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Wund am Strand
Würde die Qualität und die Bombastigkeit eines Konzerts nach einem hochkomplexen Hitzeschweißkoeffizienten gemessen, dann wäre der Gig von den alle Indierockfantasien in den Himmel wachsen lassenden The Kooks, "the best live band we've seen all year" (NME), aus Brighton/England am 18.2.2006 im Berliner Magnet mit etwa 100 Grad Celcius und 3 bis 4 Litern Vorsprung das beste Konzert meines Lebens gewesen.
Es ist kurz nach 0 Uhr. In kuscheliger Enge stapeln sich mehrere hundert erwartungsvolle Gesichter vor der Bühne, die in ein paar Minuten von The Kooks betreten wird. Ich ahne es bereits hier: Es wird heute nicht möglich sein, eine angemessen distanzierte pseudomusikjournalistische Haltung im hinteren Bereich des Saals einzunehmen. Keine lästernd-rotzig-coolen Sprüche über die stinkenden, immer mindestens ein fremdes Körperteil im Gesicht habenden Erstereihenweirdos, die sich die Dusche vor dem Konzert hätten sparen können. Ich schaue mich um, ich stehe definitiv im ersten Viertel des Raumes.
"D'you want to go to the seaside?" Diese Frage hat Luke Pritchard, Sänger der Kooks, direkt an mich gestellt. Dort wäre es zwar langweiliger und man könnte auch längst nicht so gut Leute unbemerkt in für sie gerade unerreichbare Körperstellen kneifen. Aber das Atmen fiele leichter und man müsste beim Einatmen auch nicht aufpassen, dass durch die Ausdehnung der eigenen Lungen die ersten zwei bis fünf Reihen schreiend und wahllos in Ohnmacht fallend auf die Bühne krachen. Im Strandkorb sitzen, Möwen beim Liebesspiel beobachten, die Augen schließen, das Kreischen der Möwen beim Liebesspiel genießen...
Als ich mich gerade in meinen möwenorientierten Traum vertiefen will, erlischt der Sound der Akustikgitarre und habe ich das Gefühl, jemand hat mir meinen schönen, warm-flauschigen Strandkorb umgekippt und jetzt springen circa 25 Kindergartenkinder schreiend, gröhlend und mit Dreck schmeißend auf mir herum. Ich mache mal die Augen wieder auf.
"Do you want to see the world" Knall. Bumm. Peng. Das war's jetzt mit meinem schönen Traum. Erstaunlich, in wie viele Richtungen sich ein menschlicher Körper gleichzeitig bewegen kann. Ich sehe eine Lockenfrisur mit einem Mikrofon davor wenige Meter vor mir nervös-exaltiert durch die tropisch warmfeuchte Luft zucken. Ich spüre nur noch Ellenbogen, Hitze, eigenen Schweiß, fremden Schweiß, nasse Haare, die mir ins Gesicht klatschen. Menschen vor mir, hinter mir, links und rechts neben mir tanzen sich ganze Hirnregionen aus dem Schädel.
Die Energieübertragung hat funktioniert, sie haben uns. Nur bei den etwas poppigeren Stücken zeigen The Kooks wie auf ihrem Album "Inside/Out" (VÖ 31.3.2006) eindeutig Schwächen, was man augenblicklich an der schwächer werdenden Performance des Publikums ablesen kann. Songwriter sind sie nicht, für eine dreckig-verschwitzte Nacht, vollgestopft bis oben mit Rockmusik und mit tanzschmerzverzerrten Beinen haben sie alles in die Koffer gepackt und haben es heute restlos in unsere Ohren, Körper und Köpfe geschmissen.
So. Das Album ist durch. Ich auch.
Es ist kurz nach 0 Uhr. In kuscheliger Enge stapeln sich mehrere hundert erwartungsvolle Gesichter vor der Bühne, die in ein paar Minuten von The Kooks betreten wird. Ich ahne es bereits hier: Es wird heute nicht möglich sein, eine angemessen distanzierte pseudomusikjournalistische Haltung im hinteren Bereich des Saals einzunehmen. Keine lästernd-rotzig-coolen Sprüche über die stinkenden, immer mindestens ein fremdes Körperteil im Gesicht habenden Erstereihenweirdos, die sich die Dusche vor dem Konzert hätten sparen können. Ich schaue mich um, ich stehe definitiv im ersten Viertel des Raumes.
"D'you want to go to the seaside?" Diese Frage hat Luke Pritchard, Sänger der Kooks, direkt an mich gestellt. Dort wäre es zwar langweiliger und man könnte auch längst nicht so gut Leute unbemerkt in für sie gerade unerreichbare Körperstellen kneifen. Aber das Atmen fiele leichter und man müsste beim Einatmen auch nicht aufpassen, dass durch die Ausdehnung der eigenen Lungen die ersten zwei bis fünf Reihen schreiend und wahllos in Ohnmacht fallend auf die Bühne krachen. Im Strandkorb sitzen, Möwen beim Liebesspiel beobachten, die Augen schließen, das Kreischen der Möwen beim Liebesspiel genießen...
Als ich mich gerade in meinen möwenorientierten Traum vertiefen will, erlischt der Sound der Akustikgitarre und habe ich das Gefühl, jemand hat mir meinen schönen, warm-flauschigen Strandkorb umgekippt und jetzt springen circa 25 Kindergartenkinder schreiend, gröhlend und mit Dreck schmeißend auf mir herum. Ich mache mal die Augen wieder auf.
"Do you want to see the world" Knall. Bumm. Peng. Das war's jetzt mit meinem schönen Traum. Erstaunlich, in wie viele Richtungen sich ein menschlicher Körper gleichzeitig bewegen kann. Ich sehe eine Lockenfrisur mit einem Mikrofon davor wenige Meter vor mir nervös-exaltiert durch die tropisch warmfeuchte Luft zucken. Ich spüre nur noch Ellenbogen, Hitze, eigenen Schweiß, fremden Schweiß, nasse Haare, die mir ins Gesicht klatschen. Menschen vor mir, hinter mir, links und rechts neben mir tanzen sich ganze Hirnregionen aus dem Schädel.
Die Energieübertragung hat funktioniert, sie haben uns. Nur bei den etwas poppigeren Stücken zeigen The Kooks wie auf ihrem Album "Inside/Out" (VÖ 31.3.2006) eindeutig Schwächen, was man augenblicklich an der schwächer werdenden Performance des Publikums ablesen kann. Songwriter sind sie nicht, für eine dreckig-verschwitzte Nacht, vollgestopft bis oben mit Rockmusik und mit tanzschmerzverzerrten Beinen haben sie alles in die Koffer gepackt und haben es heute restlos in unsere Ohren, Körper und Köpfe geschmissen.
So. Das Album ist durch. Ich auch.