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Italienisches New York-Sushi in Berlin-Kreuzberg

Text: mightydreadcat
Es kommt mir vor als wäre ich im Stau gestanden. Wie am Brenner wenn man wie Millionen andere nach Italien in den Urlaub fahren möchte.

Als Diplom-Italienerin ist mir natürlich nicht entgangen, dass am Brenner wegen der EU und so gar nicht mehr kontrolliert wird. Aber das muss man jetzt einfach mal ignorieren!



Dieser Stau löst sich also nach und nach auf!



Es ist ungefähr so als ob vorher nur 3 Grenzübergänge geöffnet gewesen wären und deshalb alles nur sehr langsam und im Schritttempo vorwärts gegangen wäre.



Doch jetzt sind die zwei italienischen Grenzbeamten, die kurz auf einen Espresso in die Grenzbar gegangen waren zurückgekehrt und deshalb wurde noch ein vierter Grenzübergang geöffnet und schon geht das Passieren der Grenze etwas zügiger!



Und so ist das auch bei mir:



Ich befand mich wie die Dreadkröte mit mindestens 54 Dreads und die Autos an der Grenze in einer Art "Statischer Zustand". Denn es würde sich erst am Samstag, dem Tag X entscheiden, ob ich für ein halbes Jahr ein Journalismus-Praktikum in New York City machen werde!



Ich konnte nur Abwarten, mit meinem Baby telephonieren, täglich zu meinem Praktikum gehen, Kette rauchen, sparen und mir meinen täglichen Kick durch Schwarzfahren holen und dadurch zum "Alpha-Super-Spicker" mutieren.



(kleine Meldung zwischendurch: Heute waren die Herren in Blau wieder in meiner U-Bahn und sie haben es wieder nicht bis zu meinem Wagon geschafft und mich somit wieder nicht gekriegt!!!)



DOCH AM FREITAG WAR DER TAG W (also der Vorbote) UND AM SAMSTAG DANN DER TAG X!!!



So wie der Zeitpunkt X, als die beiden Grenzbeamten von der Espresso-Pause zurückkamen.



Am Freitag, dem Tag W wurde mir eröffnet, dass ich für mein ursprünglich unentgeltliches Praktikum aufgrund meiner motivierten und ausdauernden Mitarbeit mit (ACHTUNG!!!)



1000 (in Worten EINTAUSEND) DM



belohnt werde!!!



Jetzt bin ich kein armer Schlucker mehr!

Ich kann wieder nach Köln fahren um am Rhein mit meinem Baby rumzuknutschen, mir den Mantel, in den ich mich verliebt habe kaufen und kann endlich wieder H&M, Platten- und Second-Hand-Läden mit einem reichen, breiten Grinsen (ich bin vermögend!) betreten. In der letzten Zeit war es so, dass ich diese Geschäfte gar nicht mehr betreten habe, weil es mich so frustriert hat, dass ich mir sowieso nix kaufen kann.



Samstag, der TAG X lief folgendermaßen ab:



Meine "kleine Schwester" Feli ist momentan zu Besuch bei mir. Sie ist total high, weil sie zum ersten Mal in Berlin ist ("Pornokati ich bin verliebt in den Osten!"). Deshalb haben wir eine "Special-Prenzlberg-Second-Hand-Tour" gemacht. Das war super weil mich das total abgelenkt hat. Trotzdem war ich irgendwie unruhig. Ich saß zwar nicht auf Kohlen aber es kam mir vor, als wären in meinen Schuhen Kohlen. Es schien mir, als würde ein großer Teil meiner Zukunft von einem Telefonanruf mit Vereinbarung zu einem Treffen abhängen.



Um 20:45 Uhr kam der Anruf!



Treffpunkt: Sushi-Bar in Kreuzberg!

Uhrzeit: 21:30 Uhr!

Teilnehmende Personen: Björn, ein Freund aus Berlin, seine Freundin aus New York, die meine zukünftige Chefin sein könnte und die zitternde Porno-Kati. D.h: Die beiden Grenzbeamten und Pornokati, die statische Dreadkröte.



Zuerst musste ich das Kottbusser Tor passieren. Ich mag das Kottbusser Tor nicht. Nicht nachts. Da fürchte ich mich immer, weil da soviele zwielichtige Gestalten und südländische Typen abhängen, die von meinem blonden Haar und meinen blauen Augen so fasziniert sind. Also rauchte ich eine Filterkippe (zur Feier des Tages hatte ich mir zusammen mit Feli eine Schachtel gekauft) und starrte nach vorne. Ich blickte nicht rechts, nicht links und reagierte nicht. Die Kohlen in meinen Schuhen hatten sich zu einem Feuer entwickelt.



Dann kam ich an der Bar an und musste nach der Begrüssung zuerst einmal auf die Toilette. Ich blickte in den Spiegel und sagte "Pornokati jetzt ganz cool bleiben, lächeln und keinen Bullshit labern, o.k? Und wenn´s nicht klappt: Is nicht so schlimm"! Ich dachte an den roten Tequila-Hut, den mir Feli als Glücksbringer mitgegeben hatte und an mein Baby, das gerade vor "Nervös-Sein-Bauchweh" stirbt!



Und jetzt ist es raus:



Ich gehe entweder zum 1.1. oder 15.2. oder 1.3.2002 nach New York City.



Und dann darf ich an sämtlichen RED CARPETS der Stadt stehen und warten bis die Limousinen mit den Stars einfahren um ihnen Fragen an den Kopf schmeißen!



Hoffentlich erschlage ich niemanden!


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