Aus der ehemaligen jetzt-Community: Du liest einen Nutzertext aus unserem Archiv.
Lustige Hundegeschichte
Da ich hier noch nie etwas geschrieben habe, bin ich schrecklich nervös und denke: oje, hoffentlich mögen die mich auch!
Daher möchte ich heute über eine putzige Begegnung mit einem überaus niedlichen Hündchen schreiben. Ich glaube nämlich, dass man als Verfasser rührseliger Tiergeschichten sofort bei allen beliebt ist.
Von der Beliebtheit zu Ruhm und Reichtum ist es nur noch ein kleiner Schritt, und dann kann man sein halbes Vermögen dem Tierschutzbund übereignen und mit der anderen Hälfte die Jagd auf vom Aussterben bedrohte Ozelotarten finanzieren. Die Konsequenz hiervon ist natürlich, dass die Menschen hinter vorgehaltener Hand tuscheln, man sei extravagant und kapriziös, Böswillige raunen gar von einer gewissen Schrulligkeit laut zu sagen traut sich das aber keiner. Deswegen will man ja auch reich werden: um sich Grillen zu leisten, ohne gleich den sozialen Hungertod sterben zu müssen.
Aber zurück zur Begegnung mit einem wirklich ganz niedlichen Hündchen. Bei einem solch sensiblen Thema muss man allerdings Vorsicht walten lassen. Schon viele als heiter gedachte Ausführungen über unsere liebsten Vierbeiner hängen gerahmt im Museum für Schmu und Zeitgenössisches Versagen, weil der Autor oder die Autorin sich nicht gedulden konnte und zu schnell zum Höhepunkt kam. Der Leser blieb unbefriedigt zurück.
Man falle also nicht gleich mit der Tür ins Haus, sondern räume darin erst mal hübsch auf. Denn wo es finster ist, schaut man nicht nach Hündchen. Weg mit den gedanklichen Kellerleichen, den dunklen Stellen auf der Seele rücke man mit dem Hochdruckreiniger zu Leibe, und jede noch so entlegene Herzkammer lässt sich mit ein wenig Geschmack und einer freundlichen Blumentapete liebenswert dekorieren.
So.
Jetzt ist alles aufgeräumt und einer Begegnung mit des Deutschen liebstem Freund der Boden bereitet. Die Deutschen sind ja überhaupt und in aller Regel sehr tierlieb. Schon Heinrich Himmler verkündete dies auf seiner berüchtigten Posener Rede. Und am liebsten, von Lübeck bis Saarlouis, von Chemnitz bis Fürth, von Amsterdam bis La Chaux de Fonds, mögen sie Hunde. Wer jetzt überrascht ist: Von einem Busfahrtmitreisenden durfte ich erfahren, dass er neulich eine Adria-Kreuzfahrt unternommen habe. An Bord waren fast nur Italiener, also bestimmt, so, 800 Italiener, und nur 100 Deutsche. Inklusive Schweizer und Holländer.
Bei letzteren sind neben Hunden auch Matjes-Filets sehr begehrt, bei den Schweizern dagegen eher Waschbären - weil die so reinlich seien, sagen die Schweizer. Bei uns gelten Katzen als süß, obwohl mir jemand gesagt hat, sie würden eher nussig schmecken. Darüber hinaus werden sie oft als verschlagen apostrophiert, sowie als typisch Frau. Typisch Frau ist übrigens auch das Interesse am Unterschied zwischen Hundehalterinnen und Hundehaltern. Hierzu wird ja bekanntermaßen viel Unsinn verbreitet. Die meisten Frauen antworten auf die Frage nach dem Hauptunterschied zwischen Hundehalterinnen und Hundehaltern, dass Hundehalterinnen emotionaler seien. Das ist natürlich falsch, wovon jede Wegbegleiterin eines fußballbegeisterten Hundehalters ein Liedchen singen kann, dass so viele Strophen hat wie an der Wäscheleine aus der Weiße-Riese-Werbung Wäschestücke hängen.
Die meisten Hundehalter antworten auf die Frage nach dem Hauptunterschied zwischen Hundehalterinnen und Hundehaltern dagegen, dass Hundehalterinnen kein Z in den Schnee pinkeln können. Auch diese Antwort ist falsch, denn zweifelsfrei bewiesen ist das keineswegs. Dementsprechend reagieren Hundehalterinnen auf eine solche Unterstellung stets pikiert und fragen, was denn auch so toll daran sein solle, ein Z in den Schnee zu pinkeln .
