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Handbuch des Soziopathen - Widmung und Vorwort

Text: melan
„Was die Leute denken werden? Gewiss nicht viel, schon deswegen, weil die denkenden Leute die wenigsten sind.“ (J. Nestroy)



Es gibt Leute, die sich in viel Ärger begeben, damit sie erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Dann gibt es Leute, die das gar nicht interessiert. Und dann noch eine Gruppe, die schon dankbar wäre, wenn ihnen mal jemand erklären würde, was diese Welt überhaupt ist, und warum man sie sich mit soviel anderen Menschen teilen muss. Dieser letzten Gruppe ist dieses Büchlein gewidmet.



Um den Soziopathen zu verstehen muss man erst einmal das betrachten, woran er leidet: die Gemeinschaft der Menschen. Der Soziopath nämlich, das ist sehr wichtig!, leidet nicht etwa an dem Menschen für sich, sondern an der Masse der Menschen, was hauptsächlich daran liegt, dass er sie nicht versteht. Und sie ihn noch weniger.

Daher lernt der Soziopath schon früh (nämlich in seiner Familie), dass der Mensch sich nur deshalb fortpflanzt, weil er gerne abstoßend ist. Ist er dann über den Schock hinweg, dass er selber nur abstoßende, stinkende Frucht dieses absurden Spiels ist, ist er meistens zu alt, um damit zurecht zu kommen.



Es ergibt sich daher für den Psychopathen folgende Hierarchie: Ganz unten steht der sich fortpflanzende Mensch in der Masse, das ist der Abschaum und der Grund allen Übels und das Übel selbst noch dazu. Schlimmer sind nur Schwaben.

Homosexuelle, Priester und Unfruchtbare und alle daraus möglichen Kreuzungen sind dem Soziopathen schon lieber, weil sie zwar immer noch Teil des Übels sind, aber es wenigstens nicht schlimmer machen. Der Papst ist daher bei den Soziopathen sehr beliebt, weil er noch dazu nur unverständlich nuscheln kann. (Die Tatsache, dass er Kondome verbietet ist dennoch ärgerlich). Über den Unfruchtbaren stehen die Toten. Auch das spricht für den Papst. Die Toten sind schon fast kein Ärgernis mehr für den Soziopathen obwohl es so viele davon gibt. Das einzige Dumme ist, dass sie meistens viele Nachfahren haben, die am Sonntag die Friedhöfe verstopfen wo man doch so schön alleine spazieren gehen könnte. Am besten sind daher tote, schwule, unfruchtbare Päpste. Und davon soll es mehr geben, als bisweilen angenommen.

Über diesen steht nur noch der Soziopath selber.



Das Lustige ist, dass dem Soziopath meistens Dinge vorgeworfen werden, deren Gegenteil war ist.

Erstens, dass er unsensibel sei. Das ist Schmarrn, da es natürlich nur an der überproportionalen Sensibilität liegt, dass der Soziopath überhaupt so sehr leiden kann. Zweitens, dass der Soziopath weltfremd sei. Auch das stimmt nicht. Der Soziopath hat eigentlich meistens ein sehr klares, und scharf gezeichnetes Weltbild. Und zwar immer dann, wenn ein Vertreter der fortpflanzenden Masse bekennt,er verstünde die Welt nicht mehr. Drittens: „Der tut nur so gescheit!“ Nein, wir sind so gescheit!

Das schlimmste Vorurteil aber ist, dass der Soziopath gemein wäre. Hier gilt es aufzustehen und entrüstet die Augen zu schließen! Wir sind nicht gemein – wir wollen nur in Ruhe gelassen werden!



Da der Allgemeinmensch dadurch aber in seinem Bedürfnis, unerträglich zu sein, gestört wird, wird er sich gerade auf den Soziopathen mit all seiner Beharrlichkeit stürzen! Er wird ihn für spleenig, total verrückt und auf liebenswürdige durchgeknallt erklären, was ihn aber in seinen missionarischen Bemühungen nur verstärkt. Jeder Allgemeinmensch hat den unerklärlichen Drang, sich mit Soziopathen-Freunden zu schmücken, um diese dann nach und nach zu Tode zu lieben, bis diese selber aus lauter Gram ganz unerträglich sind.

Am liebsten haut der Allgemeinmensch dem Soziopathen dabei jovial auf die Schulter.





Während der Soziopath in sich zusammensinkt und in seinen Johanniskrauttee weint.

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