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Text: muschiepups
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La femme est le contraire du Dandy.

Donc elle doit faire horreur.

La femme a faim et elle veut manger. Soif, et elle veut boire.

Elle est en rut et elle veut être foutue.

Le beau mérite!

La femme est naturelle, c'est-à-dire abominable.

Aussi est-elle toujours vulgaire, c'est-à-dire le contraire

du Dandy!*



Charles Baudelaire







**



Onanieren passiert, mit Parisern vögeln passiert. Aber diese Leute onanieren mit Parisern.

Ich sitze nicht bequem auf meinem Hintern, er ist zu mager. Mein Appetit ist zu schwach. Ich bin gleich satt. Die Wollust wäre das Einzige aber die Pausen sind so lang die sie braucht.

Wenn man Extrakt ausschlürfen könnte und alles verkürzen - ein Jahr vögeln oder ein Jahr denken? Für einen starken Gedanken würde ich jedes Weib opfern - beinahe jedes Weib...***



Bertolt Brecht





Brach vom mageren Fladen mir

Nur ein Bißchen zum Frühstück,

Trank vom Wein einen vollen Krug,

Nun erweck ich der Saiten

Sehnsuchtsklang, meinem zarten Kind

Zart ein Ständchen zu bringen.



Bring Wein, bring Wasser, Junge,

Bring uns blumenbunte Kränze

Für das Haupt, hol her, ich will jetzt

Mich mit Eros fäustlings schlagen.



Und erneut

schlägt wie ein Schmied

mit schwerem Hammer Eros

Auf mich ein,

schreckt mich dann ab

in eisigkaltem Sturzbach.



Also zum Olymp

steig ich empor

wirbelnd mit leichten Flügeln.

Wie mich Eros kränkt;

will doch mit mir

nicht dieser Knabe jung sein.



Anakreon





Was für einen Unterschied doch ein Schwanz macht.****



Virginia Woolf







**



Dieses Werk dediziere ich hochachtungsvoll der Metze Stephanie vom Mayerhauser Georg II. und ihrer Anstandsdame. Da es sich offensichtlicherweise um ein durchaus geistreiches Aristonym***** handelt konnte ich mir die Zufügung des, im hohen Adel durchaus gebräuchlichen Wortes Metze nicht verkneifen. Dieses Wort ist allerdings im eigentlichen Sinne, nicht als käufliche Dirne, sondern als Mädchen niederen Standes zu verstehen.

Honni soit qui mal y pense - denn die Widmung kommt vom Herzen.





Immer noch Morgen Kinder wirds was geben singend erreichte ich, frühmorgens, sturztrunken von Gin Fizz und wachgeputscht vom Koksain mein kleines Bungalow am Stadtrand von Santa Barbara. Es zwitscherten bereits die Vöglein und die Sonne brannte sich mir heiß in den Nacken. Regelrecht schweißgebadet war ich. Sodas ich dringendst neuem eiskalten Gin bedurfte. Mit der halbvollen Flasche Gin aus dem Kühlschrank würde ich die Zeit bis zur Öffnung des Supermarktes schon noch totschlagen. Ich kam mir schäbig vor - wie eine Alkoholikerin - aber wenigstens trank ich noch nichts stärkeres als Gin vor dem Frühstück.

Ich setzte mich an den Küchtisch und steckte mir eine Kippe an. Das allmorgendliche Pistazieneis war angenehm kühl im Munde.



Ich öffnete das Osterpäckchen aus Bremen und begann vor Freude gleich wieder leise zu summen: Morgen Kinder wirds was geben... und korrigierte mich auf Heute. Auch wenn mir bereits ein wenig davor schwarnte in zwei Stunden schon wieder Bier zu saufen. Aber es half nichts - schließlich war ich nicht zu meinem Vergnügen da. Und Fußball ohne Bier - das wäre ja wie Ficken ohne Mann.

Ich platzierte das Nikoläuschen vor mir auf dem Tisch.








Die Sonne blendete mich. Ich blinzelte erst hinaus, dann zur Uhr:

8:37 - endlich Feierabend. Die Nachtschicht in der Bar zerrte wirklich an meiner Substanz. Denn es war schwierig tagsüber am Strand in der Sonne zu dösen, derweil meine Semesterlektüre durchzuarbeiten und mich nebenher noch mit so proletarischen Angelegenheiten wie Geld zu verdienen zu beschäftigen. Aber ich wollte es ja so - wollte es mir ja selbst beweisen dass ich mich, fernab von Mutters könglicher Zitze auch alleine versorgen könnte. Es gelang mir mehr schlecht als recht - aber es gelang. Das hört sich vielleicht ein wenig verzogen an - aber wenn man sowas noch nie gemacht hat ist es wahrlich nicht einfach an solche Lappalien wie abwaschen, einkaufen, essenmachen, Miete überweisen, Popo abwischen und dergleichen zu denken.

Aber wie ihr seht - ich lebe immer noch - Unkraut vergeht nicht.

