Jens Friebe hat mich erst darauf gebracht. Aber die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag: Ich bin verliebt in ein Gespenst.



Was das für ein Problem ist, möchte ich kurz theoretisch schildern. Praktisch geht das ja eigentlich niemanden etwas an, aber für die Theorie wäre es nett, wenn andere wissen, worauf sie sich dann eigentlich einlassen.



Also erst einmal eine Definition von Gespenstern.



Versuche ich das Gängige, komme ich nicht weiter.

(Der Brockhaus hat nur eine Erklärung zu Gespensterheuschrecken und Wikipedia bringt mir nur kulturelle Erzeugnisse, die mit Gespenstern zu tun haben.)

Das zwingt mich zu einer eigenen.

Seelen, die in unserer Welt nicht mehr da sind, sich jedoch bemerkbar machen. Klingt banal, aber wenn mensch sich einer Definition von Welt als selbstgemachtes Konstrukt hingibt, dann ist es wohl relativ stichhaltig.



Verliebt mensch sich nun in einer Person, die eigentlich nicht mehr da ist und nur noch existiert, indem sie sich - wie auch immer medial ermöglicht - bermerkbar macht, hat mensch ein kleines oder auch größeres Problem. Jedenfalls meiner Ansicht nach.



Folgende Illustration:








soll meine nachfolgenden Argumentationsversucher erläutern.



Die Frau fällt beinahe hin, aber das Gespenst ist nur schwammig vorhanden. Wie soll sie also aufgefangen werden, wenn sie nur ein immaterielles Gegenüber vor sich hat. Sie fällt einfach nur. Also: Wenn mensch sich in Gespenster verliebt, ist die Hoffnung, die manch eineR mit der Liebe verbindet, nämlich das Ende eines Falles, dennoch nicht gegeben.



Gespenster leben in einer anderen Welt. Wie sollen sie auf deine Welt reagieren, wenn sie sich in einer anderen bewegen. Auch wenn du einen "Kanal" aufmachst, um mit dem Gespenst zu kommunizieren, so ist nur der "Kanal" Gegenstand deines (täglichen?) Lebens, jedoch nicht das Gespenst. Immer nur ein Medium, nie die Botschaft.



Und auch wenn du dir dessen bewusst bist, so gib dennoch Acht! So konstruiert mensch sich vielleicht gerne schon gemeinsame Zeiten vorraus, wenn das Gespenst sich in wenigen erlösenden Momenten materialisiert. Und wenn das nicht klappt, lebst du auf einmal in einer nicht real wirkenden Welt, obwohl sie das ja eigentlich sein sollte. Das macht dich dann letzten Endes auch zum Gespenst, wenn du versuchst, in der Welt zu leben, die dir das Gespenst geisterhaft ermöglicht.



Meine Ausführungen mögen wirr sein, für Nachfragen nicht-konkreter Art stehe ich allerdings gerne noch zur Verfügung.