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Vom Gestalten und designenlassen - welche Portale, Vermittlungen und Aufträge für Designer nie zum Erfolg führen können.

Text: interfacedesign
Für selbstständig tätige Kreative und Designer stellt sich - wie für jeden Unternehmer - stets die Frage, wo und wie sie an Aufträge kommen und wie sie von ihrer kreativen Tätigkeit finanziell existieren können.



Nun gibt es Portale wie http://www.designenlassen.de und http://www.12designer.de , die vorgeben, Auftraggeber und Kreative unter für beide Seiten zufrieden stellenden Bedingungen zusammen bringen.

Tatsächlich verdingen sich diese Vermittlungsportale nur als Helfershelfer für eine professionell durchgeführte Diskreditierung geistigen Eigentums und schöpferischer Leistung.



Eine genaue Kalkulation der regelmäßig anfallenden Ausgaben und Gebühren macht deutlich, dass es für das Ausüben einer Designertätigkeit unvermeidbare Kosten gibt und sich daraus zwingend erforderliche Mindesteinnahmen herleiten lassen. Sobald sich die zu erwartenden Stundensätze unter diesen Mindesteinnahmen bewegen, fällt die dafür zu tätigende Aufgabe zwangsläufig unter Liebhaberei, die definitiv nichts mit professionellem Arbeiten zu tun hat. Dennoch gibt es bedauerlicherweise immer wieder Designer, die für Hungerlöhne arbeiten und zudem die Nutzungsrechte an ihrem Design zu Niedrigpreisen verschleudern.



Die Internetseite http://www.designenlassen.de ist dafür ein geeignetes Abschreckungsbeispiel. Dort bieten Gestalter Logos, Geschäftsausstattungen und komplexe Designkonzepte zu Billigpreisen an, indem sie sich für Aufträge bewerben, die Auftraggeber auf diesem Portal publiziert haben. Vom Prinzip her klingt dies nach einem üblichen Austausch von Auftrag und Dienstleistung. Der sich aus diesem Portal ergebene Wettbewerb um Aufträge lässt aber Stundensätze resultieren, die bereits weit unter 5,- Euro liegen. Die Betreiber von designenlassen.de Herr Michael Kubens und Herr Eugen Sobolewski halten z. B. 200 - 300 Euro für ein Logo und 250 - 450 Euro für eine Internetseite für eine angemessene Entlohnung, selbstverständlich inklusive der uneingeschränkten Freigabe der Nutzungsrechte. Unter Berücksichtigung aller Kosten



(Miete (Wohnung, Büro, Gebühren (GEZ, Kabelanschluss, Provider, Internetanschluss etc.), Telefon (mobil/privat/Büro), Mitgliedschaftsgebühren, Versicherungen (Berufsunfähigkeit, Rente, Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Rechtsschutzversicherung, Vermögensschadenhaftpflicht etc.), Computer, Software, etc., Auto (Leasingraten, Kfz-Steuer/Versicherung, Benzin), Kleidung, Fortbildung (Seminare, Kongresse), Kosten für Zulieferer, Gehälter)



ist selbst für Einpersonendesignbüros, die zudem über keine gesonderten Büroräume verfügen, sondern ihre Entwürfe im Wohnzimmerheimbüro umsetzen, ein Mindeststundensatz von 50,- Euro erforderlich, nur um die Kosten für die nackte Existenz zu decken. Dies bedeutet bei den Einnahmen, die von den Betreibern von designenlassen.de für angemessen angesehen werden, dass ein Logo in vier Stunden und eine Internetseite in 5 - 9 Stunden fertig konzeptioniert und gestaltet sein müsste. Selbstverständlich inklusive des Zeitaufwand für das Erstellen der Vorentwürfe, die bei designenlassen.de zu publiziert wären und inklusive der Diskussionen mit den potenziellen Auftraggebern, das Schreiben der Emails zur Klärung der Details eines Briefings und die Beratung des Auftraggebers.

Das Portal designenlassen.de dient lediglich dazu, einen Einblick in die Gedankenwelt von Herrn Michael Kubens und Herrn Eugen Sobolewski zu erhalten, die ausschließlich von Unkenntnis und Ignoranz geprägt zu sein scheint.

