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Zitat der Woche V
"Ein x-beliebiger Schauspieler
zeigt mit den Fingern zum
Mond und sagt: Das ist der Mond! -
Mühe kann die Entfernung zum Mond spielen."
(Heiner Müller)
Ulrich Mühe starb mit 54 Jahren an Magenkrebs. Aufgewachsen in Grimma. In Karl-Marx-Stadt hatte er sein erstes Engagement. (Die Stadt, welche seit der Revolution wieder Chemnitz heißt!) Er wurde in Waldeck, Sachsen-Anhalt begraben. Zwischen der ersten Anstellung am Theater und dem Tod lag ein bewegtes und erfolgreiches Schauspielerleben, in dem er immer wieder die normalen Abgründe spielte. Er war am Höhepunkt seiner Kariere. Die im Osten begann, obwohl er sich zurecht dagegen wehrte als Ostschauspieler bezeichnet zu werden. Er nannte es Rassismus und hatte damit gar nicht mal so unrecht. "Das Leben der Anderen" hat den Oskar gewonnen. Ein Film den es ohne Ulrich Mühe nie so gegeben hätte. Er war es der diesem Film seine Kunst einhauchte, wie es kein anderer gekonnt hätte. Dieser Film und die an die zwanzig oder mehr anderen, die er im Laufe seines Lebens drehte, sind sein Vermächtnis. Ob als Märchenmörder in "Sieben Monde", der Film, wo er mir zum ersten Mal mit einer Mischung aus Beamter und Vamp auffiel. Er spielte eher die Mondrollen, die Rollen mit den zwei Gesichtern. Reine "Heile Welt" war nie sein Ding. So war auch sein Leben nicht. Zwischen fünf Eichen liegt nun sein Grab. Er wurde in Warschau als der beste Schauspieler 2006 für seine Rolle als Gerhard Wiesler ausgezeichnet. Wer hätte gedacht, dass ihm 2007 die Krankheit und Seuche Krebs darnieder rafft und tötet? Seine Rollen waren immer etwas kalt.
Bei den Oskarfeiern wußte er schon, dass er unters Messer muss, dass da sein Endgegner Magenkrebs in ihm war. Seine dritte Frau, die Hamburger Schauspielerin Susanne Lothar wurde von Paparazzis gejagt, als er alle Operationen abbrach, weil er wusste es geht einem finalen Vorhang zu. Sie boten ihr fünfstellige Summen, wie die Presse schreibt. Er zog sich zurück mit seinen Söhnen Konrad und Andreas, die ihm umsorgten und raus aus Berlin, wo sie lebten schafften. (Erinnerte alles irgendwie an eine Flucht vor der Stasi und den SED-Regime!) Sie fuhren in den Ort, wo er heute begraben liegt. Zu Mutter Isolde und Bruder Andreas nach Waldeck. Hier wollte er die letzten Tage verbringen. Zehn Tage vor seinem Tod besuchte ihm Tom Cruise, der zur Zeit in Berlin dreht, weil dieser ihm unbedingt kennenlernen wollte. Am 22. Juli ging er noch ein letztes Mal an die Presse - per E-Mail- Interview bekannte er sich zu seiner Krankheit. "Ja, ich habe Krebs!". Am selben Tag schlief er ein. Schon Jenny Gröhlmann starb an Krebs. Seine zweite Frau mit der er, die gemeinsame Tochter Anna Maria hat. Die Frau mit der er bis zu deren Tode in Schweigen und mit Wunden verharrte. Das ehemalige Traumpaar der DDR, wie der Stern sie bezeichnet.
Heiner Müller sagte dieses Zitat über Ulrich. Ein größeres Lob hätte der Regisseur, der selbst Stasierfahrung hatte, Mühe nicht machen können. Doch dieses Zitat entsprach auch der Wahrheit. Es war nicht nur Kompliment. Mühe konnte die Zerbrechlichkeit der Menschen spielen. Er spielte die gebrochenen Persönlichkeiten, wie kein zweiter. Wie Kinski den Wahnsinnigen verkörpern konnte, so konnte er in die stillen, sensiblen schlüpfen, die hadernden und die in Sackgassen und die Verfahrenen. Der Kürschnerssohn wuchs in diesen irrsinnigen System der DDR auf. In Karl-Marx-Stadt entdeckte ihn Heiner Müller und holte ihn nach Berlin. Er spielte die Helden damals. Etwas was er nur bedingt war, er war privilegiert damals. Er hatte einen Reisepass, weil er auch im Westen drehte.
Er war ein DEFA-Star mit DEFA Frau verheiratet. Dann kam die Wende auch durch Demonstrationen, die er durchführte und organisierte, um Reformen der DDR herbeizuführen. In der Wendezeit engagierte sich Mühe bei öffentlichen Diskussionen in der DDR und war einer der Initiatoren der Demonstration vom 4. November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz. Er las öffentlich in Dieter Manns Deutschem Theater in Ostberlin aus Walter Jankas Buch "Schwierigkeiten mit der Wahrheit", noch bevor dieses in der DDR erscheinen durfte. Er wußte die "Banane" siegt, auch wenn er lieber einen neuen gerechteren Staat ersonnen hätte. Er spielte dann die Schleimer, wie in Schtonk. Prilierte in Nikolaikirche 1995. Spielte in Funny Games und Mein Führer. Spielte in "der letzte Zug" beeindruckend seine Rollen.
Nach der Grenzöffnung ging er nach Salzburg zu Peter Zadeck. Die Ehe lag mit drei Kindern vor den Ende, wie das System vor dem Ende lag. Seine eigene Frau war für ihn IM Jeanne. Im Jahr 2006 äußerte sich Ulrich Mühe in einem Interview mit Florian Henckel von Donnersmarck für das Buch zum Film Das Leben der Anderen über vermeintliche informelle Kontakte seiner zweiten Ehefrau Jenny Gröllmann mit der HA II/13 des MfS. Gröllmann erwirkte daraufhin vor dem Landgericht Berlin einstweilige Verfügungen gegen den Verlag des Buches und gegen Mühe selbst. Sie erklärte eidesstattlich, sie habe nie wissentlich mit dem Ministerium für Staatssicherheit zusammengearbeitet. Ulrich Mühe war im Westen. War in Salzburg nun Dort lerne er seine dritte Frau kennen und lieben. In Funny Games sah man dann das junge Paar gemeinsam als Paar.
Er hatte verstanden, dass er in einer Diktatur gelebt hatte. Das Thema seiner Filme wurde mehr und mehr die deutschen Diktaturen:
2002 errang er mit "Der Stellvertreter" internationale Aufmerksamkeit und dann der Film, der ihm auf dem Olymp der Schauspielkunst brachte, der im zum besten europäischen Schauspieler machte "Das Leben der anderen". Es war sein Film. Mehr noch als Florian Henckel von Donnersmarck, dessen Leben so gar nichts mit dem DDR-System zu tun hatte. Für viele ist er immer noch der Vater aus Rennschwein Rudi Rüssel. Beeindruckend seine Rolle in "Schneeland" von Geissendörfer. Der gebrochene Tyrann Knövel lies in spüren, was es heißt jahrelanger Pflegefall zu sein.
Vielleicht entschied er sich deshalb gegen eine weitere und wieder weitere Operationen. "Ich bin kein lauter Typ und auch kein Revoluzzer. Ich brauche gegenseitiges Vertrauen. Sonst kann ich nicht arbeiten." so sah er sich.
Dieses Vertrauen hatte er erst in seiner dritten Frau und immer zu seinen fünf Kindern, darunter auch die Schauspielerin Anna Maria Mühe, die einzigste Tochter seiner zweiten Frau. Der Magen machte ihn schon Probleme in früherer Zeit. Nach dem Schulabschluss durchlief er eine Berufsausbildung mit Abitur als Baufacharbeiter. Seinen anschließenden Wehrdienst leistete er bei den Grenztruppen der DDR an der Berliner Mauer, den er wegen eines Magengeschwürs vorzeitig beenden musste. Von 1975-1979 studierte er Schauspiel an der Theaterhochschule Hans Otto Leipzig.
Wer hätte damals gedacht, das der sensible Mann einmal am Gipfel seiner Kariere abberufen wird. Denn wenn ein Attribut auf ihn passt, dann "sensibel". Er war ein sensibler Mann, der die Entfernung zum Mond spielen konnte.
zeigt mit den Fingern zum
Mond und sagt: Das ist der Mond! -
Mühe kann die Entfernung zum Mond spielen."
