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Fisting beim Kaffeekränzchen

Text: PsychoGeorge
Kurz nachdem ich in meine neue WG gezogen war führte mich Petra in die hohe Kunst des Kaffeekränzchens ein. Für mich war Kaffeekränzchen kein Begriff, den man im Zusammenhang mit Personen beiderlei Geschlechts und unter 60 Jahren verwenden würde. Ich dachte immer, dass nur Rentnerinnen Kaffeekränzchen machen und sich dann beim Lästern über ihre Nachbarinnen den Mund blutig reden würden.



Petra hatte jedoch die Idee, dass es ganz lustig sein könnte, Kuchen zu backen, ein paar Freunde einzuladen und einen schönen Nachmittag bei Kaffee oder Tee und dem Kuchen zu verbringen. Beim ersten Mal machte sich Petra die Mühe und buk einen Kuchen, Freunde durften wir aber alle einladen. So verbrachten wir einen unterhaltsamen Nachmittag bei uns in der kleinen WG-Küche und stellten fest, dass das Kaffeekränzchen eigentlich auch für uns junge Leute ganz unterhaltsam war. Also nahmen wir uns vor, derartige Treffen regelmäßig zu veranstalten und dass sich die Gastgeber abwechseln sollten.



Diese Idee funktionierte jedoch mehr schlecht als recht. Meistens machten wir die Kaffeekränzchen bei uns, nur selten wurden wir mal von jemand anderem eingeladen. Aber das war auch nicht so schlimm, insbesondere nachdem ich mein Faible für das Backen entdeckt hatte und bei jedem Kaffeekränzchen mindestens einen neuen Kuchen ausprobierte.



Neben Standard-Rezepten wie Marmorkuchen, Apfelkuchen, Käsekuchen, etc. probierte ich auch mal schwierigere Kuchen wie Bienenstich, Schwarzwälder Kirschkuchen und Sacher-Torte aus. Eines meiner Rezepte sorgte aber unfreiwillig für einige Belustigung. Um diese Geschichte zu erzählen, muss ich jedoch etwas weiter ausholen:



Frank, Petras Freund war ein sehr lustiger Zeitgenosse, der gerne und viel lachte. Vor allem über kleine und große Schweinereien. Er hatte oft versaute Witze parat und lachte auch gerne über solche. Eines Tages entdeckte Frank in einer Zeitschrift einen Artikel über eine Sexualpraktik namens Fisting – das Einführen der Hand in die Vagina einer Frau, bzw. in den Anus beiderlei Geschlechts. Laut des Artikels wäre das eine Praktik, die vorwiegend Lesbische und Homosexuelle Paare betreiben würden.



Von dieser Technik hatten wir vorher noch nie etwas gehört, geschweige denn sie jemals ausprobiert. Weder Frank noch ich konnten uns vorstellen, wie das funktionieren sollte oder dass das lustvoll sein könnte, aber über Wochen hinweg beherrschte nur ein Thema unsere Gespräche in der Küche mit den MitbewohnerInnen: Fisting.



Frank war richtig besessen von der Idee, dass sich Menschen gegenseitig die Hände in ihre Körperöffnungen stecken würden. Wenn er Petra besuchen kam fragte er mich oft, ob ich heute schon gefistet hätte oder wurde. Zogen sich Petra und er in ihr Zimmer zurück, dann grinste er verschmitzt und meinte, dass sie jetzt fisten gehen und versuchen werden, nicht allzu laut zu werden. Wenn er morgens aus Petras Zimmer kam und sich an den Frühstückstisch setze, sagte er manchmal, dass ein gutes hartes Fisting das schönste am Morgen direkt nach dem Aufwachen sei. Ja, Frank liebte sein Fisting...



Eines schönen Tages machte ich den Fehler, ein neues Rezept für ein Kaffeekränzchen auszuprobieren zu dem Petra und Frank natürlich auch eingeladen waren: Ich buk einen Blechkuchen namens Rosettenkuchen. Das war eigentlich ein schönes Rezept, bei dem mehrere Rosinenteig-Schnecken nebeneinander auf ein Blech gelegt wurden und zusammen gebacken wurden, wenn nur dieser Name nicht wäre.



Man kann sich gut vorstellen, dass das Hauptthema dieses Kaffeekränzchen schnell gefunden war, nachdem ich Frank den Namen des heutigen Backwerks genannt hatte. Ich war schon drauf und dran, den Notarzt zu rufen, weil ich befürchtete, dass Frank vor lauter Lachen ersticken würde.



Der Rest des Kaffeekränzchens lief ungefähr so ab: „Hey, gibst Du mir noch eine von Deinen leckeren Rosetten?“, „Ich mag es, wenn die Rosette noch warm ist.“, „Darf ich eine von Deinen Rosetten mit nach Hause nehmen?“, „Kennst Du schon den Film: vier Fäuste für eine Rosette?“, ...



Beim nächsten Kaffeekränzchen gab es Marmorkuchen und Butterkekse. Den Rosettenkuchen habe ich seither nicht mehr gebacken und auch Rosinenschnecken gegenüber bin ich skeptisch geworden.





Mehr WG-Geschichten gibt es auf meiner Webseite:

http://wggeschichten.blogspot.com

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