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Mehr als nur platonische Freundschaft?

Text: sternchen
Einstein. Er war schon Genie. Hier im Café Einstein erinnert dennoch nichts an ihn. Warum er so mit dem Fuss wippen würde, habe ich ihn gefragt. Das ist der Beat, bekomme ich als Antwort. P. und ich setzen das Gespräch fort...

Wir sprechen über Regicide. Seine Band. Mitte des Monats erscheint ihr erstes Album. Violin - Metal. Seine Musik verleiht mir immer wieder eine Gänsehaut. Und über sein Studium. Darüber, was Ende des Monats kommt. Er wird gehen. Nach Bremen. Es ist nicht weit, aber die Freundschaft wird es schon merken. Er wird einen neuen Freundeskreis haben, nur selten hierher zurück kommen. Das ist schade. Mir wird wieder mal ein guter Freund genommen. Vielleicht. Er fängt wieder an zu wippen. Das ist Bremen, lässt er mich wissen. Bremen. Ist es nicht vielleicht auch was anderes?

Die anderen gehen. P. und ich bleiben alleine zurück und machen es uns auf dem Sofa bequem. Auch ich ertappe mich dabei, wie mein Fuss auf und ab wippt und ich zunehmend nervöser werde. Und was ist das, will P. wissen.

Ich kann es ihm nicht sagen. Langsam haben sie Gefühle in mein Herz zurück gekämpft, so wie vor einem Vierteljahr, als wir nach der Theaterpremiere abgestürzt sind. Wir haben unseren Erfolg gefeiert. Alles andere vergessen. Getrunken. Und uns Arm in Arm eng umschlungen im Einstein wiedergefunden. Die anderen haben geguckt, aber nichts gesagt. Verlieben macht Spass.

Jetzt sitzen wir wieder so dort. Wie vor drei Monaten. 92 Tage. 2208 Stunden. 132480 Minuten. 7948800 Sekunden. Oft habe ich in der vergangenen Zeit daran gedacht. Auch ermacht an diesem Abend immer wieder zweideutige Anspielungen. Doch passieren tut nichts. Meine Freundin sitzt mir im Nacken. Sie ist auch da. Und unsterblich in genau ihn verliebt...

Er sagt, dass er jeden Abend an mich denken muss, wenn er die Sterne sieht. Er liegt in seinem Bett und stellt sich vor, wie ich auf dem Bett sitze - wie bei Grease bei der Pyjama-Party - und ich "In meiner Badewann bin ich Kapitän..." singe... er ankommt und mein Zimmer überflutet. Das ist eine alte Wette. Gestern haben wir sie besigelt. Er wird es nicht machen. Ich bin mir sicher.

Wir sind draussen. Es ist sternenklare Nacht. Wir stehen da, doch keiner weiß, wie man sich verabschieden soll. Ich will losfahren. Er nimmt mich in den Arm und drückt mir einen Kuss auf die Wange.

Ich bin glücklich. Ist es doch mehr als eine platonische Freundschaft? Bin ich verliebt? Nein. Ich mag ihn. Mehr darf nicht geschehen. Es würde unsere Freundschaft zerstören. Und das ist es mir nicht wert...

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