Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben
Aus der ehemaligen jetzt-Community: Du liest einen Nutzertext aus unserem Archiv.

Appetit holen ist ok, gegessen wird zu Hause

Text: Atreyu
Ich habe lange nicht mehr zu Hause gegessen. Nein, ich bin kein Fremdesser. Ich habe bloß kein Zuhause mehr.

Anfangs, nachdem ich heimatlos geworden bin, habe ich eine Zeit lang gar nichts mehr gegessen. Aber irgendwann packte mich der Appetit, wie es einem früher oder später wohl immer so geht. Ich entdeckte das kulinarische Angebot außerhalb der gewohnten, ehemals heimischen Küche. Alles mit Niveau. In schmierige Pommesklitschen oder zwielichtige Rotlichtrestaurants hat es mich nie gezogen. Ich habe im Schnellimbiss gegessen, vom Buffet gekostet und fünfgängig im Luxusrestaurant getafelt. Manchmal konnte ich gar nicht genug kriegen, manchmal hätte ich's mir lieber gespart. Doch eins war immer gleich: egal was aufgetischt wurde, den Hunger hat es nie lange gestillt. Es konnte noch so gut sein, irgendetwas fehlte. Deshalb esse ich jetzt wieder weniger und ernähre mich vor allem vom Heißhunger, den ich beim Gedanken bekomme, in einer versteckten Ecke meiner Wohnung einen neuen gedeckten Tisch im Kerzenschein zu finden, von dem ich, wenn ich auswärtig mal wieder ein Gourmetangebot sehe, mehr als je zuvor sagen kann: Appetit holen ist ok, aber gegessen wird zu Hause.

Mehr lesen — Aktuelles aus der jetzt-Redaktion: