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Petrus Abaelardus (Geburtsname: Pierre Abaillard. Auch: Peter/Petrus Abaelard)
* 1079 in Le Pallet bei Nantes; 21. April 1142 in Saint-Marcel bei Chalon-sur-Saône
Abaelard vertrat viele Jahrhunderte vor der Aufklärung den Primat der Vernunft nicht nur in der Philosophie, sondern auch in Glaubensfragen. Dadurch aber auch wegen der berühmten Liebesaffäre mit Heloisa geriet er in einige Konflikte.
Ein wichtiger Schritt zur Auflösung dogmatischer Starrheit in kirchlichen Lehren war Abaelards Schrift Sic et non (Ja und Nein).
Hier listete er in 158 Abschnitten Widersprüche in den Texten der Kirchenväter (insbesondere Augustinus) sowie in den Texten der Bibel auf, um aufzuzeigen, dass nur mit Hilfe der Interpretation Konflikte aus der Tradition heraus gelöst werden können. Damit wendete er sich gegen die starre Bindung des Dogmatismus an die Texte, weil nur so der eigentliche Sinn des Ausgesagten erfasst werden könne. Indem wir nämlich zweifeln, gelangen wir zur Untersuchung und durch diese erfassen wir die Wahrheit (Prolog). Dabei forderte Abaelard insbesondere zur textkritischen Analyse auf. Durch seinen systematischen hermeneutischen Ansatz hat er mit dieser Schrift wesentlich zur Entwicklung der scholastischen Methode beigetragen.
Auch in der Ethik beschritt Abaelard neue Wege. Schon der Titel Scito te ipsum (Erkenne dich selbst), also dem Spruch den Sokrates vom Orakel in Delphi (Gnôthi seautón) erhalten hatte, verwies er darauf, dass nicht äußere Normen, Dogmen und die Handlungen als solche den Maßstab bilden sollten, sondern die innere Haltung des Menschen. Ähnlich wie später bei Kant komme es darauf an, welche Absichten man hat, wie der innere Akt der Zustimmung aussehe, ob eine Handlung als sittlich einzuschätzen sei. Nur die Gesinnung sei der rechte Maßstab für das Urteil Gottes. Umgekehrt sei Zustimmung zum Bösen (consensus mali) Sünde, die als Missachtung Gottes zu werten sei. Der Einzelne ist also für sein Heil verantwortlich.
Zur Liebesbeziehung von Abaelard und Heloisa gibt es hunderte von literarischen Darstellungen, darunter von Rousseau La nouvelle Héloïse (1761). Auch Luise Rinser hat in ihrem Roman Abaelards Liebe Peter Abaelard und Heloisa ein Denkmal gesetzt.

Abaelard vertrat viele Jahrhunderte vor der Aufklärung den Primat der Vernunft nicht nur in der Philosophie, sondern auch in Glaubensfragen. Dadurch aber auch wegen der berühmten Liebesaffäre mit Heloisa geriet er in einige Konflikte.
Ein wichtiger Schritt zur Auflösung dogmatischer Starrheit in kirchlichen Lehren war Abaelards Schrift Sic et non (Ja und Nein).
Hier listete er in 158 Abschnitten Widersprüche in den Texten der Kirchenväter (insbesondere Augustinus) sowie in den Texten der Bibel auf, um aufzuzeigen, dass nur mit Hilfe der Interpretation Konflikte aus der Tradition heraus gelöst werden können. Damit wendete er sich gegen die starre Bindung des Dogmatismus an die Texte, weil nur so der eigentliche Sinn des Ausgesagten erfasst werden könne. Indem wir nämlich zweifeln, gelangen wir zur Untersuchung und durch diese erfassen wir die Wahrheit (Prolog). Dabei forderte Abaelard insbesondere zur textkritischen Analyse auf. Durch seinen systematischen hermeneutischen Ansatz hat er mit dieser Schrift wesentlich zur Entwicklung der scholastischen Methode beigetragen.
Auch in der Ethik beschritt Abaelard neue Wege. Schon der Titel Scito te ipsum (Erkenne dich selbst), also dem Spruch den Sokrates vom Orakel in Delphi (Gnôthi seautón) erhalten hatte, verwies er darauf, dass nicht äußere Normen, Dogmen und die Handlungen als solche den Maßstab bilden sollten, sondern die innere Haltung des Menschen. Ähnlich wie später bei Kant komme es darauf an, welche Absichten man hat, wie der innere Akt der Zustimmung aussehe, ob eine Handlung als sittlich einzuschätzen sei. Nur die Gesinnung sei der rechte Maßstab für das Urteil Gottes. Umgekehrt sei Zustimmung zum Bösen (consensus mali) Sünde, die als Missachtung Gottes zu werten sei. Der Einzelne ist also für sein Heil verantwortlich.
Zur Liebesbeziehung von Abaelard und Heloisa gibt es hunderte von literarischen Darstellungen, darunter von Rousseau La nouvelle Héloïse (1761). Auch Luise Rinser hat in ihrem Roman Abaelards Liebe Peter Abaelard und Heloisa ein Denkmal gesetzt.
