Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben
Aus der ehemaligen jetzt-Community: Du liest einen Nutzertext aus unserem Archiv.

Lieber S.

Text: Charlotte25
Lieber S.,



was ich dir so gerne sagen möchte, aber nicht kann:

Es ist als wären die letzten zwei Wochen die krassesten seit Jahren gewesen. Ich komme mir vor, als wäre ich aus einem Dornröschenschlaf aufgewacht und hätte das Leben wieder frisch vor mir liegen. Und prompt auch wieder das Leiden...Ich fass es nicht, wie schnell sich manchmal alles ändern kann. Noch vor zwei Monaten hätte ich jedem geantwortet, der mir sagt, dass mal ein anderer Mensch wieder so starke Gefühle in mir hervorrufen kann, dass das absolut unmöglich sei... Ich war glücklich. Sehr glücklich – mit einem anderen...und das 4 Jahre lang. Vier Jahre lang, die genau 16% meines gesamten Lebens ausmachen! Wenn man das so betrachtet, dann ist das eine verdammt lange Zeit. Eine vergeudete? Nein, denn ich war wirklich glücklich...und dann kommst du einfach so vorbeigelaufen – und überrennst mich! Schlimmer hätte es nicht kommen können! Da warst du auf einmal, alles andere bekam einen Sinn. Alles, was ich aufgeschoben, aufgehoben, verschoben hatte, war auf einmal klar, übersichtlich und änderbar. Ich habe meine Konsequenzen daraus gezogen, da mir meine Sehnsüchte, die ich immer versucht hatte zu vergessen in einer einzigen Gestalt gegenüber standen. Ich bin auch jetzt wieder glücklich – glücklich, da mir geschätzte 10 Tonnen Gewicht genommen wurden, und ich mich leichter fühle. Ohne Zwänge und endlich den Blick wieder nach vorne gerichtet. Aber da gibt es noch dich. Deine 5 Jahre mit ihr und unsere krasse Woche. Anders kann ich sie schon gar nicht mehr bezeichnen. 2.555 (geschätzt) gegen 10 Tage. Was ist das schon? Alles war perfekt – ok, die Fotos in eurer Wohnung haben mir am letzten Tag fast den Rest gegeben, aber was nimmt man nicht alles hin um so eine Zeit zu verbringen?! Und ich fühl mich elendig, und betrogen. Betrogen um eine Hoffnung, die du mir niemals gegeben hast, und ich mir einfach so rausnehme...und von der ich genau weiß, dass sie unnötig ist...dass sie unerfüllt bleiben wird und dass nicht ich diejenige bin, die du willst (und ja auch hast). „Komplizierte Beziehungen ohne Zukunft“ – ja da hab ich wohl ein Fingerchen für. Keinen grünen Daumen, aber immer schön rein ins Chaos und richtig drin baden gehen...Und ich dachte schon die Zeiten wären vorbei! Ganz im Gegenteil, vieles bei mir ist, als hätten die letzten 4 Jahre nicht existiert, als wäre ich kaum richtig dabei gewesen, als hätte ich geschlafen...kleine C. im Dornröschenschlaf und plumps aus dem Bett gefallen und hart aufgekommen. Und warum das alles? Weil ich zu neugierig war! Wie immer – einmal mit der Nase voran...ups, Glastür, Nase gebrochen und es hört nicht auf zu bluten...Nur weil ich eine Woche das genießen konnte, was ich mir immer wünschte. Dass es das bei dir gibt, wusste ich nicht, sonst hätte ich mich schön davon ferngehalten. Weil jetzt steh ich da wie die letzte Irre. Renne etwas hinterher, was es nie so gegeben hat, nur in meiner Welt. Und du? Du weißt es nicht, vielleicht ahnst du es, aber was würde ich sagen dürfen, wenn du mich fragtest. Ich bin auch bescheuert, kaum aus einer Geschichte raus hinein in die nächste. Und dann auch noch in eine einseitige, aussichtslose. Du bist glücklich! Ich weiß es! Du willst gar nichts anderes! Das zeigt mir jede verdammte Kleinigkeit an dir! Wie du von ihr redest und dass du nicht zurück schreibst, wenn du zuhause bist. Zuhause! Euer Zuhause. Ich kann es so gut verstehen! Und was bin ich da? Ein kleines Mädchen mit dummen Ideen. Wie immer. Ich bin nur gut in dem, was ich erlernen kann. Gefühle gehören eindeutig nicht dazu. Sie verwirren mich, sie machen mich durcheinander.