Und dies ist der eigentliche Unterschied. Hundehalter fragen sich so etwas nicht.
Aber hier soll ja nicht von den Haltern die Rede sein, sondern von den Gehaltenen, den fröhlichen Vierbeinern, unter denen die Pferde sicherlich zu den Fröhlichsten gehören. Oder kennt irgendjemand einen depressiven Gaul? Hat schon mal jemand nachts Fury missmutig vom Brückengeländer starren und ins Abbild des fahlen Mondes spucken sehen? Hat Jolly Jumper die Todesfuge geschrieben? Erstirbt die Stimmung auf jeder Party, wenn ein Pferd vor der Tür steht?
Sicherlich nicht.
Aber auch jenseits ihrer geradezu sprichwörtlichen Fröhlichkeit sind Pferde sehr beliebt, weil man aus ihnen prima Steaks machen kann. So geschmackvoll das Fleisch, so geschmacklos diese Feststellung, finden viele, richtig bleibt sie trotzdem. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Der Wahrheitsgehalt dieser Aussage ist so groß wie meine Hochachtung vor Leuten, die im Wald Tiere abknallen. Die wahren nämlich das Gleichgewicht der Natur, schützen liebe Tiere vor bösen und führen stets einen Hund bei sich (glaube ich jedenfalls), was ja nun wirklich ein liebenswerter Zug ist.
So richtig ist also meine Bemerkung, und daher so wenig erforderlich, dies weiterhin auszuführen und breit zu treten, dass ich schon längst einen neuen Absatz hätte beginnen können, wenn mir nur ein guter Anfang einfiele. Allein er fällt nicht. Aber nicht nur der Anfang ist schwer. Auch der ganze Rest will gut überlegt sein. Denn es wäre schön und der Lesefreude zuträglich, stünde der folgende Absatz inhaltlich in irgendeiner Beziehung zum vorangegangenen Absatz, einer Beziehung, die sich nicht in einer bloßen sind-halt-im-selben-Text-Bekanntschaft-um-drei-Ecken erschöpfen sollte. Langjährige und über viele gemeinsame Erlebnisse gewachsene tiefgreifende Verbindungen wird man natürlich auch nicht erwarten dürfen. Diejenigen jedoch, denen es nach gedanklichen One-night-stands gelüstet, sind hier, das sei gesagt, entschieden an der falschen Adresse. Die Beziehung der Absätze zueinander sollte also sein wie die zweier Zufallsbekannter beim dritten abendlichen Ausgang. Man hat schon ein paar Gemeinsamkeiten aneinander konstatiert und stellt sich für die Zukunft konkrete Verwendungsabsichten für den anderen vor (er), bzw. könnte man sich zumindest unter gewissen Voraussetzungen solche Verwendungsabsichten durchaus vorstellen, weiß es aber noch nicht ganz genau (sie). Man lernt sich kennen, es passt, es knistert, was tun? Genau so soll die Verbindung meiner beiden Absätze sein die Blicke treffen sich, die Hände berühren sich, der Rest ist Sehnsucht und Frage.
Vor diesem Hintergrund und natürlich auch, um die seelisch Wohlfrisierten unter der hundebesitzenden Leserschar emotional nicht zu verwuscheln darf der Sprung vom Steak auf keinen Fall direkt zum Hund führen. Dies wäre äußerst kaltschnäuzig. Da ich selbst kein Hund bin, gehört Kaltschnäuzigkeit jedoch keineswegs zu meinen Eigenschaften. Schon gar nicht gegenüber Hunden. Dies kann ich auch beweisen:
Einmal verschlug es mich nach China, an einen Ort also, an dem Hundefleisch durchaus mal auf dem Speisezettel stehen darf. Dort habe ich tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, das letzte zivilisationskulinarische Tabu zu brechen und es einmal zu probieren. Als ich jedoch drei tote Welpen auf dem Gepäckträger eines Fahrrades eingeklemmt auf dem Weg zu einer Garküche sah, besann ich mich eines besseren und füllte den Magen mit im abendländischen Sinne etablierteren Speisen.
