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Brasilien-Deutschland - Eine Vergleichsversuch der kleinen Dinge. Teil I
Nach einer mehr oder weniger laengeren Schreib- und Berichtpause melde ich mich heute aus dem waermer werdenden Brasilien. Mir geht es hier immer noch gut und ich lebe so meinen Alltag ( zu diesem naechstes Mal mehr).
Bestimmt haben sich schon etliche unter euch gefragt, was denn eigentlich der grosse Unterschied zwischen Brasilien und Deutschland ist. Nachdem ich schon etwas ausfuehrlicher die Art des Wahlkampfes verglichen habe, werde ich heute versuchen, aus meiner Sicht einige andere Unterschiede zwischen dem deutschen und dem brasilianischen Leben festzuhalten, die ich beobachten konnte. Dann kann sich jeder vielleicht ein bisschen besser mein neues Lebensumfeld vorstellen..
Die augenscheinlichen, ersten Unterschiede sind natuerlich die andere Art der und Natur Architektur . In Deutschland findet man nirgendswo natuerlich wachsende Palmen und Baeume , die fast ganzjaehrig mehr Blueten als Blatter tragen, und das in den schoensten und kraeftigsten Farben wie gelb und violett. Es ist wirklich schoen, wenn sie die kleinen Strassen und gepflegten Vorgaerten der Haeuser schmuecken, und fast immer liegen einige Blueten wie bei einer Hochzeit auf dem Fussweg.
Auch der Fussweg an sich, hier in Campo Largo, unterscheidet sich durch die unregelmaessige Art der Pflastersteine von den unsrigen. Manchmal sind sogar kleine Bilder , beispielsweise Fische, eingearbeitet, meistens aber bewirken die "Holperwege" eine Art Dorfathmosphaere.
Die Haeuser, und damit der ganze Eindruck der Strassen, sind wirklich verschieden. In Deutschand gibt es ja normalerweise einige Mehrstockhaeuser, Altbauten und Neubauten, eiunige Einfamilienhaeuser usw.. Hier sind die Hauser fast immer einstockig gebaut, zumindest in Campo Largo. Es gibt nur flache Daecher und jedes Haus sieht anders aus. Einige wenige aus Holz, die der Reicheren in hellen Farben, schoen edel verziert und perfekt mit passenden Blumen gestaltet. Jedes Haus hat irgendeinen sicheren hohen Zaun, eine Mauer oder aehnliches und unter Garantie auch ein Alarmsysthem zum Schutz vor Einbrechern. Trotzdem wirken dadurch, dass die Haeuser nicht so hoch gebaut sind, die Strassen hell undnicht bedraengend. Schwer zu beschreiben, ich werde spaeter mal einige Fotos in s Netz stellen.
In Curiciba sieht das schon ganz anders aus: wo man nur hinschaut, ueberall Hochhaeuser, so etwas habe ich noch nie gesehen. Dabei sehen sie nicht so triste aus ,wie ich es von den deutschen Hochhaussiedlungen gewwohnt bin. Jedes Haus sieht anders aus, mit anderen architetonischen Einfaellen, Far-und Formkombinationen. So eroeffnet sich dem Betrachter eine interessante und nicht bedrueckend wirkende grosse Stadt... Die Appartemente in den Hochhaeusern sind auch nicht, wie ich es erwartet haette, klein und verschachtelt, sondern gross, geraeumig und meist edel eingerichtet. So wohnen die Reichen der Grossstadt.
Im crassen Kontrast dazu stehen wohl die Favelas,von denen ich hier bis jetzt noch keine richtige gesehen habe. Aber am Rand der grossen Verbindungsstrasse zwischen Campo Largo und Curichiba sideln einige aermere Menschen in sehr einfachen Huetten, was vielleicht eine Ahnung und Vorstellung fuer mich geben kann... Jedenfalls ist hier schoneinmal der aessere Eindruck hier ein anderer als in Deutschland.
