Aus der ehemaligen jetzt-Community: Du liest einen Nutzertext aus unserem Archiv.
Kondome aus der Dose!

Allein im südlich der Sahara liegenden Teil Afrikas gibt es 26 Millionen Menschen, die mit dem HI-Virus infiziert sind.
Das macht 60 Prozent der weltweit an HIV leidenden Menschen aus. Eine Ursache dafür ist die zu geringe Anzahl an Kondomen.
Mit genau dieser Thematik haben sich Industriedesignstudenten der Muthesius- Kunsthochschule in Kiel beschäftigt. Die Frage war: Wie bringt man das Kondom auch in die Peripherie Afrikas?
Ein Lösungsansatz der Kieler Studenten: Coladosen! Es gibt sie selbst im kleinsten afrikanischen Dorf zu kaufen, wieso also nicht das integrierte Kondom gleich dazu?
Insgesamt besteht das Projekt aus fünf Vorschlägen, wie das Kondom in die Coladose gelangen kann.
Eine davon nennt sich Upside Down: Öffnen, schützen, trinken, drehen.
Die Idee der Studenten Mareen Sorban, Verena Sommer und Thomas Brahe funktioniert so: Die untere Kante der Dose wird zusammengedrückt und das Kondom in die entstehende Mulde gelegt. Danach presst man einen Blechdeckel auf die Kante. Um zu verhindern, dass das Kondom übersehen wird, wird die Dose verkehrt herum bedruckt.
Verena Sommer ist eine der drei Studenten, die die Idee zu Upside Down hatten. Sie ist 30 Jahre alt und studiert Industriedesign mit Schwerpunkt bauliches Design in Kiel.
Wie seid ihr auf das Thema Kondome in Dosen für Afrika gekommen?
Verena: Professor Zimmer, der dieses Projekt betreute, hat sich schon seit längerem mit der Aids-Thematik in Afrika befasst. Laut der UN-Organisation UNAIDS fehlen dort jährlich zwei Milliarden Kondome. Unsere Aufgabe war, eine Idee zu finden, wie dagegen angegangen werden kann.
Wie kamt ihr dann auf Coca-Cola?
Coca-Cola hat eine super Logistik dort und die könnte mit für die Verbreitung von Kondomen sorgen.
Wie lief das Projekt ab?
Eigentlich hatten wir nur zweieinhalb Wochen Zeit. Wir waren also ziemlich unter Zeitdruck. Da allerdings 36 Studenten an der Gesamtidee beteiligt waren, konnten sich die Aufgaben recht gut verteilen lassen. Upside Down war nur eins von insgesamt fünf Projekten.
Habt ihr euch selber mit dem Thema Aids in Afrika beschäftigt?
Das war Voraussetzung für die Arbeit. Oft ist uns die Situation der Menschen dort nicht bewusst. Um das Projekt theoretisch für Afrika zugänglich zu machen, mussten wir uns mit den dortigen Zuständen vertraut machen. Zum Beispiel sind 40 Prozent der Bevölkerung im südlichen Afrika Analphabeten, also versuchten wir, die Beschreibung der Kondome und die Aufklärungsbroschüre auch bildlich zu gestalten.
Wie kam euch die Idee, zusätzlich eine Aufklärungsbroschüre beizulegen?
Ich habe gelesen, dass ein Mitglied der südafrikanischen Regierung Sex mit einer Frau hatte, obwohl er wusste, dass sie HIV positiv war. Als man ihn darauf ansprach, sagte er, er habe sich danach gewaschen, also hätte ja nichts passieren können. Wenn selbst in Regierungskreisen noch so eine hohe Unwissenheit existiert, wie kann man dann eine Aufgeklärtheit in der Landbevölkerung erwarten?
Hat das Konzept Zukunft?
Coca-Cola Deutschland war bei uns zu Besuch und hat sich das Projekt angesehen. Sie fanden die Idee ziemlich gut und wollen sie zuerst in Brüssel und danach in der Hauptzentrale in Atlanta vorstellen.
Wie sollen die Menschen dort die Kondom-Cola bezahlen?
Coca-Cola will aus dieser Sache keinen Profit schlagen. Sie selber haben gerade in Südafrika viele Mitarbeiter, die mit HIV infiziert sind. Da ist ihnen die Bekämpfung natürlich auch ein Anliegen.
Anmerkung: Wie ich im nach hinein erfahren habe, wurde die Idee bereits 2005 von Peter Weinl und Gerhard Stocker zum Patent angemeldet. Die Ausarbeitung der Studenten ist allerdings aus einem eigenen Konzept heraus entstanden. Bei so viel Aufmerksamkeit bleibt nur zu hoffen, dass das Projekt vermarktet wird.