Bevor ich also direkt zu unserem hoffentlich noch quicklebendigen Hündchen komme, daher noch ein kurzer Umweg über das Gnu:
Das Gnu führt in der Beliebtheits- und Im-Munde-Führ-Skala von uns phantasielosen Kontinentaleuropäern ein einsames Schattendasein, welches einem Herdentier aus der Savanne eigentlich nicht bekommt. Ich möchte daher die Gelegenheit nutzen, das ob seiner Vielseitigkeit einzigartige Gnu ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.
Gnu bezeichnet nämlich nicht nur das Mitglied einer afrikanischen Antilopengattung, welches der Connaisseur als Streifengnu (Connochaetes taurinus) oder Weißschwanzgnu (Connochaetes gnou) zu tranchieren weiß, sondern auch Stasi-Jargon für einen Grenzverletzer sowie die Bezeichnung eines Projekts zur Entwicklung eines freien Betriebssystems. Schließlich, und das macht es wirklich einzigartig, ist es das einzige Tier in der Ordnung der Paarhufer, welches rückwärts gelesen Ung ergibt.
Wäre ich Lehrer an einer weiterbildenden Schule, würde ich meine Schülerinnen und Schüler eine Geschichte schreiben lassen, in der Stasi-Ermittler, afrikanische Antilopen, ein freies Betriebssystem sowie hundert Worte mit der Endung ung vorkommen müssten. Eine eins plus würde diejenige Geschichte bekommen, an deren Ende Bill Gates in einem Stasi-Bunker auf einen Berg toter Steppentiere blickt, den Rauch von der Mündung seines Colts bläst und ruft: Ha! Freies Betriebssystem! Das ich nicht lache!
So, jetzt aber genug der Aus- und Abschweifungen, nun dürfte der Boden bereitet sein für den großen Auftritt, auf den wir alle schon so lange vergeblich gewartet haben.
Nun kommt er endlich, der Hund.
Gleich kommt er, nur noch wenige Augenblicke!
Gleich ... da!
Da war er!
Haben Sie ihn gesehen?
War er nicht unglaublich süß?
Vielleicht war es aber auch eine sie, das konnte ich nicht so genau erkennen.
Es ging ja aber auch alles so schnell.
Schade, dass man solche unvergesslichen Momente nicht festhalten kann.
Wirklich schade.
Hoffentlich haben mich jetzt trotzdem alle lieb.
Daher möchte ich heute über eine putzige Begegnung mit einem überaus niedlichen Hündchen schreiben. Ich glaube nämlich, dass man als Verfasser rührseliger Tiergeschichten sofort bei allen beliebt ist.
Von der Beliebtheit zu Ruhm und Reichtum ist es nur noch ein kleiner Schritt, und dann kann man sein halbes Vermögen dem Tierschutzbund übereignen und mit der anderen Hälfte die Jagd auf vom Aussterben bedrohte Ozelotarten finanzieren. Die Konsequenz hiervon ist natürlich, dass die Menschen hinter vorgehaltener Hand tuscheln, man sei extravagant und kapriziös, Böswillige raunen gar von einer gewissen Schrulligkeit laut zu sagen traut sich das aber keiner. Deswegen will man ja auch reich werden: um sich Grillen zu leisten, ohne gleich den sozialen Hungertod sterben zu müssen.
Aber zurück zur Begegnung mit einem wirklich ganz niedlichen Hündchen. Bei einem solch sensiblen Thema muss man allerdings Vorsicht walten lassen. Schon viele als heiter gedachte Ausführungen über unsere liebsten Vierbeiner hängen gerahmt im Museum für Schmu und Zeitgenössisches Versagen, weil der Autor oder die Autorin sich nicht gedulden konnte und zu schnell zum Höhepunkt kam. Der Leser blieb unbefriedigt zurück.
Man falle also nicht gleich mit der Tür ins Haus, sondern räume darin erst mal hübsch auf. Denn wo es finster ist, schaut man nicht nach Hündchen. Weg mit den gedanklichen Kellerleichen, den dunklen Stellen auf der Seele rücke man mit dem Hochdruckreiniger zu Leibe, und jede noch so entlegene Herzkammer lässt sich mit ein wenig Geschmack und einer freundlichen Blumentapete liebenswert dekorieren.
So.
