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Katrin mit H! Ein Erfahrungsbericht über einen Abend von und mit Benjamin von Stuckrad-Barre [PART2]

Text: racel
Sonntag, der 17.12.2006. MAXdisco Kiel. Es ist 19:37 Uhr und wir sind endlich da. „Wir“ das sind ein redseliger Freund von mir und ich, natürlich. Die Freundschaft ist einseitig. -Lange Pause.

Und weiter. Benjamin von Stuckrad-Barre hatte wieder einmal zu einer Lesung geladen. –Keine spezielle. Es wird aus seinen bisher veröffentlichten 8 Büchern gelesen.

Kostenpunkt pro Karte ca. 15 €. Für möchtegern Studenten liegt der Preis also noch im Rahmen.



Die unteren Stuhlreihen sind natürlich schon alle belegt. Toll. Die einseitige Freundschaft und ich entschließen uns, sich ganz nach Hinten an den Tresen auf den höher liegenden Barhockern für diesen Abend nieder zu lassen. Das sind die besten Plätze, finden wir. Kein Gedränge, sondern Platzfreiheit, schummrige Beleuchtung, Aschenbecher und Bar in unmittelbarer Nähe und freie Sicht auf den so genannten Popliterat.



Um kurz nach 8 Uhr betritt dieser die Bühne. Mit seinem Wasserglas kommt er überstürzt an das Mikro. Es zersplittert und die Junge Frau in der ersten Reihe wird angehalten, die Scherbe des Glases, die bei ihr gelandet ist, doch bei Ebay reinzustellen. „Aber ob die jetzt über `nen Euro geht“, wisse er nicht.



Stuckrad- Barre beginnt zu lesen. Aus Livealbum, Soloalbum und einen Text aus Remix, indem er erste LSD-Erfahrungen wiedergibt und der über Jörg handelt, einem damaligen Gast seiner Lesung, der besser vorlesen konnte, als er selbst.

Pause. Applaus. Bier.



Die 2te Halbzeit beginnt. Benjamin von Stuckrad-Barre liest weiter und bittet Feridun Zaimoglu, Kieler Autorengröße, auf die Bühne. Abwechselnd lesen sie einen Text über Reinhard Meys Rasenmäher-Twists auf Sylt vor und anschließend noch zwei Passagen aus Stuckrad-Barres aktuellsten Roman „Was.Wir.Wissen“. Zaimoglu wird bedankt und dankt selbst auch.



Zum Schluss gibt es Selbsterfahrungsberichte aus dem Buch „Deutsches Theater“ zu hören. Darunter der Text „Promotion“, der beschreibt, wie er im Berliner Olympiastadion als überdimensionales, schwitzendes Handy durchs Stadion lief oder „Gastronomie“, der Stuckrad-Barres dreitägigen Hospitanten Dienst bei der Firma Gosch auf Sylt beschreibt. Weltklasse. Und amüsant. Das restliche Publikum sieht’s wohl genauso.



Ende. Und wieder Applaus. Leider reicht dieser nicht für eine Zugabe. An der einseitigen Freundschaft und mir kann es nicht gelegen haben.



Die ersten Besucher verlassen die Plätze und auch das Gebäude. Kurz darauf erscheint Benjamin von Stuckrad-Barre um seine Bücher zu signieren, Fotos zu machen und um Handys zu unterschreiben. Das scheint der neueste Trend hier in Kiel zu sein. Mir war das nicht bekannt und so lassen ich Old-Shool-mäßig zwei Bücher signieren. „Deutsches Theater“ für mich und das Buch „Was.Wir.Wissen“ für Fabian, einem Brieffreund von mir. Das Exemplar hat er sich verdient, nachdem ich es über ein Jahr lang nicht geschafft hatte ihm zurück zu schreiben.



Ich reiche dem Autor das Buch. „Für Katrin, Bitte“, sage ich. Er schreibt und signiert, nur leider schreibt er Katrin mit h. Darauf angesprochen schreibt er noch „OHNE H!“ unter meinen Namen. Weiter geht’s. Alles wird gut.

„Was.Wir.Wissen“ folgt. „Für Fabian, Bitte. Ach und könntest Du `schönen Gruss von Katrin` drunter schreiben?“ Er kann und schreibt Katrin wieder mit h. Und wieder darauf angesprochen flucht er leise und findet es unüblich Katrin ohne h zu schreiben. Mein Name scheint ein Problem zu sein. Er klatscht sein „OHNE H!“ wieder unter meinen Namen und schreibt auf die linke Seite des Buchdeckels „Katrin“, „Katrin“, Katrin“, „geht doch“.

„Das ist ja wie Strafarbeit in der Schule schreiben“, sagt er noch. Sehr geil, denke ich. Sehr geil.

Das sage ich ihm aber nicht und gehe zufrieden zur Tür hinaus. Ich danke ihnen für diesen wunderbaren Abend, Herr Stuckrad-Barre.








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