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Eine neue Begegnung. Es gibt keine Garantie. Es herausfinden, vielleicht scheitern. Was bleibt?

Text: vina
Das ist einfach gesagt.



Wir lernen jemanden kennen. Tun wir das ohne Hintergründe, ohne den einer- "ich bin auf der Suche nach einer festen Beziehung" oder

"ich will einfach nur Spaß haben" Einstellung?

Denn schon schnell formen sich erste Ansätze von Tendenzen, was gut ist, was natürlich ist. Erste Eindrücke von jemandem, Empfindungen und kleine Welten. Wie aber kann man seinen Gefühlen freien Lauf lassen wenn ein Kennenlernen voller sichtbarer und unsichtbarer Barrieren gehindert wird? Der Altersunterschied, der Anruf oder gar SMS- Regelung, vergangene Lieben, Gespenster die einen immer wieder heim suchen?



Es gibt für nichts eine Garantie.

Viel schlimmer als Scheitern ist die Reue es gar nicht erst versucht zu haben. Ich war nie der Typ, der Sicherheit und Stabilität in einer Beziehung suchte auch nicht der, der sich nur mit One-night-stands über Wasser hielt.

Für mich ist die Liebe so facettenreich und ich wollte viel herausfinden.

Was mir bleibt, ist die Gewißheit, dass eine kurze schöne Zeit mit "dem Richtigen" viel mehr Wert ist als Zeit seines Lebens mit der 2. Wahl zusammen zu sein.



Aber wie schnell müssen diese anfänglichen Tendenzen Form gewinnen bevor man sich verrennt? Wie viele Gefühle darf man investieren? Wie viel Ehrlichkeit ist zu offenbaren?



Und wie oft halten wir das Scheitern aus bevor wir doch bei der 2. Wahl landen???



Es war eine dieser Begegnungen…



Wenn man schon mal von ganzem Herzen geliebt hat, gibt man sich nur schwer mit weniger zufrieden. Und ich hatte geliebt. Es war diese „ich kann mir nicht vorstellen, ihn nicht um mich zu haben“ -Liebe, eine, der viele Steine im Weg standen, aus der ich viel mehr gelernt habe ohne dass es mir vielleicht bewusst war.

Wir hatten keine Alltags- Beziehung, aber ich habe geliebt.

Doch dann kam die Unsicherheit mit der Entfernung und ich musste loslassen. Es war zu viel, viel zu viel.



Lange danach nichts mehr, bis ich jemand Neues kennenlernte.

Er war älter und doch jung geblieben. Und das schon bekannte Dilemma begann von vorne..

Klappe, die?

Aus einer anfänglichen Feierlaune heraus erste Verwundernis über nette, nicht nervende oder gar pseudo Komplimente gefüllte und oho! regelmäßige SMS. Welch seltenes Exemplar!

Erste Treffen, kein Zögern bis sich wieder geküsst wird, Spazieren gehen, seine Freunde kennenlernen, Städte erkunden, Sex. Alles dabei.

Nur die Sprache setzte aus. Angst vor Nähe? Das Gefühl hatte mich überwältigt. Mochte ich ihn? Ich war verstummt. Ich wollte mich doch einfach nur fallen lassen ohne zu wissen wo die Reise hingeht. Auch mein Körper konnte sich nicht fallen lassen. Wer war der Fremde, der aufeinmal da war, über den ich so wenig wusste und der sich auf so eigenartige Weise meinem Herzen näherte, wo doch eigentlich der Platz vergeben war.

Dann die Aufforderung, von mir müsse mehr kommen. Er würde schon soviel investieren. Ich war nicht restlos überfordert mit dieser Aufforderung, freute mich sogar über diese klare Ansage und das Ausbleiben der üblichen Spielchen.

Peng. Zu früh gefreut. Ich ließ es zu, Stück für Stück.

Verwirrungen und Unsicherheiten bleiben einem aber leider trotzdem nie erspart, wie die noch räumliche Präsenz der Ex-Partner oder der Unterstellung, man selber hätte noch irgendwen im Hintergrund. Warum all diese Unsicherheiten und Diskussionen? Es könnte doch so einfach sein.