Campo Largo wird aber nicht nur von Menschen bevoelkert, was auch sehr auffaellig ist. Ueberall trifft man sie, die anderen Bewohner dieser kleinen Stadt: Hunde. In allen verschiedenen Groessen und Rassen,allein oder zu zweit.. Viele leben auf der Strasse, ernaehren sich wohl von Muell und kleinen Tieren. Frueh findet man meistens jeden Hund in seiner Lieblingsumgebung, manchmal laeft einer neben dir her, begleitet dich ein Stueck. Mittags liegen sie faul auf dem Fusweg oder auf Mauern und lassen sich von der Sonne waermen. Sie tun nie etwas gefaehrliches, lassen die Passanten friedlich passieren. Nur wenn ich mit dem Fahrrad vorbei fahre, wedeln sie froehlich mit dem Schwanz und bellen. Dann beginnt auch das Gebell hinter den Mauern, die die Fusswege abgrenzen: jeder hat hier nebst dem schon oben genannten Alarmsysthem 1 bis 4 oder mehr Hunde im oder am Haus. Diese sind wohl vorrangig zum Schutz gedacht, aber nach einiger Zeit hab ich bei mir gedacht, dass sie wohl auch wegen einer typischen Gewohnheit oder Tradition der Brasilianer gehalten werden : den Churrascos.
Eine Churrasco, das wissen alle, die schon jemals in Brasilien waren oder davon gehoert haben, ist soewtas wie ein Grilltreffen, jedes Haus und selbst Apartment hat eine eingebaute Churrascaria, um dort Fleisch aller Art ueber dem Feuer bzw Holzkohle zu grillen. Dazu werden Salate und Brotchen gegessen, oder auch einfach nur Bier und Caipirinha getrunken, Trucko, ein Kartenspiel gespielt.. Churrascos werden imer und ueberall gehalten, mit der Familie, mit Freunden, fuer die halbe Uni, mal abends, mittags oder gleich den ganzen Tag ueber. Jedenfalls wird IMMER wahnsinnig viel Fleisch gekauft und zubereitet, ich glaube, es ist hier sehr billig, oder die reicheren Leute haben einfach genug Geld.. Und auch wenn die Brasilianer gerne und viel essen.. es wird nie alle. Deswegen brauchen sie die Hunde. Damit sie die Reste essen : )
Auch generell wird gern (zu) viel gekocht.. und wahnsinnig gut ! Das Essen hier ist einfach wunderbar! Vom Ablauf her genauso, frueh Kaffee und etwas Kleines, Mittag ein warmes gutes Essen, abends.. manchmal eine Suppe, meistens "Brot", was mehr unseren Broetchen oder Weissbrot entspricht. Mittags gibt es immer Reis mit kleinen schwarzen oder roetlichen Bohnen, dazu verschiedene Dinge, wie Fleisch, Eier, Eierkuchen, Kartoffeln, eigentlich alles, nur keine suessen Mahlzeiten ( nur als Nachtisch). Ich geniesse das Essen hier sehr :)
Ich muss hier unbedingt diese leckeren Dinge kochen lernen.
Auch die Restaurante sind hier bedeutend besser eingerichtet: In fast allen gibt Bueffets mit den leckeren typischen brasilianischen Gerichten. Das hat schonmal den Vorteil, dass man wirklich nur das und soviel nimmt, wie man moechte, und man kann auch gleichzeitig die verschiedensten Dinge probieren. Ausserdem muss man nicht lange auf ein bestelltes Gericht warten, wie in Deutschland. In einigen Restauranten bezahlt man dann nach Gewicht der Speisen, und in den einfacheren Restaurantes ist es auch wirklich nicht teuer. In anderen, den Feijouadas, gibt es Rodizios, das sind Maenner, die staendig von Tisch zu Tisch schwirren und den Gaesten verschiedene Sorten von Fleisch anbieten. Je nachdem, wieviel man moechte, kann man dann auch bekommen. Spaeter gehen bieten sie Suesspeisen und Caipirinha in allen Variationen an, den sie dann auch vor Ort zubereiten. Auch die Pizzarien sind nach dem Prinzip der Rodizios eingerichtet. Sie sind generell eine sehr gute Erfindung, man kann somit die verschiedensten Sorten probieren, es gibt immer eine Ueberraschung, welche Pizza oder welches Fleisch als naechtses kommen wird, und man kann natuerlich auch ablehnen ( sonst waere ich schon laensgt geplatzt). Es ist also immer ein kulinarischer Genuss, hier in einem Restaurant zu essen.
