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La Paloma O lé

Text: emillymilch
Ein Freitag Abend der besonderen Klasse und sicher wird sich jetzt der eine oder andere auf den Schlips getreten fühlen, aber was ich dort erlebt habe, das hab ich die letzten dreieinhalb Jahre zu verhindern gewußt.

Hans Albers Platz ist nicht meine Lieblingslocation und wenn, dann verirrt man sich mal in die "Rote Laterne", "Zu Lotta" oder in noch eine oder zwei Läden, aber sicher nicht in diese mallorca-feeling-ich-krieg-dich-heute-Abend-rum-Kneipen. Zumindest ich nicht.

Ca. 150 schreiende, tanzende und singende Menschen standen um uns herum. Nachdem ich so reingedrängt wurde und auf einem der Podeste am Fenster ein Plätzchen ergatterte, wußte ich mir nicht anders zu helfen, als auf peinlich zu machen und einfach mal abzuspacken. Gute Taktik, denn dadurch fühlten sich die fiesesten Männer, weil der Rest war ohnehin fies, angesprochen um mir ihre Aufwartung kund zu tun. Mit Arme um mich legen und mir ins Ohr sabbern umgarnte mich der eine oder andere. Octo und ich spackten leicht ab. Ich riß die Arme in die Höhe und tanzte wie Steve Earkel, doch es schien keinem was auszumachen, vielleicht weil hier niemand auf seine Körperfunktionen achtete und nur Mädels angaffte.

Ich hatte eigentlich nur angst, mich könnte jemand erkennen, oder draußen am Schaufenster vorbei gehen, sich tierisch drüber schlapp lachen, wie die Leute denn dort drin abgehen und mich plötzlich erkennen und total entsetzt sind.

Jetzt kann ich es ja schreiben. Also, wer unbedingt jemanden mit nach hause nehmen möchte, muß sich dort noch nicht mal sehr stark anstrengen. Ein bißchen flirten, schon hat man die Grinser auf seiner Seite und noch dazu spackiges Tanzen sind schon fast die Garantie zu dem Satz "Hey, Baby, wollen wir noch einen Kaffee trinken, bei mir!".

Ich hätte nein gesagt, bin aus diesem La Paloma geflohen, denn die Mukke dort, also normalerweise höre ich die einmal im Jahr und dann auch nur unter Zwang und zwar an Karneval oder Fasching aber nicht freiwillig und ich brauch sowas auch nicht für Zwischendurch, da kriegt mein Rocker- und Punkerherz die Krätze. Hab ich so das Gefühl.

An meinem Hosenzipfel hängte sich ein Typ. War ganz nett, sah auch ganz normal aus und war sooooooo ganz sympathisch. Sein Freund und er waren nur zu Besuch, okay, es sei ihnen verziehen, aber der Laden in dem sie davor waren, naja, Pooooparsch oder wie der geschrieben wird, das schreckte mich komplett ab. Das geht überhaupt gar nicht. Entschuldigt meine oberflächlich wirkende Art, dann bin ich eben oberflächlich, aber ich muß mit jemandem feiern gehen und nicht saufen, saufen, bums fallera.....

Ihhh gitt. Nach endlosem bitteln und betteln durften wir endlich auf den Hamburger Berg stürzen. Dort traf ich hier und dort ein paar Leute. Ich fühlte mich endlich wieder wohl. Wir hatten zwar die zwei Herren an den Hacken, was auch nicht weiter schlimm war, nur als sich der eine Freund verabschiedete und meine Mädels auch vom Acker machten und er plötzlich seinen Arm öfter an meinem Rücken entlang streichen ließ, so ganz zufällig, ähm, da war es zeit für einen Ortswechsel.

Ab in den Blauen Peter. Aber wer davor im La Paloma sich heimisch gefühlt hat, der findet es hier auch heimelig, wobei ich dort ja auch ganz gerne hineier. Ich holte Getränke, antialkoholisch, ich wollte verhindern, dass mir irgendwas am nächsten Tag leid tun würde. Und an dem zuvor noch leeren Tisch, saßen plötzlich vier weitere Herren um den meinigen Begleiter. Irgendwie war ich auch ganz zufrieden, somit mußte ich mich aus keinen unnötigen Situationen schleichen und konnte getrost meinen Tonic trinken.

Die Jungs waren ganz nett, mit meinem Begleiter wechselte ich ziemlich wenig Worte - FUSSBALLFAN (Schalke) halt und so um halb sieben, verließ ich das Schlachtfeld. Mein Begleiter ließ es sich nicht nehmen, mich noch zum Taxi zu fahren. Bahn wäre jetzt noch zu lang mit diesem Typen gewesen. Ein zu langer Fußmarsch, bei dem noch oft sein Arm um meinen Rücken oder an meinem Rücken hätte liegen können. Nein danke. Ab ins Taxi, Nummern noch schnell getauscht und weg war ich. Mit einem Küßchen auf meiner Wange. Der Abend war teilweise gut für´s Ego, ansonsten, nie wieder ins La Paloma.

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