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Hilfe! Meine Freundin wählt konservativ.
Ich hab mich schon öfters gefragt, was eigentlich Leute, die konservativ (im politischen Sinne) denken, von Leuten, die das nicht tun, unterscheidet. Es versteht sich, dass ich mich voller Selbstgefallen zu den letzteren zähle.
Früher mal, als ich anfing, mir über Sachen wie Demokratie, Gerechtigkeit und die Unterschiede zwischen den verschiedenen Parteien und Denkweisen überhaupt Gedanken zu machen - kurz, als ich begann, ein politischer Mensch zu werden - da dachte ich ganz einfach, dass konservativ denkende Menschen dumm sein müssen. Wie kann jemand, der ein wenig Verstand sein eigen nennt, nach Tschernobyl noch Atomkraftwerke wollen, trotz der gegenwärtigen demographischen Entwicklung Zuwanderung als Problem sehen oder sich allen Ernstes heute noch gegen die Homo-Ehe stellen, habe ich mich gefragt.
Die Position, dass dies alles nur kann, wer dumm ist, habe ich seitdem schon lange abgelegt. Auch ist meine Meinung zu den oben genannten Themen heute vermutlich differenzierter und abgeklärter als damals (wenn auch nicht fundamental anders). Der springende Punkt ist: ich habe mich zwar von der Dummheit als Erklärung verabschiedet, aber keinen Ersatz gefunden. Nun ist mir natürlich klar, dass ich nicht alle über einen Kamm scheren darf, und dass es die unterschiedlichsten Gründe geben mag, so zu denken. Ich behaupte auch nicht eine klare Linie zwischen konservativen und nicht-konservativen Leuten ziehen zu können. Mir geht es aber um eine ganz bestimmte Denkweise und Eigenschaft, auf die ich schon öfters getroffen bin, und die ich gern besser verstehen würde.
Es gibt einen konkreten Anlass dafür, dass ich mir gerade jetzt Gedanken hierüber mache: ich hab mich vor kurzem mit einer langjährigen Freundin unterhalten, die ich sehr gern habe und, die ganz sicher eines nicht ist: nämlich dumm. Ganz im Gegenteil, ich schätze sie gerade auch dafür, dass sie wirklich was im Kopf hat. Allgemeinwissen usw. sind auch da, also eigentlich alles was man zum Nachdenken so braucht.
Tut sie aber nicht. Zumindest nicht über Politisches. Also, wahrscheinlich denkt sie schon darüber nach, aber sie kommt zu einem komplett anderen Ergebnis als ich. (Ja geschätzter konservativer Leser, vielleicht liegt das daran dass sie einfach viel schlauer ist als ich, dann macht das hier natürlich keinen Sinn. Dann lies dies hier aber besser gar nicht erst weiter.) Diese Freundin von mir ist, politisch gesehen, konservativ. Nicht dass sie das Unions-Programm kritiklos unterschreiben würde, aber ich denke sie findet da einige ihrer Positionen wieder. Es geht mir hier aber nicht um Parteipolitik. Was ich meine, ist Ihre Denkweise. Wenn man mit ihr bestimmte Themen anschneidet, offenbaren sich Ansichten, bei denen ich ehrlich gesagt geneigt bin, in aller Freundschaft eine handfeste Diskussion vom Zaun zu brechen. Dann muss ich mich aber zusammenreißen, denn meine liebe Freundin diskutiert überhaupt nicht gern, und reagiert dann ganz schnell einsilbig und verstimmt. Warum sie nicht gerne diskutiert habe ich noch nie ganz verstanden, es scheint mir aber eine Mischung aus Harmoniesucht und vorallem schlichter Trägheit zu sein: sich zu verteidigen und mit der abweichenden Meinung jemand anderes' auseinanderzusetzen ist ihr einfach viel zu anstrengend.
Da haben wir aber auch schon das Problem: Da ist eine, die mir erklären könnte, wie ihre Meinung zu Stande kommt, und dann sträubt sie sich dagegen, überhaupt darüber zu reden, oder - Gott bewahre - diese zu verteidigen. Kommt man ihr mit Argumenten, dann bekommt man meist einen einzigen Satz zurück, irgendwas in der Richtung von Du hast ja schon nicht unrecht, mit dem was Du sagst, aber ich bleibe trotzdem dabei dass man dasunddas soundso machen muss. Danach ist man gut beraten, das Thema auf sich beruhen zu lassen.
Aber wie bitte? Das ist alles? "Trotzdem"?
Vielleicht ist dieses Verhalten aber schon eine Art Antwort auf meine Frage: Wer nicht bereit ist, zu diskutieren, ein Problem von verschiedenen Seiten zu beleuchten und sich kritischen Nachfragen zu stellen, der kann mit einer Sache vermutlich schlecht umgehen: Veränderung. Will man etwas verändern, kommt man nicht darum herum, sich sowohl mit dem Bestehenden als auch mit den möglichen Alternativen kritisch auseinandersetzen. Wenn man nun bedenkt, dass Konservatismus, zumindest in meinem Verständnis, in erster Linie (und nicht nur in der eigentlichen Bedeutung des Wortes) das Festhalten am Bestehenden ist, also im (leicht überspitzten) Umkehrschluss das Ablehnen von Veränderung, dann hat man vielleicht einen Erklärungsansatz.
Aber das genügt mir nicht. Kann es sein, dass jemand der intelligent, gebildet und ansonsten aufgeschlossen ist, sich so dagegen sträubt, auch Dinge zu bedenken und zu hinterfragen die außerhalb seines kleinen privaten Tellerrandes liegen und auch mal das "big picture" zu sehen?