Nur nebenbei bemerkt, esses die Brasilianer mit der Gabel in der rechten Hand. Zum Zerschneiden der Speisen benutzen sie natuerlich mit der rechten Hand das Messer und mit der linken dei Gabel, aber danch wechseln sie, um mit rechts zu essen. Am Anfang hab ich immer den Tisch falschrum gedeckt, bis ich es gemerkt habe.....
Zu Hause kochen natuerlich nicht die Muetter, sondern hier gibt es ueberall die Empregadas, das sind die Maedchen oder Frauen, die im Haus der halbwegs wohlhabenderen bis reichen Menschen angestellt sind, um zu kochen, zu putzen, eben um alle Hausarbeiten zu erledigen. In manchen Familien wohnen die Empregadas in einem kleinen Zimmer im Haus, und meistens werden sie unterrangig behandelt. Mit ihnen wird anders gesprochen, als mit den Familienmitgliedern, sie essen getrennt,.. Wir haben hier zwei Empregadas, sie reinigen jeden Tag das ganze Haus, kochen und backen, raeumen auf, fuettern die Hunde, waschen Waesche, rennen zum Telefon, wenn es klingelt. Sie wohnen nicht bei uns, und haben auch keinen engeren Kontakt zur Familie. Fuer mich ist es zwar eine gute "Faulheitsvariante", mein Zimmer nicht aufraeumen zu muessen, aber es ist schon sehr seltsam und ungewohnt. Verschiedene Dinge mach ich dann auch selber, einfach, weil es nicht sein muss, dass sie noch mehr Arbeit haben, und ich kann auch selbst mein Bett machen und den Tisch abdecken.. Andererseits werden sie dafuer bezahlt, es ist ihre Arbeit , so koennen sie ihre Familie ernaehren. Hier in Brasilien bist du wirklich verloren, wenn du keine Arbeit und kein Geld hast. Eine fruehere Empregada meiner Familie wird wohl bald hier zurueckkehren, sie musste aus irgendeinem Grund ein paar Jahre pausieren. Meine Familie mochte sie, und so wird eine unserer jetzigen Empregadas bald nicht mehr hier arbeiten koennen. Meine Gastmutter wir sich auf jeden Fall darum kuemmern, dass sie irgendwo anders arbeiten kann...
Die Empregadas und auch die Reinigunsarbeiter der Strasse, arme Menschen, die froh sind, fuer irgendeine Arbeit etwas Geld zu bekommen, verursachen wohl auch eine der Angewohnheiten der Brasilianer: sie kuemmern sich nicht wirklich um ihre Umwelt, sondern lassen alles so stehen und liegen, wie es ihnen gerade am besten passt. Sei es das Geschirr in der Kueche , die Klamotten im Zimmer verteilt oder die Zeitungen auf dem Fussboden, im Haus erledigen alles die Empregadas, wozu sollte man da seinen Kram aufraeumen ?! Und auch auf der Strasse liegt relativ viel Muell rum, bis der Reinigunsmann mit seinem Besen kommt. Der Brasilianer laesst einfach die Sachen zu Boden fallen, die er nicht mehr braucht, es raeumt ja spaeter irgendjemand weg, wozu sich also die Muehe machen, bis zum naechsten Muelleinmer zu gehen.. Ueberhaupt ist das Umweltbewusstsein nicht so sehr hoch. Eine Begruendung waere vielleicht, dass sie einfach in den Tag hineinleben, ohne viel an die Zukunft zu denken, somit auch nicht die Natur fuer spaeter schuetzen muessen, denn jetzt funktioniert alles noch ganz gut.
