Jubiläum im ehemals größten Schwulenclub Europas, Wodka Lemon mit Angel,Wahre Liebe mit Kamerateam im Haus,halbnackte Models auf dem Flur, Basswellen rauschen durch den Club,das Licht zuckt, Oldschool Baby wummert über die Tanzfläche.



Mitten drin ich. Eben noch kam ich in den Club hinein. An den Türstehern vorbei, hinunter die Treppen.



Noch ist das weiße Licht im Lulu der Taktgeber, letzte Vorbereitungen für den Event zum 10 jährigen Jubiläum werden getroffen. Der Sekt wird schon eingeschenkt, der Soundcheck läuft.



Ich gebe meine Sache an der Garderobe ab, Olaf zieht mich in Richtung DJ Kanzel, irgendwo dort tummelt sich irgendwo der Besitzer des Clubs.

Der Club ist etwas heraus geputzt worden für the Jubiläum. Ich spiegle mich in den Wänden, hektisches Treiben in allen Ecken, ein junger Mann mit nur einem Arm, aber einer riesigen Kamera in eben nur einem Arm springt an mir vorbei. Ein nettes Lächeln fliegt zwischen uns herum - später erfahre ich, der bewundernswerte junge Mann macht die Website für eben jenen jungen Designer, ChrisB, für den ich die Pressearbeit mache.



Nachdem ich den Besitzer den Ladens kurz begrüßt habe, zieht mich Olaf weiter in Richtung Backstage, ich erwarte da dann Chris, er kommt auch prompt. Im Schlepptau die Models, jeder vollgepackt mit den Kleidern, Kostümen und Accessoires der Nacht.



Denn für den Besitzer des Lulu tobte in den letzen Momenten der Vorbereitung, der eigene persönliche Krieg, während er noch allen den Ablauf der Nacht der Nächte erklärte, schwor er sein ganze Team noch einmal ein und bedankte sich schon einmal bei jedem für alles.



Ich verkrümmel mich in den hinteren Teil des Clubs, ich trinke ein Wasser, rauche eine Zigarette. Bin schon sehr Aufgeregt, doch schon. Schließlich ist das mein erster offizieller Auftritt als PR Chefin von Exit100 bzw. dem Lulu.



Die Garderobe füllt sich mit Menschen ( schöne Menschen ), und unheimlich viel Glitzer und Glamour Kram.

Überall hängen nun Kostüme von Chris.



Ich habe mir vorgenommen, ChrisB und sein Team die ganze Nacht hautnah zu begleiten. Das kommt gut für den sozialen Aspekt, ich lerne alle richtig kennen, den Ablauf in deren Team... schließlich muss ich in knapp 4 Wochen eine feine Pressemappe für ChrisB entwickelt und geschrieben haben.



Chris zeigt mir meine Garderobe, bis zum jetzigen Zeitpunkt seh´ich aus nicht gerade fesch aus, ich habe langweilige ranzige Klamotten an, bin nicht geschminkt. Naja, ich sitze da und er führt also vor.



Die heutige Kollektion: Eine Jacke, fein geschnitten, Camouflage Muster in Blau mit Weiß, aussen mit vielen Fransen, schick auf Hüfte geschnitten, hat was, das Teil. Ich ziehe es an, passt wie angegossen. Dazu werde ich eine schlichte Jeans mit Schlag tragen, schwarzes Tank Top und Sneakers...



Für den Samstag Abend plant er mich in ein Camouflage Kleid, sehr hochgeschlitzt zu stecken....



Er platziert mich auf dem Stuhl und beginnt mit der Maske. Eine Stunde lang pinselt und pudert er an mir rum, macht mir aus Schnittlauchlocken richtige Locken, hier noch etwas Volumen und Voila.... ich stehe da, erkenne mich kaum wieder. Die Augen sind in facettenreichen Blautönen mit Glitzerapplikationen geschminkt. Jenny Elvers ist nichts gegen mich in dieser Nacht, Ariane Sommer ein Partywitz....



Während ChirsB mich in einen anderen Menschen verwandelt, geht die Tür auf. Das Kamerateam von VOX platzt herein.



Sie drehen wild rum und stellen dumme Fragen .Ich als PR Dame klebe allerdings gerade in der Maske fest, plötzlich schwenkt die Kamera auf mich, Chris und ich bekommen einen mittleren Herzklabuster und ich raste direkt mal Glamour mäßig aus. Nein, auf die Frage, warum der ChrisB mich denn schminken würde, antworte ich, ich sei seine PR Chefin und ich müsse ja wohl auch gut aussehen und außerdem, mache ich hier die Freigaben. Ich zwinkere den Reporter an, er rafft es sofort, das Team bricht in leichtes Gelächter aus.



Sie filmen noch was weiter.



Hinterher schnappe ich mir die Redakteurin und sage ihr, dass muss aber raus. Sie stimmt zu und wir vereinbaren ein späteres Interview mit Chris.



Ich wanke hinaus aus der Garderobe, rüber zum Floor- Olaf begrüßt mich mit einem schwungvollem „ Sexy“ und der Till, der sagt immer nur noch „Wahnsinn“. Auch Anatol findet es richtig toll....



Ich laufe hinüber zur Theke, es sind schon einige VIP Gäste da, der Club füllt sich und ich fülle mich mal rasch mit zwei drei Red Bull Sekt Mischungen und rauche wie am laufenden Band, das macht die Aufregung....



Ich stehe also da mit Olaf, Anatol und Till. Management, Grafiker und PR Chefin stehen da, sehen ratlos in die Menge, die Arbeit ruf und ich mache mich auf zum Sociallising....



Ich treffe an der vorderen Garderobe meinen Christian und seinen Andy, sie erkennen mich gar nicht. Schließlich trage ich für diesen Abend mal keine Brille, bin geschminkt bis zum umfallen und trage es schickes Camouflage Muster am Körper.



„Rosy“ sagt Christian nur, auch Andy zuckt nur kurz, „Rosy, ja, wie siehst denn Du aus?!“.



Ja, Rosy sah aus wie na ja, MTV Fashion Awards Mäßig eben.



Ich bin die ganze Nacht von A nach B geschwebt, getanzt, gemacht getan. Ich habe mich um die Models, meinen Designer und hinterher auch noch meinen Chef ( eigentlich beide ) gekümmert.



In der Garderobe lernte ich im laufe der Nacht wirklich interessante Menschen kennen. Erst war da Angel. Angel ist Transvestit. Er, nein SIE war einfach Himmlisch. Angel saß da und rauchte mit Zigarrettenspitze und schrieb mir ihre Kontaktdaten auf einen Zettel. „Angel ( 2.05)“. Sie möchte, dass wir die Pressearbeit für sie machen.



Gerne, gerne.



Also saß ich mit Angel rauchend und plaudernd in der Garderobe, um uns herum Chris und die Models während dem Kostümwechsel.



Eines der Models, Ivan, eigentlich Italiener, aufgewachsen in der Schweiz, seit 10 Jahren in Amsterdam, entpuppte sich als Pornodarsteller. Da erfuhr ich aber er ganz kurz vor Schluss. Er war ein richtig lustiger Vogel, vor allem durch die Mischung der vielen Sprachlichen Einflüsse.



Mensch, was hatten wir ein Spaß.



Ivan dreht übrigens nur gute Pornos. Also die in LA mit viel Weichzeichner und das Geheimnis der Stundenlangen Erektion ist nicht Koks sondern Viagra. Ivan steckte mir aber im Vertrauen, das er auch mal auf 240 mg Viagra net konnte. So ,so das sind also die Sorgen eines Pornostars.



Natürlich kam ich nicht darum, mich mit diversen Promis zu unterhalten, was aber im Endeffekt halb so spektakulär war, wie es klingt.





Thomas Hackenberg freute sich über 10 Jahre Lulu, 9 Jahre zuvor hatte er damals seinen Partner kennen gelernt, das gab ihm eine gute Erinnerung an den Laden. Kena Amoa wollte nicht reden, keine Statement geben. Der Herr Schlöter vonne Lindenstrasse ist mir wegen irgendwas durch die Lappen gegangen und der Oberkracher der Nacht, na ja, es war schon morgens gegen 6 h war das Gespräch mit dem schwulen Arzt aus Verbotene Liebe.



Ich weiß nicht wie es dazu kam, er tätschelte mir andauernd die Hand, rauchte meine Kippen, trank mein Bier und säuselte mir die Ohren zu. Da er mir im extrem betrunkenem Stadium Dinge erzählte, die ich nie erfahren hätte, wäre er nicht so besoffenen gewesen, werde ich diese auch nicht wieder geben, denn das wäre blöde und ich bin nicht vom ASV.



Ich kann diskret sein, wenn ich will.



Ich weiß nicht wie oft er im Wahn meine Hand küsste und zum Abschied meine Wangen. Ich war für 45 Minuten seine beste Freundin.



Menschenskinder.



Danach wankte ich zurück in die hintere Garderobe zu Angel und Chris. Ich hatte es geschafft, mich seit der Abreise des VOX Teams ( 4 h oder so, oder eher) total zu betrinken. Ich also immer ein Heineken und einen Longdrink unter dem Arm.



Aber es ging mir gut, habe noch auf der Tanzfläche mit meinem Designer geschwooft, bin auf endlos vielen Fotos, lief mit Olaf oder Anatol ( grundsätzlich Händchenhaltend) durch den Club, grüßte hier und da, smile und so halt.



Sociallising eben.



So ist das Nachtleben eben, dachte ich mir. Zwischendurch kam ich mir vor wie im Moulin Rouge, es war alles bunt, es glitzerte und alle lachten. Ich schließlich auch.



Als Olaf und ich gegen 6 oder 7 morgens lachend zur Bahn wankten, stellten wir fest, war ne tolle Nacht und ich kann nur eines sagen,





ich bin schwul und das ist auch gut so.