(Heiner Müller)
Ulrich Mühe starb mit 54 Jahren an Magenkrebs. Aufgewachsen in Grimma. In Karl-Marx-Stadt hatte er sein erstes Engagement. (Die Stadt, welche seit der Revolution wieder Chemnitz heißt!) Er wurde in Waldeck, Sachsen-Anhalt begraben. Zwischen der ersten Anstellung am Theater und dem Tod lag ein bewegtes und erfolgreiches Schauspielerleben, in dem er immer wieder die normalen Abgründe spielte. Er war am Höhepunkt seiner Kariere. Die im Osten begann, obwohl er sich zurecht dagegen wehrte als Ostschauspieler bezeichnet zu werden. Er nannte es Rassismus und hatte damit gar nicht mal so unrecht. "Das Leben der Anderen" hat den Oskar gewonnen. Ein Film den es ohne Ulrich Mühe nie so gegeben hätte. Er war es der diesem Film seine Kunst einhauchte, wie es kein anderer gekonnt hätte. Dieser Film und die an die zwanzig oder mehr anderen, die er im Laufe seines Lebens drehte, sind sein Vermächtnis. Ob als Märchenmörder in "Sieben Monde", der Film, wo er mir zum ersten Mal mit einer Mischung aus Beamter und Vamp auffiel. Er spielte eher die Mondrollen, die Rollen mit den zwei Gesichtern. Reine "Heile Welt" war nie sein Ding. So war auch sein Leben nicht. Zwischen fünf Eichen liegt nun sein Grab. Er wurde in Warschau als der beste Schauspieler 2006 für seine Rolle als Gerhard Wiesler ausgezeichnet. Wer hätte gedacht, dass ihm 2007 die Krankheit und Seuche Krebs darnieder rafft und tötet? Seine Rollen waren immer etwas kalt.
Bei den Oskarfeiern wußte er schon, dass er unters Messer muss, dass da sein Endgegner Magenkrebs in ihm war. Seine dritte Frau, die Hamburger Schauspielerin Susanne Lothar wurde von Paparazzis gejagt, als er alle Operationen abbrach, weil er wusste es geht einem finalen Vorhang zu. Sie boten ihr fünfstellige Summen, wie die Presse schreibt. Er zog sich zurück mit seinen Söhnen Konrad und Andreas, die ihm umsorgten und raus aus Berlin, wo sie lebten schafften. (Erinnerte alles irgendwie an eine Flucht vor der Stasi und den SED-Regime!) Sie fuhren in den Ort, wo er heute begraben liegt. Zu Mutter Isolde und Bruder Andreas nach Waldeck. Hier wollte er die letzten Tage verbringen. Zehn Tage vor seinem Tod besuchte ihm Tom Cruise, der zur Zeit in Berlin dreht, weil dieser ihm unbedingt kennenlernen wollte. Am 22. Juli ging er noch ein letztes Mal an die Presse - per E-Mail- Interview bekannte er sich zu seiner Krankheit. "Ja, ich habe Krebs!". Am selben Tag schlief er ein. Schon Jenny Gröhlmann starb an Krebs. Seine zweite Frau mit der er, die gemeinsame Tochter Anna Maria hat. Die Frau mit der er bis zu deren Tode in Schweigen und mit Wunden verharrte. Das ehemalige Traumpaar der DDR, wie der Stern sie bezeichnet.
Heiner Müller sagte dieses Zitat über Ulrich. Ein größeres Lob hätte der Regisseur, der selbst Stasierfahrung hatte, Mühe nicht machen können. Doch dieses Zitat entsprach auch der Wahrheit. Es war nicht nur Kompliment. Mühe konnte die Zerbrechlichkeit der Menschen spielen. Er spielte die gebrochenen Persönlichkeiten, wie kein zweiter. Wie Kinski den Wahnsinnigen verkörpern konnte, so konnte er in die stillen, sensiblen schlüpfen, die hadernden und die in Sackgassen und die Verfahrenen. Der Kürschnerssohn wuchs in diesen irrsinnigen System der DDR auf. In Karl-Marx-Stadt entdeckte ihn Heiner Müller und holte ihn nach Berlin. Er spielte die Helden damals. Etwas was er nur bedingt war, er war privilegiert damals. Er hatte einen Reisepass, weil er auch im Westen drehte.
