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FINLIR FLADDRA

Text: FLADDRABlogging
Hamburg den 03.12.2009



Der Kunstladen 101, Außenstelle für Kunst in Bahrenfeld beendet sein Außenengagement am 15.01.2010





No Sager, 55 x 41,5 cm

Eröffnungsrede vom 27.Nov.2009 von Rainer Hagen

unter folgendem Link:

http://www.kunstladen101.de/Bilder/Bilder/Alleswaswirgebenwollten/RainerHagen271109.pdf



Man muß die Feste feiern wie sie fallen.



So kommt es, daß der Kunstladen 101 sein fünfjähriges Bestehen mit der Ausstellung feiert :

Alles was wir geben wollten war Kunst.

und, wie der Titel wehmütig schon andeutet, seinen Abschied

aus dem öffentlichen Raum zum 15.Januar 2010 ankündigt.



Das so dringend benötigte Engagement der Bürger wird weiterhin abseitig für hohle Marketingworte kanalisiert und für sehr kurzfristige Statistikerfolge mißbraucht. Das Wort Klimakatatrophe

verdeckt die wahre Katastrophe einer in Bedrängnis geratenen Industrienation. Die Schutzhaut vor Weltlosigkeit wird weiterhin unpfleglich behandelt, als wäre sie beliebig und ohne Einsatz jederzeit abrufbar.

In den Straßen wird mutwillig die Eigensinnigkeit dem Sterben anheim gegeben.



Aber genug der Worte. Der dumme Umgang mit den nicht automatisch nachwachsenden Resourcen der menschlichen Erfindungskraft hat sich noch nicht ausgerast.



Hamburg zeigt sein gläsern tolerantes Gesicht.



Und was ist Toleranz in Hamburg anderes als "die gehobene Form der Gleichgültigkeit...", wie der Zeitherausgeber Theo Sommer in einem Feature vom 01.12.2009 im Deutschlandfunk über Marion Gräfin Dönhoff und ihrer Beziehung zu Hamburg sagte.



unsere Pressemitteilung: im Label Kunst

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Hamburg den 28.Juni 2009








Ja, die Forderung der Alten Moderne, daß Bilder nur dann gute Bilder sind, wenn sie die Kraft haben, Löcher in die Wand zu brennen, ja, diese Forderung hat doch kräftig an Gegenwärtigkeit verloren.

Aber manchmal finden sich die beiden Antipoden, Kunst und Wirklichkeit, dann doch auf eigentümliche Weise in einander verwickelt.

Auf Facebook habe ich einen YouTube Film über das junge Mädchen Neda aus Teheran gesehen, der mich sehr berührte. Aus Mitgefühl und Hochachtung für das junge Mädchen Neda taucht diese grünrotschwarze Karte an diesem Platz noch einmal auf. Umstehende drückten mit der bloßen Hand ihre Schussverletzung in der Nähe des Halses zu, doch das Blut suchte sich andere Wege aus ihrem Körper. Es drang aus Mund und Nase und hinterließ eine bittere Zeichnung in diesem zarten Gesicht. Die Stimmen der Umstehenden wurden zunehmend in ihrer Hilflosigkeit hektisch und immer lauter, wie nur sollten sie das Blut am Ausströmen hindern. Sie starb, weil die Sehnsucht nach Freiheit ( Freiheit von Zwang) größer war, als die Angst vor Repression.

21.Juni 2009







Trotz Verlängerung auf den 20.Mai 2009

nimmt die Ausstellung FINLIR FLADDRA

so richtig kein Ende.

Obwohl nun auch der 20.Mai schon vorüber ist,

hier noch diesen Nachsatz.



Sie kennen den Ikea-Rahmen FINLIR FLADDRA.

5 Plastik-Rahmen können beidseitig mit CD-Covers

oder Zeichnungen auf Pizzapappen gefüllt werden

und 160 cm lang baumeln sie im Fenster und

entscheiden sich scheinbar selbst, was sie dem

Betrachter Wesentliches zu zeigen haben.



Mal ist es die Essenskultur unserer Zeit und dann

plötzlich sind es die Handzeichnungen von Susann Stuckert.

Susann Stuckert ißt sehr oft jene Pizzas auf dem

Karton und sie zeichnete sehr oft auf diesen Zeittafeln.

So verschmilzt die Aussen- und die Innenzeit miteinander.

Die unterschiedlichen Zeiten sind nicht ohne Verlust von Welt

von einander zu trennen. Und doch, die Harmonie bleibt aus.

Aber so ist Welt.

Die aufgemalte Welt ist zum Kotzen. Und dennoch, sie eignet sich komplementär um die handgezeichnete Innenwelt ins rechte Licht zu rücken. Ja, der Handzeichnung jene Würde wieder zu geben, die ihr zukommt.



Mehr nicht, das aber schon.

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FINLIR FLADDRA bis zum 24.April 2009



Einzelausstellung Susann Stuckert

im Kunstladen 101,

Außenstelle für Kunst in Bahrenfeld



Susann Stuckert, 1961 in Hamburg geboren, sie zeigt unter diesem Titel bis zum 24.April 2009 im Kunstladen 101, Bahrenfelder Steindamm 101, vornehmlich Handzeichnungen auf Pappen und Hölzern. Ältere Arbeiten, die sich für sie weiterhin in der Jetztzeit behaupten.