Ein Zeichen fuer das mangelnde Umweltbewusstsein sind auch die vollen Strassen mit den rasenden Autos. Selbst meine Familie faehrt schon kleine Strecken tagsueber, wo kaum Gefahr eines Uebrfalls herrscht, mit dem Auto. Jede reichere Familie besitzt mindestens 2 oder 3 verschiedene Autos. Frueh werden die Schueler oft mit dem Auto zur Schule gebracht. Und auch der Fahrstil der Brasilianer ist ein aeusserst rasanter, respektloser, was das Ueberqueren einer Strasse oder das Fahrradfahren im Zentrum oft zu einer heikle Unternehmung macht. In Deutschland wuerden die meisten Autofahrer wohl das Tempo verringern oder noch ein Sekuendchen laenger an der gruen werdenden Ampel warten, wenn vor ihnen jemand die Strasse ueberquert.( In der Dresdner Neustadt hat sogar immernoch der Fahrradfahrer mehr Rechte als die Autos :) ) Hier nimmt niemand Ruecksicht. Ich habe eine aeltere Frau kennen gelernt, sie ist sehr nett. Sie hat mir erzaehlt, dass sie als "Oma" von einem der Raser fast angefahren worden waere, und als sie ihn entsetzt gefragt hat, ob er sie denn umbringen wolle, hat er nur frech geantwortet: "Alte Menschen muessen zu Hause bleiben". Respektlos. Aber sie hat auch gesagt, dass es am Anfang des Monats am schlimmsten ist. Dann bekommen alle ihr Gehalt ausgezahlt. Nach einigen Tagen ist dann das Geld fuers Benzin alle, und die Strassen werden etwas ruhiger, zum Glueck.
Eine weitere Auto-angewohnheit der Brasilianer ist, dass sie beim Fahren immer die Tueren verriegeln ( natuerlich mit dem automatischen Systhem), denn beim Stoppen an einer Kreuzung koennte man vielleicht ausgeraubt werden, sagen sie. Dafuer ist das Anschnallen hier relativ unueblich, nicht mal jedes Auto hat ueberhaupt funktionierende Sicherheitsgurte. Und das bei eben beschriebenem Fahrstil....
Aber ich lebe noch : ) und niemand muss sich ernsthaft Sorgen machen.
Nun will ich ersteinmal die Augen und Konzentration der werten Leser schonen und bednke mich hiermit fuer die Aufmerksamkeit derjenigen, die bis hierher durchgehalten haben. Natuerlich gibt es noch viel mehr Dinge zu berichten, was ich in den naechsten Tagen auch tun werde. Also.. Fortsetzung folgt...
mit lieben Gruessen aus dem Fruehling an alle
Luzia
Bestimmt haben sich schon etliche unter euch gefragt, was denn eigentlich der grosse Unterschied zwischen Brasilien und Deutschland ist. Nachdem ich schon etwas ausfuehrlicher die Art des Wahlkampfes verglichen habe, werde ich heute versuchen, aus meiner Sicht einige andere Unterschiede zwischen dem deutschen und dem brasilianischen Leben festzuhalten, die ich beobachten konnte. Dann kann sich jeder vielleicht ein bisschen besser mein neues Lebensumfeld vorstellen..
Die augenscheinlichen, ersten Unterschiede sind natuerlich die andere Art der und Natur Architektur . In Deutschland findet man nirgendswo natuerlich wachsende Palmen und Baeume , die fast ganzjaehrig mehr Blueten als Blatter tragen, und das in den schoensten und kraeftigsten Farben wie gelb und violett. Es ist wirklich schoen, wenn sie die kleinen Strassen und gepflegten Vorgaerten der Haeuser schmuecken, und fast immer liegen einige Blueten wie bei einer Hochzeit auf dem Fussweg.
Auch der Fussweg an sich, hier in Campo Largo, unterscheidet sich durch die unregelmaessige Art der Pflastersteine von den unsrigen. Manchmal sind sogar kleine Bilder , beispielsweise Fische, eingearbeitet, meistens aber bewirken die "Holperwege" eine Art Dorfathmosphaere.
Die Haeuser, und damit der ganze Eindruck der Strassen, sind wirklich verschieden. In Deutschand gibt es ja normalerweise einige Mehrstockhaeuser, Altbauten und Neubauten, eiunige Einfamilienhaeuser usw.. Hier sind die Hauser fast immer einstockig gebaut, zumindest in Campo Largo. Es gibt nur flache Daecher und jedes Haus sieht anders aus. Einige wenige aus Holz, die der Reicheren in hellen Farben, schoen edel verziert und perfekt mit passenden Blumen gestaltet. Jedes Haus hat irgendeinen sicheren hohen Zaun, eine Mauer oder aehnliches und unter Garantie auch ein Alarmsysthem zum Schutz vor Einbrechern. Trotzdem wirken dadurch, dass die Haeuser nicht so hoch gebaut sind, die Strassen hell undnicht bedraengend. Schwer zu beschreiben, ich werde spaeter mal einige Fotos in s Netz stellen.
