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Die Sehnsucht

Text: Sargobert
Sehnsucht versteckt sich wie ein Insekt, im Schlaf merkst du nicht, dass es dich sticht.

Eine Sehnsucht in meinem Herzen frisst mich auf, langsam, stetig, ohne Erbarmen. Es frisst sich durch mein Herz, über meine Seele breitet sie sich aus und verweilt in meinem Kopf, wo sie mich nicht mehr klar denken lässt. Frisst mich auf und lacht mich danach hönisch aus, während sie noch den Teller ableckt, mit einem teuflischen Grinsen im Gesicht.



Sie beobachtet mich nachts, aus der dunklen Zimmerecke. Lässt mich nicht schlafen, giert nach meiner Seele, giert danach mich in Stücke zu reißen und mich in einem Fluss zu versenken. Langsam treibe ich hinaus auf den Ozean, nur noch Fetzen, einen Verwesungsgeruch hinter mir herziehend. Haie meiden mich, wenn sich mich fressen, werden sie einen langsamen, schmerzvollen Tod sterben, genau wie ich, so ist das Los.



Mein Schädel zerplatzt unter dem Druck. Ich muss diese Sehnsucht erfüllen, will ich ihr entkommen, aber wie? Erfolg, Liebe, Geld, Macht, Verlangen in einer Welt in der man sterben sollte, solange man noch kann, doch man verweigert dir selbst den Tod.



Ich werde langsam an ihr zugrunde gehen, sterben, an Verzweiflung, wenn nicht an Verzweiflung, an Gram und Selbsthass. Sterben, langsam, vielleicht schon morgen, liege ich da, ein Messer in der Brust, tiefe Schnitte in den Handgelenken, Blut rinnt aus der Kehle, eine Kugel hat meinen Schädel zerfetzt und das Gehirn herausgepresst.



Glücklich werd ich nirgendwo, der Finger rutscht nach Mexiko, doch er versinkt im Ozean, Sehnsucht ist so grausam.

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