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Trennungsphasen

Text: Betonklotzprinzessin
Ich habe alle Trennungsphasen durchlaufen. Ich war traurig, verzweifelt, wütend und gleichgültig. Und jetzt halte ich Erinnerungen warm.

Tausend mal hab ich Deine Kleidung aus dem Schrank in eine Tüte und zurück geräumt. Und jedes mal hab ich an ihnen gerochen. Auf der Couch hab ich geschlafen. Zwei Monate lang. Weil es unser Bett war. Weil wir es gekauft haben. Weil Du es zusammengebaut hast. Meinen Spiegel hab ich abgedeckt. Weil ich ihn damals zerschlagen hab. Weil ich gedacht habe, dass ich dich verliere. Unsere Bilder habe ich abgehängt. Deine Zahnbürste habe ich im Becher gelassen. Neben meiner. Deine Nummer war immer noch die erste in der Wahlwiederholungsliste. Oft habe ich Deine CD gehört, die ich so schrecklich gefunden habe. Und ich habe Kerzen auf das Fensterbrett gestellt, wenn es dunkel war. Habe sie angeschaut wie Dich im Schlaf. Ein Stück Salami habe ich gegessen. Weil Du Dich so kaputtgelacht hast, als ich mich versprochen habe. Deine Schokolade habe ich nicht angerührt. Sie liegt noch auf dem Nachttisch, wenn Du wiederkommst und morgens Deine Schokolade willst. Deine grauen Riesen-Socken zieh' ich manchmal an, wenn ich kalte Füsse habe. Weil Du damals gesagt hast, ich soll das machen, wenn Du mal nicht da sein kannst um meine Füsse zu wärmen.

Habe mich gefragt warum. Habe Theorien aufgestellt und Pläne geschmiedet. Habe mich betrunken und bin gescheitert. In der nächsten Woche bin ich meinem alten Leben hinterhergelaufen. Habe mich belogen, dass alles gut wär'. Habe fast nicht mehr getrunken. Habe wieder ein bisschen gegessen. Habe den Spiegel aufgedeckt und Deinen Namen von dem Fach in meinem Schrank gekratzt.

Dann war Wochenende. Ich hab Dich mit ihr gesehen. Habe Liebe zu Hass gemacht. Habe Dich angeschrien und Dir eine gewischt. Hab wieder getrunken und mich dem nächstbesten an den Hals geschmissen. Hab Dich gehasst. Zehn Minuten lang.

Ich hab Deine Sachen alle in die Tüte gepackt. Und ich war wütend. Sechs lange Tage.

Dann hab ich alles hinter mir gelassen. Habe das "wir" hinter mir gelassen. Jetzt habe ich Dich in Erinnerung als das, was Du für mich warst. Und manchmal zieht unser Film wieder an mir vorbei und ich bleibe dann stehen und atme die Zeit nochmal tief ein. Aber ich gehe dann auch weiter und schaue mich nicht einmal mehr um. Denn ich hab alle Phasen der Trennung durchlaufen. Und jetzt baue ich mir meine Träume wieder auf. Ohne Dich.

Und machmal... weine ich!

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