In Curiciba sieht das schon ganz anders aus: wo man nur hinschaut, ueberall Hochhaeuser, so etwas habe ich noch nie gesehen. Dabei sehen sie nicht so triste aus ,wie ich es von den deutschen Hochhaussiedlungen gewwohnt bin. Jedes Haus sieht anders aus, mit anderen architetonischen Einfaellen, Far-und Formkombinationen. So eroeffnet sich dem Betrachter eine interessante und nicht bedrueckend wirkende grosse Stadt... Die Appartemente in den Hochhaeusern sind auch nicht, wie ich es erwartet haette, klein und verschachtelt, sondern gross, geraeumig und meist edel eingerichtet. So wohnen die Reichen der Grossstadt.
Im crassen Kontrast dazu stehen wohl die Favelas,von denen ich hier bis jetzt noch keine richtige gesehen habe. Aber am Rand der grossen Verbindungsstrasse zwischen Campo Largo und Curichiba sideln einige aermere Menschen in sehr einfachen Huetten, was vielleicht eine Ahnung und Vorstellung fuer mich geben kann... Jedenfalls ist hier schoneinmal der aessere Eindruck hier ein anderer als in Deutschland.
Campo Largo wird aber nicht nur von Menschen bevoelkert, was auch sehr auffaellig ist. Ueberall trifft man sie, die anderen Bewohner dieser kleinen Stadt: Hunde. In allen verschiedenen Groessen und Rassen,allein oder zu zweit.. Viele leben auf der Strasse, ernaehren sich wohl von Muell und kleinen Tieren. Frueh findet man meistens jeden Hund in seiner Lieblingsumgebung, manchmal laeft einer neben dir her, begleitet dich ein Stueck. Mittags liegen sie faul auf dem Fusweg oder auf Mauern und lassen sich von der Sonne waermen. Sie tun nie etwas gefaehrliches, lassen die Passanten friedlich passieren. Nur wenn ich mit dem Fahrrad vorbei fahre, wedeln sie froehlich mit dem Schwanz und bellen. Dann beginnt auch das Gebell hinter den Mauern, die die Fusswege abgrenzen: jeder hat hier nebst dem schon oben genannten Alarmsysthem 1 bis 4 oder mehr Hunde im oder am Haus. Diese sind wohl vorrangig zum Schutz gedacht, aber nach einiger Zeit hab ich bei mir gedacht, dass sie wohl auch wegen einer typischen Gewohnheit oder Tradition der Brasilianer gehalten werden : den Churrascos.
Eine Churrasco, das wissen alle, die schon jemals in Brasilien waren oder davon gehoert haben, ist soewtas wie ein Grilltreffen, jedes Haus und selbst Apartment hat eine eingebaute Churrascaria, um dort Fleisch aller Art ueber dem Feuer bzw Holzkohle zu grillen. Dazu werden Salate und Brotchen gegessen, oder auch einfach nur Bier und Caipirinha getrunken, Trucko, ein Kartenspiel gespielt.. Churrascos werden imer und ueberall gehalten, mit der Familie, mit Freunden, fuer die halbe Uni, mal abends, mittags oder gleich den ganzen Tag ueber. Jedenfalls wird IMMER wahnsinnig viel Fleisch gekauft und zubereitet, ich glaube, es ist hier sehr billig, oder die reicheren Leute haben einfach genug Geld.. Und auch wenn die Brasilianer gerne und viel essen.. es wird nie alle. Deswegen brauchen sie die Hunde. Damit sie die Reste essen : )
Auch generell wird gern (zu) viel gekocht.. und wahnsinnig gut ! Das Essen hier ist einfach wunderbar! Vom Ablauf her genauso, frueh Kaffee und etwas Kleines, Mittag ein warmes gutes Essen, abends.. manchmal eine Suppe, meistens "Brot", was mehr unseren Broetchen oder Weissbrot entspricht. Mittags gibt es immer Reis mit kleinen schwarzen oder roetlichen Bohnen, dazu verschiedene Dinge, wie Fleisch, Eier, Eierkuchen, Kartoffeln, eigentlich alles, nur keine suessen Mahlzeiten ( nur als Nachtisch). Ich geniesse das Essen hier sehr :)
Ich muss hier unbedingt diese leckeren Dinge kochen lernen.