Doch warum war es dann so schön? Ich weiß, du hast mir schon darauf geantwortet. Du warst neugierig auf mich. Es hat dich interessiert mich kennen zu lernen. Und ich hab dir alles gezeigt – mich vor die ausgezogen...und das auch noch im wörtlichen wie übertragenen Sinne. Nichts hab ich zurückgehalten. Und schon steh ich nackt da. Der Hunger in meinen Augen ist sogar zu sehen, wenn ich mich selber im Spiegel betrachte. Nie bin ich so behandelt worden, wie von dir. So gefühlvoll, so respektvoll...und wenn ich jetzt zurückschaue beschleicht es mich, dass du genau das alles wolltest. Du gabst mir das Gefühl, damit du bekamst was du bekommen hast. Mehr von mir, als der andere in 4 Jahren, bekamst du in 10 Tagen. Einfach so. Kostenlos. Auf dem goldenen Tablett serviert. Unwiederbringlich. Und ich bekam eine wundervolle Zeit, für die ich heute sterben würde, um sie noch einmal zu erleben. Nur dann würde ich Klartext reden, dann würde ich dich fragen... so viel, bis du verstehen würdest, was für ein gefährliches Spiel wir spielen. Und dass nur ich mir die Finger verbrenne. War es das wert? Wolltest du das? Hast du jemals darüber nachgedacht, oder ist es einfach bei mir so weit gekommen, und du hattest nicht damit gerechnet.

Ich denke ich weiß, was du nicht bedacht hast. Ich bin nicht so tough, wie ich immer wirke. Ich muss es nur immer sein. Aber ich will es doch gar nicht sein! Auch ich sehne mich nur nach Liebe, Verständnis und dass da jemand ist, der sie mir geben kann. Mit einem Unterschied zu vielen anderen. Derjenige braucht für mich noch eine Kleinigkeit mehr – und die hast du. Ich denke, ich werde sie dir niemals sagen können; dir nie zeigen können, dass du ein Gut besitzt, was dich für mich so unendlich wertvoll und kostbar macht. Du bist ein Kleinod, und es wäre das schönste, was ich mir vorstellen könnte, wenn ich dir das auch so zeigen dürfte. Aber... falsche Zeit, falscher Ort. Und die Türen des Paralleluniversums, das wir hatten, sind schon fast wieder geschlossen. Der Kontakt wird schon wieder weniger, aber wie sollte es auch anders gehen? Wann sollen wir uns auch sehen? Du kannst da nicht einfach so ausbrechen, und mir Zeit mit dir zusammen schenken, selbst wenn du es noch wollen würdest...Zeit, das ist das Problem. Könnte man sie nicht einfach anhalten, so dass nur wir beide uns darin bewegen können? Ich warte nur noch auf den Augenblick, an dem es mir klar wird, dass es diese Zeit nie wieder geben wird und darf. Irgendwann kommt er und er wird mich treffen. Und ich werde mir eingestehen müssen, dass ich dich nie wieder so habe, wie ich es eine Sekunde meines Lebens lang hatte. Ich weiß es genau, und ich probiere mich darauf vorzubereiten. Mir einen Schutzschild zu bauen, damit die Sekunde des Erkennens nicht zu schwer wird. Damit kein Strudel entsteht und ich dir wohlmöglich noch sagen werde, was ich empfinde. Damit wäre uns beiden nicht geholfen. Wir sind wie zwei Königskinder, getrennt durch einen Fluß, der dein Leben und dein Alltag ist. Und nicht ich müsste diesen Fluß überwinden. Du müsstest es tun und ich weiß, dass du nicht bereit bist, das zu tun. Also kann ich nur auf der anderen Seite stehen und die Arme aufhalten und irgendwann werde ich dich nicht mehr erkennen können, weil der Fluß immer breiter wird. Der Fluß, der dein Herz ist, das dir sagt, wohin du gehörst. Aber irgendwann werde ich mich dann umdrehen können, meine Arme um mich selber schließen und den Fluß von meiner Landkarte radieren – so dass ich vergessen kann, was war, und was nicht sein durfte...

Leb wohl, mein Kleinod...

Mehr lesen — Aktuelles aus der jetzt-Redaktion: