zu bringen.

"Ich brauche Schnaps!"

Er nickt verständig als wenn er den kleinen aber feinen Unterschied zwischen wollen und brauchen begreifen würde.



All inclusive ist all inclusive ist...



Kuemmerling klopfend widme ich mich der Lektüre einer Reisebroschüre zum Thema Türkei.

"Für das Meer oder für das Nachtleben, für was die 24 Stunden nicht ausreichen? Oder aber um Ruhe zu suchen, Stille zu finden, Dorfleben zu genießen, sich in seinem Aquariumwasser zu vermehren..."

Klingt nach einem späten Jandel.

Aber Hallo?! Nur rumhurende Idioten, die an einem unverbindlichen Plausch seiner 2 Titchen mit anderen Idioten interessiert ist fährt im November noch in die Türkei, wo wie ich bei meinem RTL sah Scheiße direkt ins Meer pumpt. - Ein Glück flieg ich nach Rhodos. Zwar kann man von dort aus zur Türkei rüberspucken (wertfrei gemeint!) aber es ist immerhin Griechenland, das, trotz magerer Quote, das Land der Sexweltmeister ist, wie ich in der Bild las.



Im Spiegel begegnet mir erneut das Thema I-net. Und abermals kein Wort von mir.

"Die Profis surfen schon lange im Internet, auf [...] Porno-Websites [...] Die typische Reaktion auf Pornographie ist Masturbation. Wenn wir in einer pornographischen Gesellschaft leben, hieße das auch, dass wir in einer Masturbationsgesellschaft leben. Wer nur noch mit runtergelassener Hose oder hochgezogenem Rock vor dem Rechner sitzt... usw usf "

So ein Quatsch mit Soße. Wer zuviel masturbiert hat entweder zu wenig Fickfreundschaften oder trinkt zu wenig Bier. Das Wort steckt da immerhin schon drin M A S T U R B I E R E N. Eine T-Shirt Weisheit: Beer - helping ugly people to have sex...

Dennoch lasse ich Frau von Schirach ihre Idee weiterspinnen.

"90% der Männer und 86% aller Frauen machen es regelmäßig..."

Was sind das nur für fingierte Zahlen. Späche man von jeweils 120% dann wäre das sogar noch ehrlicher.

"der Anteil weiblicher Onanisten schnellte in den vergangenen [...] Jahren um 50% in die Höhe..."

Aber sicher! Vorher taten es bestimmt nur 43%... natürlich!

Und schwups fliegt das nächste Schundheft den Gang runter.



Caput 3

Vorläufiges Ende bis zur Fortsetzung "Welcome to Monkey Island"



Das Flugzeug setzt hart auf und die aus dem Schlaf geschreckten klatschen wie die Seehunde im Zoo mit ihren Flossen Beifall. Ich klatsche nicht - das ist mir einfach zu doof. Ich applaudiere doch auch nicht dem Briefträger nur weil er ausnahmsweise mal seinen Job erledigt.



Schnell ziehe ich meinen Rock wieder runter, wische mir mit einem Erfrischungstuch den Glibber von den Fingern, nehme die noch halbvolle Flasche Schnaps mit mir und gehe zum Ausgang.

"Kommt her ihr geilen Griechen, rollt den roten Teppich aus... die Weltenkönigin ist da und will sich paaren...Möge der Urlaub beginnen..."





Nachtrag - Abgesang auf eine Antiheldin:

Gestützt auf den Antrag einer Kommission wurde beschlossen: Der Artikel [...] habe "durch die darin ausgedrückten Gedanken bei allen [...] ohne Ausnahme Gefühle des Zorns, der Abscheu und des Entsetzens hervorgerufen, die indessen bald durch das Gefühl des Mitleids abgelöst wurden, als man erfuhr, daß [...] die Verfasserin der Abhandlung, an geistiger Verwirrung und Verstandesstörung leidet. Mit Hinblick auf den krankhaften Zustand der Unglücklichen hat die edaktion in ihrer Sorgsamkeit und väterlichen Fürsorge ihr vorgeschrieben, ihr Haus [WG] nicht zu verlassen, und sie hat für sie unentgeldliche medizinische Hilfe angeordnet, zu welchem Behuf die lokale Behörde einen der ihr untergebenen Ärzte abordnen wird.



christina-uwarow




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