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die höhlenforscher
Buchillustration zu "Höhlenforscher" von Thomas Bernhard
Sogenannte Höhlenforscher, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, Höhlen zu erforschen und die immer das größte Interesse vor allem unter den großstädtischen Illustriertenlesern hervorrufen, haben unlängst auch die Höhle zwischen Taxenbach und Schwarzach erforscht, die bisher immer vollkommen unerforscht gewesen war, wie wir aus der Zeitung erfahren haben. Ende August und bei idealen Wetterverhältnissen, wie das Salzburger Volksblatt berichtet, seien die Höhlenforscher in die Höhle eingedrungen in der festen Absicht, gegen Mitte September wieder aus der Höhle herauszukommen. Als die Höhlenforscher aber auch Ende September noch nicht aus der Höhle zurückgewesen waren, hatte sich eine Rettungsmannschaft, die sich unter dem Titel Höhlenforscherrettungsmannschaft formiert gehabt hatte, in die Höhle aufgemacht, um den ursprünglich Ende August in die Höhle eingedrungenen Höhlenforschern zuhilfe zu kommen. Aber auch diese Höhlenforscherrettungsmannschaft ist bis Mitte Oktober nicht mehr aus der Höhle zurückgekommen, was die Landesregierung von Salzburg veranlaßt hat, eine zweite Höhlenforscherrettungsmannschaft in die Höhle zu schicken. Diese zweite Höhlenforscherrettungsmannschaft war aus den kräftigsten und mutigsten Männern des Landes zusammengesetzt und mit den modernsten sogenannten Höhlenrettungsapparaturen ausgerüstet gewesen. Diese zweite Höhlenforscherrettungsmannschaft war aber genauso wie die erste, zwar planmäßig in die Höhle eingedrungen, aber selbst Anfang Dezember nicht mehr aus der Höhle zurückgekehrt. Daraufhin war von dem für Höhlenforschung zuständigen Amte der Salzburger Landesregierung an eine Pongauer Baufirma der Auftrag vergeben worden, die Höhle zwischen Taxenbach und Schwarzach zuzumauern, was noch vor dem neuen Jahr geschehen ist.
diese ziemlich bissige geschichte war ausgangspunkt für einen buchillustrationskurs. sie läßt so ziemlich alles offen. man kann sich vorstellen, dass die höhlenforscher da unten alle von giftigen gasen oder herunterfallenden steinmassen getötet wurden. vielleicht sitzt auch ein lindwurm da unten und frißt alle auf, nachdem er sie gefangen genommen und gemästet hat. vielleicht ist dort aber auch das paradies und die männer wollen gar nicht mehr zurück. oder aber die zeit vergeht dort so langsam, dass da unten erst ein tag verstrichen ist, während in unserer welt monate vergehen. in meiner umsetzung habe ich mich allerdings vom schicksal der höhlenforscher entfernt und erzähle die geschichte einer ehefrau eines höhlenforschers, die auf ihren mann wartet. und wartet. und wartet. und sich im warten verändert. klein wird in der verzweiflung. und groß wird in der hoffnung. die wurzeln schlägt und in ihre einzelteile zerfällt. die zum wind wird und zu stein. und die trotz ihrer verzweiflung bleibt und wartet.


Sogenannte Höhlenforscher, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, Höhlen zu erforschen und die immer das größte Interesse vor allem unter den großstädtischen Illustriertenlesern hervorrufen, haben unlängst auch die Höhle zwischen Taxenbach und Schwarzach erforscht, die bisher immer vollkommen unerforscht gewesen war, wie wir aus der Zeitung erfahren haben. Ende August und bei idealen Wetterverhältnissen, wie das Salzburger Volksblatt berichtet, seien die Höhlenforscher in die Höhle eingedrungen in der festen Absicht, gegen Mitte September wieder aus der Höhle herauszukommen. Als die Höhlenforscher aber auch Ende September noch nicht aus der Höhle zurückgewesen waren, hatte sich eine Rettungsmannschaft, die sich unter dem Titel Höhlenforscherrettungsmannschaft formiert gehabt hatte, in die Höhle aufgemacht, um den ursprünglich Ende August in die Höhle eingedrungenen Höhlenforschern zuhilfe zu kommen. Aber auch diese Höhlenforscherrettungsmannschaft ist bis Mitte Oktober nicht mehr aus der Höhle zurückgekommen, was die Landesregierung von Salzburg veranlaßt hat, eine zweite Höhlenforscherrettungsmannschaft in die Höhle zu schicken. Diese zweite Höhlenforscherrettungsmannschaft war aus den kräftigsten und mutigsten Männern des Landes zusammengesetzt und mit den modernsten sogenannten Höhlenrettungsapparaturen ausgerüstet gewesen. Diese zweite Höhlenforscherrettungsmannschaft war aber genauso wie die erste, zwar planmäßig in die Höhle eingedrungen, aber selbst Anfang Dezember nicht mehr aus der Höhle zurückgekehrt. Daraufhin war von dem für Höhlenforschung zuständigen Amte der Salzburger Landesregierung an eine Pongauer Baufirma der Auftrag vergeben worden, die Höhle zwischen Taxenbach und Schwarzach zuzumauern, was noch vor dem neuen Jahr geschehen ist.
diese ziemlich bissige geschichte war ausgangspunkt für einen buchillustrationskurs. sie läßt so ziemlich alles offen. man kann sich vorstellen, dass die höhlenforscher da unten alle von giftigen gasen oder herunterfallenden steinmassen getötet wurden. vielleicht sitzt auch ein lindwurm da unten und frißt alle auf, nachdem er sie gefangen genommen und gemästet hat. vielleicht ist dort aber auch das paradies und die männer wollen gar nicht mehr zurück. oder aber die zeit vergeht dort so langsam, dass da unten erst ein tag verstrichen ist, während in unserer welt monate vergehen. in meiner umsetzung habe ich mich allerdings vom schicksal der höhlenforscher entfernt und erzähle die geschichte einer ehefrau eines höhlenforschers, die auf ihren mann wartet. und wartet. und wartet. und sich im warten verändert. klein wird in der verzweiflung. und groß wird in der hoffnung. die wurzeln schlägt und in ihre einzelteile zerfällt. die zum wind wird und zu stein. und die trotz ihrer verzweiflung bleibt und wartet.