Auch die Restaurante sind hier bedeutend besser eingerichtet: In fast allen gibt Bueffets mit den leckeren typischen brasilianischen Gerichten. Das hat schonmal den Vorteil, dass man wirklich nur das und soviel nimmt, wie man moechte, und man kann auch gleichzeitig die verschiedensten Dinge probieren. Ausserdem muss man nicht lange auf ein bestelltes Gericht warten, wie in Deutschland. In einigen Restauranten bezahlt man dann nach Gewicht der Speisen, und in den einfacheren Restaurantes ist es auch wirklich nicht teuer. In anderen, den Feijouadas, gibt es Rodizios, das sind Maenner, die staendig von Tisch zu Tisch schwirren und den Gaesten verschiedene Sorten von Fleisch anbieten. Je nachdem, wieviel man moechte, kann man dann auch bekommen. Spaeter gehen bieten sie Suesspeisen und Caipirinha in allen Variationen an, den sie dann auch vor Ort zubereiten. Auch die Pizzarien sind nach dem Prinzip der Rodizios eingerichtet. Sie sind generell eine sehr gute Erfindung, man kann somit die verschiedensten Sorten probieren, es gibt immer eine Ueberraschung, welche Pizza oder welches Fleisch als naechtses kommen wird, und man kann natuerlich auch ablehnen ( sonst waere ich schon laensgt geplatzt). Es ist also immer ein kulinarischer Genuss, hier in einem Restaurant zu essen.
Nur nebenbei bemerkt, esses die Brasilianer mit der Gabel in der rechten Hand. Zum Zerschneiden der Speisen benutzen sie natuerlich mit der rechten Hand das Messer und mit der linken dei Gabel, aber danch wechseln sie, um mit rechts zu essen. Am Anfang hab ich immer den Tisch falschrum gedeckt, bis ich es gemerkt habe.....
Zu Hause kochen natuerlich nicht die Muetter, sondern hier gibt es ueberall die Empregadas, das sind die Maedchen oder Frauen, die im Haus der halbwegs wohlhabenderen bis reichen Menschen angestellt sind, um zu kochen, zu putzen, eben um alle Hausarbeiten zu erledigen. In manchen Familien wohnen die Empregadas in einem kleinen Zimmer im Haus, und meistens werden sie unterrangig behandelt. Mit ihnen wird anders gesprochen, als mit den Familienmitgliedern, sie essen getrennt,.. Wir haben hier zwei Empregadas, sie reinigen jeden Tag das ganze Haus, kochen und backen, raeumen auf, fuettern die Hunde, waschen Waesche, rennen zum Telefon, wenn es klingelt. Sie wohnen nicht bei uns, und haben auch keinen engeren Kontakt zur Familie. Fuer mich ist es zwar eine gute "Faulheitsvariante", mein Zimmer nicht aufraeumen zu muessen, aber es ist schon sehr seltsam und ungewohnt. Verschiedene Dinge mach ich dann auch selber, einfach, weil es nicht sein muss, dass sie noch mehr Arbeit haben, und ich kann auch selbst mein Bett machen und den Tisch abdecken.. Andererseits werden sie dafuer bezahlt, es ist ihre Arbeit , so koennen sie ihre Familie ernaehren. Hier in Brasilien bist du wirklich verloren, wenn du keine Arbeit und kein Geld hast. Eine fruehere Empregada meiner Familie wird wohl bald hier zurueckkehren, sie musste aus irgendeinem Grund ein paar Jahre pausieren. Meine Familie mochte sie, und so wird eine unserer jetzigen Empregadas bald nicht mehr hier arbeiten koennen. Meine Gastmutter wir sich auf jeden Fall darum kuemmern, dass sie irgendwo anders arbeiten kann...