Mal davon abgesehen degradiert dieses Portal Designertätigkeiten zu Gefälligkeitsdienstleistungen und konterkariert jahrzehntelange Bestrebungen, ein Verständnis für die Notwendigkeit von Design als Leistung und kulturellen Wert zu etablieren und deutlich zu machen, das Design nicht der Dekoration dient, sondern eine komplexe schöpferische Leistung darstellt. Schließlich ist es der Designer, der sowohl die relevanten Beratungen tätigt, wie sich ein Unternehmen von seiner Konkurrenz unterscheiden lassen könnte, als auch die Ideen einbringt und die Realisierung der aus der Beratung resultierenden Erfordernisse ermöglicht.

Unternehmensberater sind Kalkulationsprofis und für Statistiken und Kostenpläne zuständig, bringen aber sonst nur Exceltabellen, Powerpointfolien, große Worte und hohe Honorare hervor, um dann doch Designer mit der eigentlichen Aufgabe, der Gestaltung bzw. Neuerfindung der Identität eines Unternehmens, eines Produktes oder einer Dienstleistung zu beauftragen. Anschließend sind es auch die Designer, die die Werbung entwickeln und so ein Image erst möglich machen und auch für die Zukunft prägen.

Der Designer ist von der Analyse, über die Gestaltung und Umsetzung bis hin zur Übermittlung der Produktvorzüge entscheidend am Erfolg eines Produktes oder einer Dienstleistung beteiligt, weshalb sich seine umfassende und folgenschwere Tätigkeit auch nicht mit Dienstleistung, sondern ausschließlich mit den Begriffen Unternehmensberatung, Konzeption und Kreation bezeichnen lässt.

Es geht nicht darum, einfach nur per Knopfdruck ein Abbild zu schaffen, um auf diese Weise etwas bereits Vorhandenes ein bisschen anders wiederzugeben. Ein Designer entwickelt etwas von Grund auf neu und dies erwarten auch selbst jene Auftraggeber, die zwar um die Notwendigkeit und Bedeutung von Design für die eigene Umsatzsteigerungsmöglichkeit wissen, diese Wertmaximierung durch Design aber den Designern nicht honorieren möchten.

Sie selber wollen ernst genommen werden, erwarten, dass ihr Unternehmen durch das Design an Seriosität und Ernsthaftigkeit zunimmt und wollen mit dem Design ihren Erfolg und Umsatz mehren. Nur die Designer, die ihnen das neue Image erst verschafft haben, die wollen sie nicht ernst nehmen, sondern sie verachten und – bildhaft gesprochen – mit Füssen treten. Anders ist diese Haltung gegenüber den Designern nicht zu erklären.

Diese Art von Auftraggeber will sich von Designern zwar ein gutes Image gestalten lassen und sie haben Design auch als Steigerung der eigenen Wertschätzung identifiziert, aber eine Wertschätzung gegenüber den Designern haben sie nicht.

Den Betreibern von designenlassen.de ist es offensichtlich egal, was sie mit ihrem Portal an Geringschätzung gegenüber den Leistungen von Designern auslösen.

Der Designverband Allianz Deutscher Designer (AGD) bezeichnete die Preisgelder als Taschengeld, wohingegen die Betreiber von designenlassen.de nur darauf verwiesen, dass sie diesbezüglich eine andere Sichtweise haben.

Siehe:

http://blog.designenlassen.de/2009/03/17/designenlassende-ladt-agd-zum-dialog-ein



Dies ist nur verständlich, da sie selber – zum Nachteil der teilnehmenden Designer – von den Taschengeldtarifen profitieren wollen und dennoch die Dreistigkeit besitzen zu behaupten, ihr Portal sei auch für Designer von Vorteil.

Dem AGD gegenüber, der die Machenschaften von designenlassen.de zu Recht stark kritisierte (siehe: http://www.agd.de/schwer-verdaulich.html ), baten die Portalbetreiber um Verständnis. Schließlich seien die Auftraggeber maßgeblich Existenzgründer, die eben noch kein Geld für Design übrig hätten und außerdem würde allen Beteiligten der Prozess der Auftragsvergabe und der Auftragsumsetzung viel Spaß bereiten.