Jetzt ist alles aufgeräumt und einer Begegnung mit des Deutschen liebstem Freund der Boden bereitet. Die Deutschen sind ja überhaupt und in aller Regel sehr tierlieb. Schon Heinrich Himmler verkündete dies auf seiner berüchtigten Posener Rede. Und am liebsten, von Lübeck bis Saarlouis, von Chemnitz bis Fürth, von Amsterdam bis La Chaux de Fonds, mögen sie Hunde. Wer jetzt überrascht ist: Von einem Busfahrtmitreisenden durfte ich erfahren, dass er neulich eine Adria-Kreuzfahrt unternommen habe. An Bord waren fast nur Italiener, also bestimmt, so, 800 Italiener, und nur 100 Deutsche. Inklusive Schweizer und Holländer.
Bei letzteren sind neben Hunden auch Matjes-Filets sehr begehrt, bei den Schweizern dagegen eher Waschbären - weil die so reinlich seien, sagen die Schweizer. Bei uns gelten Katzen als süß, obwohl mir jemand gesagt hat, sie würden eher nussig schmecken. Darüber hinaus werden sie oft als verschlagen apostrophiert, sowie als typisch Frau. Typisch Frau ist übrigens auch das Interesse am Unterschied zwischen Hundehalterinnen und Hundehaltern. Hierzu wird ja bekanntermaßen viel Unsinn verbreitet. Die meisten Frauen antworten auf die Frage nach dem Hauptunterschied zwischen Hundehalterinnen und Hundehaltern, dass Hundehalterinnen emotionaler seien. Das ist natürlich falsch, wovon jede Wegbegleiterin eines fußballbegeisterten Hundehalters ein Liedchen singen kann, dass so viele Strophen hat wie an der Wäscheleine aus der Weiße-Riese-Werbung Wäschestücke hängen.
Die meisten Hundehalter antworten auf die Frage nach dem Hauptunterschied zwischen Hundehalterinnen und Hundehaltern dagegen, dass Hundehalterinnen kein Z in den Schnee pinkeln können. Auch diese Antwort ist falsch, denn zweifelsfrei bewiesen ist das keineswegs. Dementsprechend reagieren Hundehalterinnen auf eine solche Unterstellung stets pikiert und fragen, was denn auch so toll daran sein solle, ein Z in den Schnee zu pinkeln .
Und dies ist der eigentliche Unterschied. Hundehalter fragen sich so etwas nicht.
Aber hier soll ja nicht von den Haltern die Rede sein, sondern von den Gehaltenen, den fröhlichen Vierbeinern, unter denen die Pferde sicherlich zu den Fröhlichsten gehören. Oder kennt irgendjemand einen depressiven Gaul? Hat schon mal jemand nachts Fury missmutig vom Brückengeländer starren und ins Abbild des fahlen Mondes spucken sehen? Hat Jolly Jumper die Todesfuge geschrieben? Erstirbt die Stimmung auf jeder Party, wenn ein Pferd vor der Tür steht?
Sicherlich nicht.
Aber auch jenseits ihrer geradezu sprichwörtlichen Fröhlichkeit sind Pferde sehr beliebt, weil man aus ihnen prima Steaks machen kann. So geschmackvoll das Fleisch, so geschmacklos diese Feststellung, finden viele, richtig bleibt sie trotzdem. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Der Wahrheitsgehalt dieser Aussage ist so groß wie meine Hochachtung vor Leuten, die im Wald Tiere abknallen. Die wahren nämlich das Gleichgewicht der Natur, schützen liebe Tiere vor bösen und führen stets einen Hund bei sich (glaube ich jedenfalls), was ja nun wirklich ein liebenswerter Zug ist.