Er war ein DEFA-Star mit DEFA Frau verheiratet. Dann kam die Wende auch durch Demonstrationen, die er durchführte und organisierte, um Reformen der DDR herbeizuführen. In der Wendezeit engagierte sich Mühe bei öffentlichen Diskussionen in der DDR und war einer der Initiatoren der Demonstration vom 4. November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz. Er las öffentlich in Dieter Manns Deutschem Theater in Ostberlin aus Walter Jankas Buch "Schwierigkeiten mit der Wahrheit", noch bevor dieses in der DDR erscheinen durfte. Er wußte die "Banane" siegt, auch wenn er lieber einen neuen gerechteren Staat ersonnen hätte. Er spielte dann die Schleimer, wie in Schtonk. Prilierte in Nikolaikirche 1995. Spielte in Funny Games und Mein Führer. Spielte in "der letzte Zug" beeindruckend seine Rollen.
Nach der Grenzöffnung ging er nach Salzburg zu Peter Zadeck. Die Ehe lag mit drei Kindern vor den Ende, wie das System vor dem Ende lag. Seine eigene Frau war für ihn IM Jeanne. Im Jahr 2006 äußerte sich Ulrich Mühe in einem Interview mit Florian Henckel von Donnersmarck für das Buch zum Film Das Leben der Anderen über vermeintliche informelle Kontakte seiner zweiten Ehefrau Jenny Gröllmann mit der HA II/13 des MfS. Gröllmann erwirkte daraufhin vor dem Landgericht Berlin einstweilige Verfügungen gegen den Verlag des Buches und gegen Mühe selbst. Sie erklärte eidesstattlich, sie habe nie wissentlich mit dem Ministerium für Staatssicherheit zusammengearbeitet. Ulrich Mühe war im Westen. War in Salzburg nun Dort lerne er seine dritte Frau kennen und lieben. In Funny Games sah man dann das junge Paar gemeinsam als Paar.
Er hatte verstanden, dass er in einer Diktatur gelebt hatte. Das Thema seiner Filme wurde mehr und mehr die deutschen Diktaturen:
2002 errang er mit "Der Stellvertreter" internationale Aufmerksamkeit und dann der Film, der ihm auf dem Olymp der Schauspielkunst brachte, der im zum besten europäischen Schauspieler machte "Das Leben der anderen". Es war sein Film. Mehr noch als Florian Henckel von Donnersmarck, dessen Leben so gar nichts mit dem DDR-System zu tun hatte. Für viele ist er immer noch der Vater aus Rennschwein Rudi Rüssel. Beeindruckend seine Rolle in "Schneeland" von Geissendörfer. Der gebrochene Tyrann Knövel lies in spüren, was es heißt jahrelanger Pflegefall zu sein.
Vielleicht entschied er sich deshalb gegen eine weitere und wieder weitere Operationen. "Ich bin kein lauter Typ und auch kein Revoluzzer. Ich brauche gegenseitiges Vertrauen. Sonst kann ich nicht arbeiten." so sah er sich.
Dieses Vertrauen hatte er erst in seiner dritten Frau und immer zu seinen fünf Kindern, darunter auch die Schauspielerin Anna Maria Mühe, die einzigste Tochter seiner zweiten Frau. Der Magen machte ihn schon Probleme in früherer Zeit. Nach dem Schulabschluss durchlief er eine Berufsausbildung mit Abitur als Baufacharbeiter. Seinen anschließenden Wehrdienst leistete er bei den Grenztruppen der DDR an der Berliner Mauer, den er wegen eines Magengeschwürs vorzeitig beenden musste. Von 1975-1979 studierte er Schauspiel an der Theaterhochschule Hans Otto Leipzig.
Wer hätte damals gedacht, das der sensible Mann einmal am Gipfel seiner Kariere abberufen wird. Denn wenn ein Attribut auf ihn passt, dann "sensibel". Er war ein sensibler Mann, der die Entfernung zum Mond spielen konnte.