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Ich liege neben dir

Text: KleinOrangenmaedchen
Ich liege neben dir. Ganz nah. Und möchte dir doch noch näher sein. Mit geschlossenen Augen sehen wir klar, in dieselbe Richtung.

Wir lächeln verträumt. Ich seufze. Du nimmst meine Hand und küsst zärtlich jeden Finger: „Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab´?“

Ich glaube, genau in diesem Moment bin ich glücklich. Dem Glück so nah. Und dir. Bist du das Glück? Bist du mein Glück? Bist du auch glücklich? Deine Lippen, die auf sanfte und doch fordernde Weise mit meinen spielen, geben mir die Antwort, die ich mir wünsche.

Es ging schnell. Zu schnell?

Vor ein paar Wochen noch lag ich dort mit ihm. Meiner ersten großen Liebe. Die dann plötzlich doch nicht mehr so groß war. Nicht groß genug. Meine Gedanken schweifen in die Vergangenheit. Zu den schönen Momenten mit ihm. Es sticht in meinem Herzen und meine Augen werden nass. Salzig. Es musste ja so kommen, sagen jetzt viele. Der riesige Altersunterschied. Die unterschiedlichen Interessen. Die große Entfernung. „Dass Chemiker und Poetin es dann doch über zwei Jahre zusammen ausgehalten haben.“, staunte meine Freundin vor wenigen Wochen. Sie hat ja Recht. Aber es war Liebe. Erste Liebe. Man dachte nicht an ein Ende, wollte nicht an ein Ende denken. Wir genossen die Neugier des anderen, die so neuen Augenblicke zu zweit und schließlich dieses riesige Vertrauen. Du hast dir ein Haus in meinem Herzen gebaut und hast den Schlüssel erst einmal weit weggeworfen. Ich wollte dich nicht so schlagartig rauswerfen. Wollte nicht, dass das Haus zu deinem Grab wird. Wollte leben. Lieben. Anders als du?!

Wir stehen auf und gehen Hand in Hand zum Fenster. Die Nachtluft ist kalt und strömt ins Haus. Es leuchtet vom Himmel hinab, direkt in unsere Herzen. Das Sternenlicht spiegelt sich in deinen Augen. Du funkelst. Wir blicken in die Nacht. In die Zukunft. In ein Schwarz, in dem wir bunte Farben erkennen. Halten uns ganz fest. Frieren nicht. Du riechst gut. Nach Natur und Freiheit. Und dein Mund schmeckt wie die wunderschönen Worte, die noch kurz vor diesem Kuss über deine zarten Lippen kamen. Wir lächeln uns zu und leuchten. So wie die Sterne. Fühlen uns wie Sterne. Unendlichkeit.

Ich reiche dir meine Hand und würde in diesem Augenblick jeden Weg mit dir einschlagen. Wir gehen zurück zum Bett. Reden. Über das Leben. Über Gott. Über die Lust. Die Liebe. Das Glück. Kinderherzen. Über uns. Dann schweigen wir und fühlen uns trotzdem wohl. So wohl.

Die Kerzen vor dem Bett verbreiten einen Duft, der langsam den ganzen Raum einnimmt. Es ist unser Duft. Es sind unsere Lichter. Wir lieben Lichter. Du bist mein Licht.

Ich denke zurück. An die letzten Telefonate mit meinem Ex. Ex, was für eine blöde Abkürzung für den Menschen, der mir all die Jahre so unglaublich nah, so unglaublich wichtig war. Seine Stimme klang so leer und hilflos. Ich wollte ihn in den Arm nehmen und so fest drücken, dass er sich niemals mehr alleine fühlt. Wollte ihn doch nicht alleine lassen! Wir gehören zusammen, haben wir immer gesagt. So viele Erinnerungen schweben in meiner Seele umher. Ich versuche, aufzuräumen, Momente zu sortieren und dann alle gemeinsam in eine Schatzkiste zu packen. In meinem Herzen.

Wie oft habe ich versucht, noch einmal mit dir zu reden, dich zu trösten, dir den Schmerz wegzunehmen, dir zu sagen, dass du immer noch sehr wichtig für mich bist. Dass ich dich nicht verlieren möchte. Du blockst schon seit Wochen ab. So lange Zeit deine Stimme nicht mehr gehört, dein „Ich liebe dich.“. Ist die Vorstellung überhaupt realistisch in einer Welt voller Gefühle, dass zerbrochene Liebe in lang währende Freundschaft übergehen kann? Ich seufze.

Du schaust mich an und ich muss lächeln. Du verstehst mich.

Hast mich schon früh verstanden. Hast dir für mich Zeit genommen. Wolltest mich kennen lernen. Ich habe an den letzten Wochenenden so richtig gelebt. Habe so viel gelächelt, dass ich im Spiegel die Falten zählen kann. Ich kuschele mich an deinen warmen Körper, spüre deine Nähe und schlafe langsam neben dir ein. In meinen Träumen bilden alte Erinnerungen ein Puzzle meines Lebens. Es sieht ziemlich chaotisch aus. Die Sonne scheint, dann regnet es. Ich mag den Regen. Bist du das Puzzleteil, mit dem mein neues Leben weitergeht?

Ich wache auf und beobachte dich beim Schlafen. Mein Finger fährt zärtlich deine Konturen nach. Du bist so schön. Ich schmiege mich ganz fest an dich und schaue dir ganz tief in die sandigen Augen, die langsam den neuen Tag begrüßen. Mit all seinen Farben. Du küsst mich wach und lächelst so verträumt. Unsere Hände verknoten sich. Ich höre deine ersten Töne des Tages. Du bist so sanft. Ich liege neben dir.






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