Ich war schon wieder dabei mich abzukapseln. Ich sehnte mich nach dieser einen Liebe zurück, die ich hatte. Schrieb sogar eine Email. Wollte zu ihm. Egal wie weit er weg war. Vielleicht war es Schicksal dass er zeitgleich oder viell. doch durch Zufall und zu diesem Zeitpunkt hierher zurückkam. Meine Liebe war in derselben Zeitzone.





Und trotzdem ließ mich meine Begegnung und damit die kurze Zeit mit dem anderen nicht los.

Can you get your future, if your past is present?

Bin ich bereit, die Vergangenheit durch die Zukunft einzutauschen. Kann man das?

Ich wollte es herausfinden.



In dieser Zeit bat ich um Klärung. Den Auszug seiner Ex Freundin klären, wieder alleine zu leben, währenddessen ich die Zeit nutzte, um vertraute Orte mit der alten Liebe aufzusuchen.

Es ist nichts passiert. Wir kannten es nicht uns in einem gewöhnlichen Rahmen zu bewegen mit räumlicher Nähe. Vielleicht war es die Theatralik, die unsere Liebe ausmachte. Und aufeinmal mir wurde klar, dass mir die letzten Wochen mit dem anderen nicht egal waren.



Ich rief ihn an, den fremden Unbekannten, der so verrückt nach mir war, der mich so verliebt ansah dass es mir zu schnell ging, der mir doch so vertraut wurde.

Aber er war es, der fortan nunmehr alles ganz unverbindlich wollte. Sagte es mir bei jedem Treffen. Ich spielte noch eine Weile mit. In gewisser Weise trösteten wir uns gegenseitig. Er war allein nach langjähriger und doch abgeschlossener Beziehung und ich ließ meine alte Liebe endgültig gehen.



Ich konnte keine Garantie geben für diese neue Zeit.

Ich entschied mich, es zu riskieren. Mich nochmals fallen zu lassen.

Die ungeschriebenen aber immer wieder verlauteten Unverbindlichkeitsklauseln seiner Seite hörten sich wie Todesurteile an. Von Anfang an wurde zu Nichte gemacht, was hätte sein können, jedenfalls grenzte es dies stark ein. Ich verstand nicht, wie man so etwas immer wieder laut aussprechen musste. Wir hatten einander und wir hatten uns gern. Keiner hatte es eilig eine Beziehung einzugehen.

Ein Handy sollte man aus dem Fenster werfen oder eine extra Speicherkarte für SMS-Interpretationen einbauen.

Ich habe nicht herausfinden können wie es gewesen wäre, hätten wir uns richtig fallen lassen können ohne Regeln, ohne Gebote. Aber ich bereue nix.



Was bleibt?

Die Ungewissheit. Die Hoffnung. Das Wiedersehen. Die Weiterentwicklung. Die guten und schlechten Erfahrungen. Ein Lächeln und diese Begegnung. Diese eine Zeit. Dieser Sommer.



Danach regnete es für Wochen, diese einen heißen Tage lagen mehr und mehr zurück.

Heute erste Sonnenstrahlen. Raus in die Natur laufen und genießen.



Ich habe eine weite Strecke zurückgelegt in jeder Hinsicht.

“Everywhere I go, apparitions of your soul”, dachte ich. Überall steckt ein wenig von Dir, ein Lachen, ein Augenblick.



- Brandzeichen in meinem Kopf -.



Nun sitze ich hier auf dem Baumstamm und schaue aufs Wasser. Es beruhigt.

Und ja, ich erinnere mich auch wieder an dieses Bild, aber ich sitze nicht der Erinnerung wegen hier.



Ich sitze hier weil es MEIN Baumstamm ist, weil er es eben schon war bevor ich Dir begegnete, weil Du mein Herz nicht brechen kannst, da es schon gebrochen war bevor ich Dich kannte.

Weil ich immer wieder hier sitze. Weil ich diesen Ausblick liebe. Weil es weitergeht.



Deswegen.

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