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1/2 Onenightstand - oder?

Text: rasenmaeherkaputtmacher
Gestern hast du deine erste Fliege getötet, wenige Stunden später meinen Verstand außer Gefecht gesetzt und ich dache mit nichts dabei, weil ich nicht mehr denken konnte, als du mich geküsst hast und eigentlich wollte ich dich ja nur besuchen und hatte nie die Absicht über Nacht zu bleiben.

Doch wir blieben sitzen als der Film mit den zwei Dauerjunkies zu Ende war und irgendwann berührte deine Hand meine und meine andere deinen Nacken. Du hast keine Locken und deine Haare sind auch nicht so lang, wie meine.

Du hast mich am Arm gestreichelt und ich habe gekichert. Man – und du auch und ich habe es gemocht. Ich mag Leute, die kichern und als du deine Hand unter mein T-Shirt gesteckt hast, war es draußen schon dunkel und wir fanden es auf dem Sofa zu eng und legten uns in dein Bett und wir hatten eigentlich keinen Sex, sondern haben nur rumgefummelt und uns geküsst und, ja…das Gefühl war schön, aber nur am Schwanz und sonst fand ich dich sympathisch und nett und du siehst ja auch gut aus und doch fand ich es unpassend, dass wir sogar nur Halbsex hatten. Weil so süß fand ich dich dann doch nicht. Obwohl du einen schönen Körper hast und obwohl du auch schöne Haut hast, weich vor allen Dingen.



Und dann wolltest du mich ficken und für einen kurzen Augenblick sagte mein Verstand und mit ihm ich selber „nein“ und dann war alles schnell vorbei und du hast dich neben mich gelegt und bist eingeschlafen – mit dem Rücken zu mir und ich lag noch lange wach und tausend Gedanken liefen in meinem Kopf hin und her: was ich hier mache…was das soll…wozu das gut sei…und ich fühlte mich nicht wohl dabei. Ich fühlte mich in deiner Nähe wohl, aber nicht in meiner Haut.

Und deine streichelte ich weiter, weil sie sich schön anfühlt. Und ich stellte mir noch mal tausend Fragen, ob du mich magst…oder ob ich nur Mittel zum Sex für dich sei…oder ob meine Bartstoppeln genauso ein bisschen kratzen wie deine … und wie wir uns am nächsten Tag ‚tschüss’ sagen sollen.



Der junge Morgen sah blau-grau durch das Fenster. Wenn ich schlief, dann träumte ich Müll und dann waren die Vögel so laut und gestern meintest du, Vögelzwitschern sei wie Jazzmusik.

Beim Aufstehen war der Morgen sonnig und du gabst mir einen kleinen Kuss. Nicht dolle und wir sagten nicht viel und ich dachte viel und wir duschten zusammen und ich kicherte nur. Nicht, weil ich es zum Kichern fand, sondern nur um irgendetwas von mir zu geben. Und das Kichern klang nicht fröhlich. Es war kläglich und hohl.

Ich weiß nicht, ob das gut war. Deine Augen sind blau und ich bin mir da auch nicht mehr so sicher. Blau wir das Meer oder braun wie die Nordseeküste bei Ebbe.

Und ich trocknete mich ab, mit einem viel zu kleinen Handtuch und ich wollte dich nicht fragen, ob ich ein größeres haben könnte, denn du hast es mir extra aus dem Schlafzimmer geholt – du bist König. Ich war bei dir zu Hause.

Wir sagten wenig beim Frühstück und du fragtest mich „über was denkst du gerade?“ und ich log nicht „über uns.“ und nach zwei Minuten fragte ich „und du?“ und du rauchtest deine Zigarette zu Ende und meintest irgendetwas wie „an heute“ und ich kicherte wieder mein hohles Kichern, weil ich die Antwort doof fand.



Am Bahnhof schien die Sonne. Der ganze Tag war Sonne – doch du hast mir gestern einen Knutschfleck verpasst und die Story mit der Türklinke glaub mit eh keiner mehr. Deswegen lief ich den ganzen Tag, am schönsten Tag des Jahres mit einem Schal rum, um mich vor blöden Fragen zu schützen und saß auf dem Deich, schaute mir Harburg an und roch das bisschen Zigarettenduft von deiner Wohnung an meinem Pullover und dachte darüber nach, was ich von dem Ganzen eigentlich halten soll.

Verdammt, was war ich für dich? ... was bin ich für dich? …was wolltest du von mir…was möchte ich von dir? Was…was…was?

Hatte ich Schuld? Wer gehört wem? Geht´s dir gut? Hast du gut geschlafen? Nein – ach Scheiße…!

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