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Schweigen können - Schweigen dürfen

Text: fussili
Schweigen ist eine Gabe, ein Privileg, welches nicht jedem vergönnt ist.

Ich wage zu behaupten, dass ich mit dieser Gabe gesegnet bin.



Schweigen können.

Die Umwelt auf sich wirken lassen.

Den Lärm, die Ruhe.

Andere beobachten.

Sehen, wie sie sich verhalten.

Wie sie sich unterordnen oder dominieren.



Schweigen dürfen.

In unserer Gesellschaft fast unmöglich.

„Sag doch mal was dazu!“.

„Was ist denn mit der los? Die redet gar nichts!“

Nein, manchmal rede ich wirklich nichts!

Ich habe nichts zu sagen, möchte nichts sagen.

Nur beobachten.



Warum ist dieses Schweigen so unverständlich für manche Menschen? Wahrscheinlich haben sie nie gelernt, zu schweigen. Die Stimme nur für sinnvolle und sich lohnende Dinge zu gebrauchen.

Im richtigen Moment das Richtige zu sagen, in einer von lautem Chaos eingenommenen Welt.



Wie angenehm es ist, zu schweigen. Die Ruhe zu genießen, wenn auch andere zu schweigen wissen.

Das Schweigen gibt einem manchmal viel mehr als das Reden.

„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“.

Wie wahr!



Wie kann man nachdenken, wenn man die ganze Zeit am reden ist?

Oder besser: Wie kann man SINNVOLL nachdenken?

Eine Frage, die jeder für sich selbst beantworten kann.

Im Stillen.



Mut zur Stille, Mut zum Schweigen.



Und danach?

Mut und Geschick, das Gedachte mitzuteilen. Natürlich nur, wenn die Notwendigkeit dazu besteht; wenn sich die Möglichkeit ergibt.



Viele Menschen wissen und verstehen nicht, wie wertvoll das Schweigen, die Ruhe sein kann.



„Sie schweigt nur, weil sie nichts zu sagen hat.“



Genau.

Ich habe nichts zu sagen. Nichts zu EUCH zu sagen.

Zu EUCH, die ihr die Sprache nicht zu schätzen wisst, weil ihr nicht wisst, wie man schweigt.



Ich bin der Meinung, man kann die Sprache nur genießen, wenn man gelernt hat, auch ohne Sprache auszukommen. Einfach still zu sein und sich beim gelegentlichen Reden an der eigenen Stimme zu erfreuen, derer man anderenfalls früher oder später überdrüssig werden würde.





Peinliche Stille.



Niemand weiß, was zu sagen ist.

Oder doch?



Verschiedene Blickwinkel, subjektive Meinungen.



Gibt es meinem subjektiven Urteil nach eine peinliche Stille?

Ja, schon möglich. Für mein Gegenüber mag es eine peinliche Stille sein.

Und ich gebe zu, auch mir kommt manche Stille peinlich vor.

Doch meistens ist es eine klangvolle Stille.

Gefüllt mit Geräuschen, die man bei Unruhe nicht wahrnimmt.

Nicht wahrnehmen kann.



Eine Stille voll der Energie, die sich im Raum befindet.



Ein Rauschen in den Ohren.

Das Geräusch, das der Stift auf dem Papier erzeugt.

Alles Geräusche und Laute, die man nur bei Stille, bei schweigender und doch klangvoller Stille wahrnimmt.



Beschwiegene klangvolle Stille.



Eine Utopie?

Nein.

Wirklichkeit.

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