Da Susann Stuckert die typische Zeiteinteilung von gestern, heute und morgen für eine unproduktive bloße Übereinkunft hält, kippt sie in der Ausstellung FINLIR FLADDRA die Konvention, indem sie im Kunstladen101 parallel zu den schon gefertigten Dingen aktiv Kunst erzeugt und auch andere Künstler und deren Hervorbringungen vereinnahmend in die Ausstellung einfügt.

Der Raum ist für sie die Möglichkeit, alles an einem Ort zu binden, daß ihr immer noch lohnenwert erscheint, mittels Körpereinsatz durch die Zeit geschleppt zu werden.

Manchmal besteht die Kunst also darin, die Spuren des bisher Mitgeschleppten mit dem aktuell ins Schlepptau geratenen zu kombinieren und auf diese Weise ihre Aktualität zu behaupten.



FINLIR FLADDRA hat hohe Flatter-Qualität, kennt kein parzelliertes hinten oder vorne. FINLIR FLADDRA ist alles, was Susann Stuckert im Laufe ihres Lebens bereit war mit sich in die Zukunft zu schleppen.








Alte Türen vor der totalen Vernichtung durch ein Osterfeuer gerettet. In einem alten, von irgendeinem für nicht mehr mitschleppwürdig erachteten Rahmen, mit vergoldeten Gipsröschen - wenn es Rosen sind, werden sie blühen – hat Rilke irgendwo mal gesagt - denkt sich Susann Stuckert und setzt ihr, mit wenigen Strichen gezeichnetes Selbstportrait hinzu.



Hier wird animistisch mit der Welt umgegangen, hier spricht jemand mit den Dingen, die ihm in dieser Welt begegnet sind und heraus kommt ein eigentümliches Gespräch über unsere Zeit, aufgenommen von einem, der einmal lebte in einer Lebensspannen-Zeit.

U.a. brüten vor Ort mehrere Künstler Ralf Jurszo, Tünn Plett und eben Susann Stuckert darüber, einem Schablonendrucker aus den 50ern, Modell Rotafix 88 eine kunstimprägnierte sogenannte Mimeographie abzutrotzen. - Googeln Sie bloß nicht den RotaFiX 88 -Sie werden erkennen müssen, daß das worldwideweb gewebbte Wissensorgan zu diesem Punkt sich ziemlich doof ausnimmt.



In der unberechenbaren Einzelausstellung von Susann Stuckert wird immer am Mittwoch zwischen 18 und 20h, Dank der Mithilfe von Herrn Dittmer, Leiter des Pelikan Archives in Hannover, der Versuch unternommen den Schablonendrucker Pelikan 88 für unsere JetztZeit wieder zu vereinnahmen. Ein gutes Stück Gestern soll in die Zukunft geschleppt werden, eine Mimeographie ist zum Ende der Ausstellung in der Auflagenhöhe von 2009 Abzügen geplant.



Ohne den Versuch der Rettung durch Tünn Plett, Mann des Fluxus, vor der abwrackprämienlosen Vernichtung von Kulturgut vor vier Jahren, als er sich entschied, jenen schweren Apparat mitschleppend in Obhut zu nehmen, hätte die wundersame Begegnung zwischen Pelikan 88 und Susann Stuckert nicht stattfinden können. Susann Stuckert und der handkluge Archiv-Mann Jürgen Dittmer wären in der gemeinsamen Zeit aneinander vorbeigelaufen.

FINLIR FLADDRA ist also dem Kunstgeist Tünn Plett zu besonderem Dank verpflichtet. Gäbe es den Orden der Ding-Mitschlepper durch die Zeit, er hätte ihn verdient.

Mehr zu den Aktivitäten FINLIR FLADDRAS gibt es auf dem Blog



www.blogg.kunstladen101.de zu erfahren.









Für FINLIR FLADDRA begann allles mit dem I. Tun FINLIR FLADDRA's im Januar 2009, ein kleiner Film auf YouTube mit dem

Titel: FINLIR FLADDRA bekommt das gegossene Blei nicht mehr aus dem Kopf", gibt Zeugniss von der Verknüpfung von Worten, wunderbaren Zitaten und dem Mittenmang-Sein im aktuellen Zeitgeschehen und einen adäquaten Einblick in das Kunstverständnis Susann Stuckerts.



„Das Feuerwerk ist die perfekteste Form der Kunst,

da sich das Bild im Moment seiner höchsten Vollendung

dem Betrachter wieder entzieht.“



Quelle: Theodor W.Adorno (1903-1969) Ästhetische Theorie



Susann Stuckert hat das Weblog für sich entdeckt, dort ist für sie die zeitliche Alltäglichkeit zu Hause. Der spezielle Kunst-Geist kommt jedoch für sie zu kurz. In Kunst-Ausstellungsräumen ist, wenn er ist, der Kunst-Geist am Wirken, aber durch das wesentliche Merkmal vieler Kunst-Ausstellungen, herausgehoben zu sein aus dem aktuellen Zeitintervall, kommt die zeitliche Alltäglichkeit abhanden.

Da das Eingebettetsein in jene Alltäglichkeit aber Teil ihres Kunstverständnisses ist, entdeckt sie im BLOGGEN die zeitliche Struktur, die es für sie nun in der aktuellen Ausstellung FINLIR FLADDRA in den Kunst-Raum zu übersetzen gilt.

Mehr vom zeitlichen Ablauf im Raum in den nächsten Tagen;

im Weblog oder vor Ort.

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