Und dann war da ja noch mein Germanistikstudium. Ohjeh, ging es mir durch den Kopf als mir einfiel was ich alles noch vorzubereiten hatte. Bis Dienstag mußte ich noch die Texte für das Eros und Tanatos Seminar vorbereiten. Der Professor hatte die These aufgestellt dass abnorme Hinrichtungserotik ein fast rein deutschsprachiges Literaturtopos sei. Unsere Aufgabe war es Gegenbeispiele rauszusuchen. Also ging ich zum Bücherregal und blätterte emsig - bis ich schließlich bei Anais Nin in dem Buch Die verborgenen Früchte fündig wurde. Ich überbätterte die plumpe Vulgärerotik, die sich bis Seite 28 zäh in pausenlosen Fickereien dahinzog. Dann wurde es allerdings anspruchsvoller: Als sie einmal in Paris war, wurde gerade ein russischer Radikaler gehängt, der einen Diplomaten umgebracht hatte. Sie wohnte damals auf dem Montparnasse, frequentierte die Cafés und hatte den Prozeß, wie alle ihre Freunde, mit leidenschaftlichem Interesse verfolgt, weil dieser Mann ein Fanatiker war, auf die Fragen, die man ihm stellte, dostojewskische Antworten gab und den Prozeß mit großer, fast religiöser Tapferkeit durchstand.

Zu jener Zeit wurden Schwerverbrecher noch hingerichtet. Gewöhnlich geschah dies bei Morgengrauen, wenn noch niemand wach war, auf einem kleinen Platz in der Nähe des Santé-Gefängnisses, wo zur Zeit der Revolution die Guillotine gestanden hatte. Und wegen der Polizeiposten konnte man nicht dicht herankommen. Gewöhnlich waren nur wenig Menschen bei diesen Hinrichtungen zugegen. Bei der des Russen jedoch, so lautete der Entschluß der Studenten und Künstler vom Montparnasse, wollten sie, da die Gefühle so aufgewühlt waren, allesamt zugegen sein. Die ganze Nacht hindurch blieben sie wach, warteten und betranken sich.

Sie selbst hatte mit ihnen zusammen gewartet, hatte sich mit ihnen betrunken und befand sich im Zustand höchster Erregung und Furcht. Zum erstenmal sollte sie einen Menschen sterben sehen. Zum erstenmal sollte sie Augenzeugin einer Szene sein, die sich während der Revolution immer und immer wieder abgespielt hatte.

Gegen Morgen begab sich die ganze Bande zu dem Platz, rückte gemeinsam so weit vor, wie es das von Polizisten gespannte Seil erlaubte. Sie selbst wurde von ganzen Wogen drängender und schiebender Menschen bis zu einer Stelle getragen, die ungefähr zehn Meter vom Blutgerüst entfernt war.

Dort stand sie, gegen das Seil gepreßt, und beobachtete alles mit fasziniertem Entsetzen. Dann wurde sie von der Menge von ihrem Platz verdrängt. Auf Zehenspitzen konnte sie jedoch immer noch etwas sehen. Die Leute keilten sie von allen Seiten her ein. Der Gefangene wurde mit verbundenen Augen herbeigeführt. Wartend stand der Henker da. Zwei Polizisten hielten den Mann gepackt und leiteten ihn langsam die Stufen zum Schafott empor.

In diesem Moment spürte sie, daß jemand sich weit heftiger an sie preßte als notwendig. In ihrer zitternden Erregung empfand sie den Druck nicht einmal als unangenehm. Ihr ganzer Körper war aufgewühlt. Außerdem konnte sie sich kaum rühren, so eingezwängt war sie von der Menge der Neugierigen.

Sie trug eine weiße Bluse und einen Rock, der, wie es der damaligen Mode entsprach, seitlich von oben bis unten durchgeknöpft war - einen kurzen Rock und eine Bluse, durch die man ihre rosa Wäsche sehen und die Form ihrer Brüste erahnen konnte.

Zwei Hände umspannten ihre Taille, sie fühlte deutlich den Körper eines Mannes und spürte sein hartes, steifes Begehren an ihrem Gesäß. Sie hielt den Atem an. Ihr Blick war fest auf den Mann geheftet, der gleich gehängt werden sollte, und das machte ihren Körper auf schmerzhafte Weise nervös. Gleichzeitig griffen die Hände nach ihren Brüsten und preßten sie.

Einander widerstrebende Gefühle machten sie schwindelig. Sie rührte sich nicht, wandte auch nicht den Kopf. Jetzt tastete eine Hand nach der Öffnung ihres Rockes und fand die Knöpfe. Bei jedem Knopf, den die Hand öffnete, keuchte sie auf vor Angst und Erleichterung. Die Hand wartete, um zu sehen, ob sie protestierte, dann machte sie sich am nächsten Knopf zu schaffen. Sie selbst regte sich nicht.

Dann schoben beide Hände mit einer Geschicklichkeit und Geschwindigkeit, die sie nicht erwartet hätte, ihren Rock so herum, daß sich die Öffnung hinten befand. Inmitten dieser wogenden Menge fühlte sie jetzt nichts mehr als den XXX, der sich langsam durch den Schlitz ihres Rockes schob.