Früher mal, als ich anfing, mir über Sachen wie Demokratie, Gerechtigkeit und die Unterschiede zwischen den verschiedenen Parteien und Denkweisen überhaupt Gedanken zu machen - kurz, als ich begann, ein politischer Mensch zu werden - da dachte ich ganz einfach, dass konservativ denkende Menschen dumm sein müssen. Wie kann jemand, der ein wenig Verstand sein eigen nennt, nach Tschernobyl noch Atomkraftwerke wollen, trotz der gegenwärtigen demographischen Entwicklung Zuwanderung als Problem sehen oder sich allen Ernstes heute noch gegen die Homo-Ehe stellen, habe ich mich gefragt.
Die Position, dass dies alles nur kann, wer dumm ist, habe ich seitdem schon lange abgelegt. Auch ist meine Meinung zu den oben genannten Themen heute vermutlich differenzierter und abgeklärter als damals (wenn auch nicht fundamental anders). Der springende Punkt ist: ich habe mich zwar von der Dummheit als Erklärung verabschiedet, aber keinen Ersatz gefunden. Nun ist mir natürlich klar, dass ich nicht alle über einen Kamm scheren darf, und dass es die unterschiedlichsten Gründe geben mag, so zu denken. Ich behaupte auch nicht eine klare Linie zwischen konservativen und nicht-konservativen Leuten ziehen zu können. Mir geht es aber um eine ganz bestimmte Denkweise und Eigenschaft, auf die ich schon öfters getroffen bin, und die ich gern besser verstehen würde.
Es gibt einen konkreten Anlass dafür, dass ich mir gerade jetzt Gedanken hierüber mache: ich hab mich vor kurzem mit einer langjährigen Freundin unterhalten, die ich sehr gern habe und, die ganz sicher eines nicht ist: nämlich dumm. Ganz im Gegenteil, ich schätze sie gerade auch dafür, dass sie wirklich was im Kopf hat. Allgemeinwissen usw. sind auch da, also eigentlich alles was man zum Nachdenken so braucht.
Tut sie aber nicht. Zumindest nicht über Politisches. Also, wahrscheinlich denkt sie schon darüber nach, aber sie kommt zu einem komplett anderen Ergebnis als ich. (Ja geschätzter konservativer Leser, vielleicht liegt das daran dass sie einfach viel schlauer ist als ich, dann macht das hier natürlich keinen Sinn. Dann lies dies hier aber besser gar nicht erst weiter.) Diese Freundin von mir ist, politisch gesehen, konservativ. Nicht dass sie das Unions-Programm kritiklos unterschreiben würde, aber ich denke sie findet da einige ihrer Positionen wieder. Es geht mir hier aber nicht um Parteipolitik. Was ich meine, ist Ihre Denkweise. Wenn man mit ihr bestimmte Themen anschneidet, offenbaren sich Ansichten, bei denen ich ehrlich gesagt geneigt bin, in aller Freundschaft eine handfeste Diskussion vom Zaun zu brechen. Dann muss ich mich aber zusammenreißen, denn meine liebe Freundin diskutiert überhaupt nicht gern, und reagiert dann ganz schnell einsilbig und verstimmt. Warum sie nicht gerne diskutiert habe ich noch nie ganz verstanden, es scheint mir aber eine Mischung aus Harmoniesucht und vorallem schlichter Trägheit zu sein: sich zu verteidigen und mit der abweichenden Meinung jemand anderes' auseinanderzusetzen ist ihr einfach viel zu anstrengend.
Da haben wir aber auch schon das Problem: Da ist eine, die mir erklären könnte, wie ihre Meinung zu Stande kommt, und dann sträubt sie sich dagegen, überhaupt darüber zu reden, oder - Gott bewahre - diese zu verteidigen. Kommt man ihr mit Argumenten, dann bekommt man meist einen einzigen Satz zurück, irgendwas in der Richtung von Du hast ja schon nicht unrecht, mit dem was Du sagst, aber ich bleibe trotzdem dabei dass man dasunddas soundso machen muss. Danach ist man gut beraten, das Thema auf sich beruhen zu lassen.
Aber wie bitte? Das ist alles? "Trotzdem"?
Vielleicht ist dieses Verhalten aber schon eine Art Antwort auf meine Frage: Wer nicht bereit ist, zu diskutieren, ein Problem von verschiedenen Seiten zu beleuchten und sich kritischen Nachfragen zu stellen, der kann mit einer Sache vermutlich schlecht umgehen: Veränderung. Will man etwas verändern, kommt man nicht darum herum, sich sowohl mit dem Bestehenden als auch mit den möglichen Alternativen kritisch auseinandersetzen. Wenn man nun bedenkt, dass Konservatismus, zumindest in meinem Verständnis, in erster Linie (und nicht nur in der eigentlichen Bedeutung des Wortes) das Festhalten am Bestehenden ist, also im (leicht überspitzten) Umkehrschluss das Ablehnen von Veränderung, dann hat man vielleicht einen Erklärungsansatz.
Aber das genügt mir nicht. Kann es sein, dass jemand der intelligent, gebildet und ansonsten aufgeschlossen ist, sich so dagegen sträubt, auch Dinge zu bedenken und zu hinterfragen die außerhalb seines kleinen privaten Tellerrandes liegen und auch mal das "big picture" zu sehen?