So richtig ist also meine Bemerkung, und daher so wenig erforderlich, dies weiterhin auszuführen und breit zu treten, dass ich schon längst einen neuen Absatz hätte beginnen können, wenn mir nur ein guter Anfang einfiele. Allein er fällt nicht. Aber nicht nur der Anfang ist schwer. Auch der ganze Rest will gut überlegt sein. Denn es wäre schön und der Lesefreude zuträglich, stünde der folgende Absatz inhaltlich in irgendeiner Beziehung zum vorangegangenen Absatz, einer Beziehung, die sich nicht in einer bloßen sind-halt-im-selben-Text-Bekanntschaft-um-drei-Ecken erschöpfen sollte. Langjährige und über viele gemeinsame Erlebnisse gewachsene tiefgreifende Verbindungen wird man natürlich auch nicht erwarten dürfen. Diejenigen jedoch, denen es nach gedanklichen One-night-stands gelüstet, sind hier, das sei gesagt, entschieden an der falschen Adresse. Die Beziehung der Absätze zueinander sollte also sein wie die zweier Zufallsbekannter beim dritten abendlichen Ausgang. Man hat schon ein paar Gemeinsamkeiten aneinander konstatiert und stellt sich für die Zukunft konkrete Verwendungsabsichten für den anderen vor (er), bzw. könnte man sich zumindest unter gewissen Voraussetzungen solche Verwendungsabsichten durchaus vorstellen, weiß es aber noch nicht ganz genau (sie). Man lernt sich kennen, es passt, es knistert, was tun? Genau so soll die Verbindung meiner beiden Absätze sein die Blicke treffen sich, die Hände berühren sich, der Rest ist Sehnsucht und Frage.
Vor diesem Hintergrund und natürlich auch, um die seelisch Wohlfrisierten unter der hundebesitzenden Leserschar emotional nicht zu verwuscheln darf der Sprung vom Steak auf keinen Fall direkt zum Hund führen. Dies wäre äußerst kaltschnäuzig. Da ich selbst kein Hund bin, gehört Kaltschnäuzigkeit jedoch keineswegs zu meinen Eigenschaften. Schon gar nicht gegenüber Hunden. Dies kann ich auch beweisen:
Einmal verschlug es mich nach China, an einen Ort also, an dem Hundefleisch durchaus mal auf dem Speisezettel stehen darf. Dort habe ich tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, das letzte zivilisationskulinarische Tabu zu brechen und es einmal zu probieren. Als ich jedoch drei tote Welpen auf dem Gepäckträger eines Fahrrades eingeklemmt auf dem Weg zu einer Garküche sah, besann ich mich eines besseren und füllte den Magen mit im abendländischen Sinne etablierteren Speisen.
Bevor ich also direkt zu unserem hoffentlich noch quicklebendigen Hündchen komme, daher noch ein kurzer Umweg über das Gnu:
Das Gnu führt in der Beliebtheits- und Im-Munde-Führ-Skala von uns phantasielosen Kontinentaleuropäern ein einsames Schattendasein, welches einem Herdentier aus der Savanne eigentlich nicht bekommt. Ich möchte daher die Gelegenheit nutzen, das ob seiner Vielseitigkeit einzigartige Gnu ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.
Gnu bezeichnet nämlich nicht nur das Mitglied einer afrikanischen Antilopengattung, welches der Connaisseur als Streifengnu (Connochaetes taurinus) oder Weißschwanzgnu (Connochaetes gnou) zu tranchieren weiß, sondern auch Stasi-Jargon für einen Grenzverletzer sowie die Bezeichnung eines Projekts zur Entwicklung eines freien Betriebssystems. Schließlich, und das macht es wirklich einzigartig, ist es das einzige Tier in der Ordnung der Paarhufer, welches rückwärts gelesen Ung ergibt.
Wäre ich Lehrer an einer weiterbildenden Schule, würde ich meine Schülerinnen und Schüler eine Geschichte schreiben lassen, in der Stasi-Ermittler, afrikanische Antilopen, ein freies Betriebssystem sowie hundert Worte mit der Endung ung vorkommen müssten. Eine eins plus würde diejenige Geschichte bekommen, an deren Ende Bill Gates in einem Stasi-Bunker auf einen Berg toter Steppentiere blickt, den Rauch von der Mündung seines Colts bläst und ruft: Ha! Freies Betriebssystem! Das ich nicht lache!
So, jetzt aber genug der Aus- und Abschweifungen, nun dürfte der Boden bereitet sein für den großen Auftritt, auf den wir alle schon so lange vergeblich gewartet haben.
Nun kommt er endlich, der Hund.
Gleich kommt er, nur noch wenige Augenblicke!
Gleich ... da!
Da war er!
Haben Sie ihn gesehen?
War er nicht unglaublich süß?
Vielleicht war es aber auch eine sie, das konnte ich nicht so genau erkennen.
Es ging ja aber auch alles so schnell.
Schade, dass man solche unvergesslichen Momente nicht festhalten kann.
Wirklich schade.
Hoffentlich haben mich jetzt trotzdem alle lieb.