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Der Atem (Thomas Bernhard)

Text: sugarloaf86
Ich wollte leben, alles andere bedeutete nichts. Leben, und zwar mein Leben, wie und solange ich es will. Das war kein Schwur, das hatte sich der, der schon aufgegeben gewesen war, in dem Augenblick, in welchem der andere vor ihm zu atmen aufgehört hatte, vorgenommen. Von zwei möglichen Wegen hatte ich mich in dieser Nacht in dem entscheidenden Augenblick für den des Lebens entschieden.



Der Weg in den Tod wäre leicht gewesen. Genauso hat der Lebensweg den Vorteil der Selbstbestimmung. Ich habe nicht alles verloren, mir ist alles geblieben.



Ein jeder ist anders, ein jeder lebt anders, ein jeder stirbt anders.



Aber die Seele und der Geist beherrschen den Körper, so mein Großvater. Der geschwächteste Körper kann von einem starken Geist oder von einer starken Seele oder von diesen beiden zusammen gerettet werden, so er.



Nichts neiden die mit Sicherheit Sterbenden mehr als einen solchen glücklichen Tod ohne Sterben.



Wir sterben von dem Augenblick an, in welchem wir geboren werden, aber wir sagen erst, wir sterben, wenn wir am Ende dieses Prozesses angekommen sind, und manchmal zieht sich dieses Ende noch eine fürchterlich lange Zeit hinaus. Wir bezeichnen als Sterben die Endphase unseres lebenslänglichen Sterbeprozesses.

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