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Einen Gefallen geleistet und eine Erfahrung reicher......-Eine Nacht in einer Schwulendisco

Text: Traumstaub
Eigentlich sollte es ein ganz "normaler" Abend werden. Beim Umzug helfen, das Wetter genießen, Möbel aufbauen, Pizza essen, lachen und zusammen sein und vielleicht irgendwann mal am späten abend was trinken gehen....Allerdings sollte sich das ganze etwas anders gestalten als ich die ganze Sache so im Kopf geplant habe.

Naja eigentlich stimmte alles so bis zu dem Zeitpunkt als ich dann doch mal nachgefragt hab was das eigentlich für ein Laden ist wo wir da hingehen wollen. Zu diesem Zeitpunkt saß ich mit einer Kollegin im Auto um einen sehr guten Freund abzuholen. Sie sah mich etwas unglaubwürdig an und sagt erstmal nichts dazu....nur ein breites grinsen zierte ihr Gesicht. Unser Freund steigt ins Auto und sie:" Eyy erklär mal der Sarah wo wir heute abend hingehen!!!"

Naja ich hatte den Namen schon öftersmal gehört abba woher soll ich wissen was des ist?

Er meinte nur:" Ne Szenedisco!!! Kennst des näääät?!"

Naja und so fing alles an. Ich mein ich kann mit der Homosexualität meines besten Freundes eigentlich ganz gut umgehen. Mit ihm zusammen Männern hinterhergucken, zuzwinkern, hinterherpfeifen und knackige Hintern begutachten....

Aber noch hatte ich keine Vorstellung davon wie denn das Treiben in einer Schwulendisco so aussieht. Nur eines war mir ein Begriff....der Darkroom! Naja dazu später.....

Wir fuhren zu einem anderen ebenfalls guten Freund der ebenfalls schwul ist. Kamen da an. Ein klingeln. Ein Surren des Türöffners. Ein Händedruck. Küsschen hier und Küsschen da. Und nun standen wir im Wohnzimmer und naja wussten zuerst mal nicht was wir sagen sollten.

Da saß ein unheimlich gut aussehender junger Mann auf dem Sofa. Meine Freundin und ich schauten uns an und so ging der Abend eben mit drei Schwulen und uns zwei Mädels weiter.

Es war auch alles extrem lustig. Knutschende Männer. Ein toller Typ der einfach net mehr als sexy war Und irgendwie war alles zum Lachen.

Drei Pizzen, ein Regalaufbau und ein paar fehlgeschlagene Bohrversuche später ging es dann los. Wir quetschten uns zu 5 in einen Viersitzer aus dem wir uns ca 15 Minuten später wieder herausschälten. Vor mir lag er. Der Eingang. Mein Freund nahm mich an die Hand und sagte:" Sarah das wird schon!"

Eigentlich war es ja nichts schlimmes. Wie oft haben wir ihn schon in irgendwelche Läden geschleppt wo es ihm ja eigentlich genauso ging wie mir jetzt. Eigentlich tat es gut mal zu wissen das er auchmal unter "seines gleichen" abgehen kann. Eigentlich ist es eine normale Discothek. Eigentlich sind es auch nur Menschen.

Beim Eintreten wurden wir schon von einem überaus merkwürdigen Türsteher begrüßt der uns mit einem breiten Grinsen im Gesicht zur Kasse verwies. Wir reihten uns ein, bezahlten, namen unsere Karte entgegen und stürzten uns ins Getümmel.

Eine Treppe hoch und schon standen wir im ersten Raum. Vor mir die Tanzfläche. Rechts von mir die Bar. Links schwarze Ledersofas laden zum sitzen ein. Die Musik war nicht ganz so meines aber erstmal einfach nur stehen und gucken. Schon etwas ungewohnt das man die Männer angaffen kann solange man will und er wird sich nie dafür interessieren. Es dauerte ca. 3 Minuten bis ich irgendwann einen Ellbogen in die Seite bekam und auf einen Mann aufmerksam gemacht wurde der ein Stückchen weiterweg stand. Ich schaute hin, wieder weg und sofort wieder hin. Nackt? Ich konnte es erst nicht wirklich glauben. Aber okay da stand ein Mann mit nichts ausser einer Kappe auf dem Kopf und bewegte sich - und den Rest seines Körpers - zum Rhytmus der Musik. Ein breites Grinsen legte sich nun auch auf mein Gesicht und so langsam bekam man den Blick für so einiges was man in einer "normalen" Discothek wohl nie zu Gesicht bekommen wird. Nach einer kurzen Zoosession in diesem Raum holten wir uns was zu trinken und zogen weiter. Nun kam er. Der Eingang zum Darkroom."Entry. For men only" Nun ja diese Erfahrung musste ich mit Erzählungen meiner Mitstreiter abdecken. In diesem Raum war man wohl froh das es dark ist. Jeder fasst jeden an und an diesem Abend trug sich das Gerücht das es wohl heute an der Reihe war sich hier gegenseitig beim urinieren zu bestaunen. Meine Frage ist jetzt noch....:Wie denn? Es ist doch dunkel? Naja da kamen noch so einige Frage auf: Wie machen sich Schwule gegenseitig an? Liegen Hosen die nur aus Hosenbeinen bestehen im Trend? Was würden bei uns die Leute sagen wenn zwei auf der Tanzfläche stehen um sich gegenseitig zu befriedigen? Ist das ein Mann oder eine Frau? Kann ich die Toiletten benutzen?

War das Motto des Abends nicht Gays, Lesbians and Friends? Wo sind die Friends?

Die Diskussionen mit meinem Freund darüber wer jetzt gut aussieht oder nicht, und der ständige Neid auf unseren Bekannten der seinem gutaussehenden Freund den ganzen Abend neben uns seine Gefühle deutlich machte. All das ungewohnt aber eigentlich eine sehr coole Erfahrung. In jedem Raum etwas neues. Abbildungen von irgendwelchen Fetischsachen. Und der Spruch: Wir sind kleine Bengel!"

Durchgetanzt bis in den frühen Morgen.

Hier sind sie eben unter sich. Gehen nicht unter in der Masse. Und müssen sich nicht irgendwelchen Vorwurfsvollen Blicken der Gesellschaft aussetzen weil sie sind wie sie sind.

Frauen die aussehen wie Männer und umgekehrt. Das Klischeebild des Schwulen. Kampflesben und Anzugträger. Alles war vertreten. Ich würde es irgendwie immer wieder tun.

Auch wenn ich die ganze Zeit mit der Frage leben musste: Ist der süße Typ mit dem tollen Lächeln hinter der Bar homo oder hetero?

Darauf werde ich wohl nie eine Antwort bekommen aber wenigstens weiß ich jetzt was mein Freund so alles mitmacht wenn wir in in eine unserer Discotheken ziehen.

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