Ihr Blick blieb auf den Mann gerichtet, der das Schafott erklomm, und der XXX gewann mit jedem Schlag ihres Herzens ein wenig mehr Raum. Er hatte sich durch den Rock geschoben und teilte nunmehr den Schlitz ihres Höschens. Wie warm und fest und hart er an ihrem Fleisch war! Der Verurteilte stand auf dem Schafott; die Schlinge wurde ihm um den Hals gelegt. Der Schmerz, den sein Anblick auslöste, war so stark, daß die fleischliche Berührung eine Erleichterung war, etwas Warmes, Tröstendes. Ihr schien, daß dieser XXX, der zwischen ihren Gesäßhälften pulsierte, etwas ganz Wunderbares war, daß man festhalten mußte, das Leben, das Leben, das sie festhalten mußte, während sie vom Tod gestreift wurde...

Ohne ein Wort legte der Russe den Kopf in die Schlinge. Ihr Körper erbebte. Der XXX schob sich tiefer zwischen die weichen Falten ihrer Gesäßbacken, drängte sich unaufhaltsam in ihr Fleisch.

Sie zitterte vor Angst, aber es war das Zittern des Begehrens. Als der Verurteilte ins Leere und in den Tod stürzte, begann der XXX in ihr heftig zu zucken und spie sein warmes Leben aus.

Die Menge preßte den Mann gegen sie. Sie hatte fast aufgehört zu atmen, und als ihre Angst sich in Glück verwandelte - ungezügeltes Glück darüber, das Leben zu spüren, während ein Mensch -, wurde sie ohnmächtig
***** usw. usf.



Nicht einmal 5 Seiten - aber die hattens in sich. Ich atmete schwer durch - verschnaufte - und legte das Buch erstmal zur Seite. Ich war richtig wuschig von der Geschichte geworden und ertappte mich - wie so häufig beim Sex unter der Hand bzw. unter dem Tisch. Während ich an Sonya - eine hübsche schwarzhaarige Kommilitonin dachte.





**

Die ganzen letzten Tage war ich rattig und spitz wie Nachbars Lumpi. Losgegangen war es eigentlich mit meiner Grass Lektüre. Schon bei Katz und Maus war ich ziemlich angegeilt und hatte Müh und Not einen stillen Augenblick am Strand zu finden. Aber es war herrlich. Sex on the beach, mit der Sonne, die zärtlich meinen sonnenverwöhnten Luxuskörper streichelte - aber Die Blechtrommel hat mir wirklich den Rest gegeben.

Ich sags euch, Mädels: w o w !!! Das hat geprickelt. Himbeer- und Waldmeisterbrause. Zwar weiß man hier in den USA - spätestens seit Lewinski - dass Oralsex kein Sex ist - aber als mir die schaumige Soße zwischen den Beinen runterlief... w o w !!! Einfach nur w o w !!!







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Für Stoffel & Louisalou





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*Die Frau ist des Dandys Gegensatz. Also muss sie Grauen erregen. Die Frau hat Hunger, und sie will essen; Durst, und sie will trinken. Sie ist läufig und sie will geritten werden. Das schöne Verdienst! Die Frau ist "natürlich", das heißt scheußlich. Auch ist sie immer vulgär, das heißt, das Gegenteil des Dandys (cfr. Charles Baudelaire: Sämtliche Werke/Briefe in 8 Bdn. Hrsg. v. E Kemp & Claude Pichois. München 1975: 343f.).

**Bildquelle: http://www.google.de

***Einem hübschen Regalaccesoire entnommen, mit dem ich bis dato leider wenig anzufangen wußte.

****Ein Zimmer für sich allein.

*****Stephanie leitet sich vom griechischen Wort stephanos "Krone" ab. Georg leitet sich ebenfalls aus dem Griechischen ab und bedeutet soviel wie "Landmann" und ist somit als Spiel mit der niederen Herkunft auszulegen. Georg II. bleibt allerdings bewußt zweideutig. Denn einerseits gibt es - wie wir alle wissen - Georg II. den König von Griechenland, der 1941 vor den deutschen Truppen nach England floh. Andererseits gibt es aber auch noch den unbedeutenden Kurfürsten von Hannover. Die Lappalie des Aristonyms wird noch einmal durch das Mayerhauser unterstrichen. Dies wird besonders deutlich durch die Kombination des deutschen Hinz-und-Kunz-Namens Mayer mit dem des Kaspar Hausers. Alles in allem ist es also ein durchaus gelungenes Concetto, welches versucht eine Herkunft aus dem Bagatelle-Adel vorzugaukeln.

******Anais Nin: Die verborgenen Früchte. Scherz. 2.Auflage. Bern & München: 1979.







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Gruß und Kuss nach good old Germany und ins Weserstadion

eure Charlotte G. von Schönsee







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So ich gehe jetzt erstmal in die nächste Whisky-Bar um Fußball zu schauen (Werder vs. Nürnberg) und werde mich dort auch ein wenig um mein außerliterarisches Sexualleben kümmern - denn mehr gibt es zur Zeit von mir nicht zu berichten... und das Einkaufen darf ich auch nicht vergessen.























Fortsetzung folgt.

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