Übersetzt heißt dies wohl, dass alle Beteiligten dafür Verständnis aufbringen sollen, dass sich zwar die Auftraggeber um ihre Existenz bemühen dürfen, den Auftragnehmern diese Bemühung aber nicht zusteht. Des Weiteren gehen die Betreiber von designenlassen.de offensichtlich davon aus, dass Designunternehmen immer fett etabliert und niemals Existenzgründer sind und dass Designer bereits durch den Spaß am kreativen Schaffen hinreichend entlohnt würden und sonst ja nichts zu tun hätten, wenn nicht endlich mal ein Existenzgründer vorbei käme, der zwar mit seinem Unternehmen und durch Design Umsatz machen möchte, aber kein Verständnis von Qualität und Wertigkeit für Designleistungen entwickeln will.

Die Existenz des Portals designenlassen.de lohnt sich definitiv nur für die Betreiber von designenlassen.de und für die Auftraggeber, die zwangsläufig den Interessen der Designer vollkommen gleichgültig gegenüber stehen.

Jedem kreativen Menschen ist von diesem Portal und von einer Zusammenarbeit mit den Geschäftsführern von designenlassen.de Herrn Michael Kubens und Herrn Eugen Sobolewski abzuraten.

Die häufig erwähnte Chance auf Folgeaufträge ist nur ein weiterer Beweis für die Geringschätzung, die die Betreiber von designenlassen.de den Designern entgegenbringen. Schließlich wird ein Auftraggeber, der bereits zuvor nicht bereit war, Design angemessen zu bezahlen, auch im Folgeauftrag wieder nur an seine Interessen denken.

Ein weiteres, ähnlich ruinös arbeitendes Portal – zumindest aus Sicht von Designern – ist 12designer ( http://www.12designer.de ) von Eva Missling und Lars Bamberg. Bereits mit dem Einstellen der Entwürfe behält sich 12designer ein einfaches Nutzungsrecht selbst nach Projektende vor, um die Entwürfe der Designer für eigene Vermarktungsaktionen – quasi auf Ewig – als Referenz einsetzen zu können. Gebühren fallen bisher weder für Designer, noch für Auftraggeber an. Die Betreiber von 12designer.de behalten sich aber laut Allgemeine Nutzungsbedingen vor, zu einem späteren Zeitpunkt ein Nutzungsentgeld zu erheben.



Anstatt ihre Zeit mit designenlassen.de oder mit 12designer.de zu vergeuden, ist Designern zu empfehlen, Akquise zu betreiben und die seriösen Auftraggeber auf sich aufmerksam zu machen. Dieser Zeitaufwand ist natürlich in der Gesamtkalkulation mit zu berücksichtigen. Bei Designertätigkeiten sollte der zusätzliche administrative Aufwand für Projektkostenkalkulation, Buchhaltung und organisatorischen Aufgaben nicht unterschätzt werden. Es ist daher sinnvoll, davon auszugehen, eher mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten zu müssen. Der administrative Aufwand beträgt bei Designagenturen mit 1-3 Mitarbeitern oft bis zu 60% der gesamten Arbeitszeit. Einige dieser Aufgaben ließen sich zwar delegieren, der zusätzliche Aufwand für das Ansteuern weiterer Mitarbeiter und der Lohn für eine zusätzliche Arbeitskraft müsste aber entsprechend in der Kalkulation berücksichtigt werden.



Designer, die erfolgreich tätig sein wollen, sollten an seriösen Wettbewerben teilnehmen, um im geeigneten Rahmen auf sich aufmerksam zu machen. Im Internet sind zahlreiche Auflistungen von seriösen Wettbewerben zu finden. Hier exemplarisch eine vom AGD: http://www.agd.de/wettbewerbe.html#c355

Zudem können Designer z. B. auf Fachmessen gezielt Akquise betreiben und potenzielle Kunden ansprechen. Wer als Designer eine eigene Internetseite aktiv betreibt, anerkannte Designpreise gewinnt, Vorträge hält, publiziert oder auf andere qualifizierte Weise auf sich aufmerksam macht, wird sich eine entsprechende Erscheinungshäufigkeit im Internet und in anderen Publikationen erarbeiten und auf diese Weise zusätzlich die Besucherzahlen der eigenen Internetseite steigern. Diese Strategie, die tatsächlich auf Qualität beruht und sich nicht, wie bei den genannten Portalen, nur auf die bescheidene Beurteilungskompetenz designfachfremder Auftraggeber stützt, wird längerfristig zum Erfolg führen.

Die genannten Portale sind für langfristige Perspektiven nicht geeignet, fördern aber längerfristig einen ruinösen Gebührenkrieg unter Gestaltern. Von Honoraren kann bei diesen Taschengeldern nun wirklich nicht die Rede sein.

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