Zum Fest der eskalierenden Harmonie an dem sich jeder der hysterischen Tradition gemäß einredet, dass es jetzt gefälligst zu Weihnachten hat und während der es nicht ertragenkönnende Rest sich betrinkt, Amok läuft oder sich einfach ganz bescheiden und alleine das Leben nimmt bekommst du eine SMS von mir. Und ich keine Antwort. An Silvester pünktlich um zwölf dasselbe. Ich stehe am Marktplatz, um mich herrum herrscht Anarchie, es riecht angenehm nach Schwefel und Schwarzpulver, ich trinke aus der Sektflasche, im Sekundentakt werde ich umarmt während ich versuche das Gleichgewicht zu halten und zu tippen. Das müsstest Du doch zu schätzen wissen. Du weisst wie ich mich umreiße wenn ich feiern geh', unter normalen Umständen wär keine SMS drin, aber ich hab' mich zusammengerissen und jetzt bereue ich es. Keine Antwort. Die nächste Frau die sich in meiner Gegenwart über die furchtbaren Männer echauffiert bekommt offiziell die Freundschaft gekündigt. Zwischen den Jahren einfach so mal zwei Nachrichten. Keine Antwort. Heute schreibt mir eine Freundin von Dir, wir sollten doch mal weggehen mit Dir, ihr und mir. Teetrinken.



Teetrinken.



Teetrinken. Zu dritt. What the fuck. Ist auf jedenfall sensibler als lassunsfreundesein. Glaubst Du. In echt ist es furchtbarer, denn es nimmt mir das Recht Dich zu hassen. Ich hatte schon länger den Verdacht, dass mein Leben mir gerne beim Zugrundegehen zuschaut, aber jetzt da es eindeutig wird schmerzt es doch mehr als es sollte.



Wie immer habe ich lust völlig durchzudrehen und höchst unprofessionell, unabgeklärt und dramatisch bei Dir anzurufen und alles herauszuschreien. Aber nein, man sieht sich ja in Seminaren und Vorlesungen und der Alltag ist schon schwer genug ohne dass ich meinen Blick beim Betreten eines Raumes senken muss, mit dem Wissen dass ich Mist gebaut hab' und Du es deinen hundert Freundinnen erzählt hast.



Ich stehe auf dem Balkon, rauche eine Zigarette und lösche deine Nummer. Teetrinken my ass. Wenn ich einen guten Tag habe werde ich Dich an der Uni grüßen, wenn nicht, nicht. Die Illusion, dass es Dir etwas ausmachen könnte wenn ich unfreundlich bin hilft erbärmlicherweise immer wieder.



Dinge ändern sich wenn man sie ausspricht, denke ich mir, nehme den letzten Zug, schnippe die Kippe weg und freue mich über die Funken die sie unten auf der Straße schlägt. Nichtmal die Zweitbeste kann ich mir klarmachen. Die eine, große Liebe die mich vor anderthalb Jahren gepackt hat versuche ich krampfhaft zu verdrängen. Mal sehen wie lange das klappt. Dürfte schwierig werden. Schliesslich wohnen wir zusammen.



Auf zu neuen Ufern, da sind noch ein paar Tiefschläge drin bevor ich zu den Weihnachtsmännern gehöre die sich das Leben nehmen weil sie dem vorgelebten Glück nicht entsprechen können, obwohl sie es doch so gerne wollten.



Frohes neues Jahr.







Denn manchmal, da geht es statt rauf auch nieder

Und dann findest du dich auf der Ersatzbank wieder.

Und dann auf der Tribüne, von allen vergessen,

Frag Kalle 'del Haye, der müsste es wissen.