Die Empregadas und auch die Reinigunsarbeiter der Strasse, arme Menschen, die froh sind, fuer irgendeine Arbeit etwas Geld zu bekommen, verursachen wohl auch eine der Angewohnheiten der Brasilianer: sie kuemmern sich nicht wirklich um ihre Umwelt, sondern lassen alles so stehen und liegen, wie es ihnen gerade am besten passt. Sei es das Geschirr in der Kueche , die Klamotten im Zimmer verteilt oder die Zeitungen auf dem Fussboden, im Haus erledigen alles die Empregadas, wozu sollte man da seinen Kram aufraeumen ?! Und auch auf der Strasse liegt relativ viel Muell rum, bis der Reinigunsmann mit seinem Besen kommt. Der Brasilianer laesst einfach die Sachen zu Boden fallen, die er nicht mehr braucht, es raeumt ja spaeter irgendjemand weg, wozu sich also die Muehe machen, bis zum naechsten Muelleinmer zu gehen.. Ueberhaupt ist das Umweltbewusstsein nicht so sehr hoch. Eine Begruendung waere vielleicht, dass sie einfach in den Tag hineinleben, ohne viel an die Zukunft zu denken, somit auch nicht die Natur fuer spaeter schuetzen muessen, denn jetzt funktioniert alles noch ganz gut.
Ein Zeichen fuer das mangelnde Umweltbewusstsein sind auch die vollen Strassen mit den rasenden Autos. Selbst meine Familie faehrt schon kleine Strecken tagsueber, wo kaum Gefahr eines Uebrfalls herrscht, mit dem Auto. Jede reichere Familie besitzt mindestens 2 oder 3 verschiedene Autos. Frueh werden die Schueler oft mit dem Auto zur Schule gebracht. Und auch der Fahrstil der Brasilianer ist ein aeusserst rasanter, respektloser, was das Ueberqueren einer Strasse oder das Fahrradfahren im Zentrum oft zu einer heikle Unternehmung macht. In Deutschland wuerden die meisten Autofahrer wohl das Tempo verringern oder noch ein Sekuendchen laenger an der gruen werdenden Ampel warten, wenn vor ihnen jemand die Strasse ueberquert.( In der Dresdner Neustadt hat sogar immernoch der Fahrradfahrer mehr Rechte als die Autos :) ) Hier nimmt niemand Ruecksicht. Ich habe eine aeltere Frau kennen gelernt, sie ist sehr nett. Sie hat mir erzaehlt, dass sie als "Oma" von einem der Raser fast angefahren worden waere, und als sie ihn entsetzt gefragt hat, ob er sie denn umbringen wolle, hat er nur frech geantwortet: "Alte Menschen muessen zu Hause bleiben". Respektlos. Aber sie hat auch gesagt, dass es am Anfang des Monats am schlimmsten ist. Dann bekommen alle ihr Gehalt ausgezahlt. Nach einigen Tagen ist dann das Geld fuers Benzin alle, und die Strassen werden etwas ruhiger, zum Glueck.
Eine weitere Auto-angewohnheit der Brasilianer ist, dass sie beim Fahren immer die Tueren verriegeln ( natuerlich mit dem automatischen Systhem), denn beim Stoppen an einer Kreuzung koennte man vielleicht ausgeraubt werden, sagen sie. Dafuer ist das Anschnallen hier relativ unueblich, nicht mal jedes Auto hat ueberhaupt funktionierende Sicherheitsgurte. Und das bei eben beschriebenem Fahrstil....
Aber ich lebe noch : ) und niemand muss sich ernsthaft Sorgen machen.
Nun will ich ersteinmal die Augen und Konzentration der werten Leser schonen und bednke mich hiermit fuer die Aufmerksamkeit derjenigen, die bis hierher durchgehalten haben. Natuerlich gibt es noch viel mehr Dinge zu berichten, was ich in den naechsten Tagen auch tun werde. Also.. Fortsetzung folgt...
mit lieben Gruessen aus dem Fruehling an alle
Luzia