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Ich habe dir was mitgebracht: Hass, Hass, Hass
Manchmal habe ich Lust zu töten. Leben auszulöschen. Meistens nachts. Ich liege so da und versuche einzuschlafen. Dann: ein Summgeräusch neben meinem Ohr, direkt neben meinem Ohr. Scheißmücken immer! Licht an, die Wand wird abgesucht. Aha, da sitzt das Mistvieh ja. So Leid es mir tut, für dich ist jetzt Zeit zu sterben. Ich nehme ein Taschentuch, stelle mich ein wenig wackelig aufs Bett und schlage zu. Die Mücke fliegt weg, als ich das Taschentuch von der Wand löse. Verdammt! Ich lege mich wieder hin und denke ans Sandmännchen. Da nähert sich meinem Ohr wieder dieses Summgeräusch. Ich schlage hilflos um mich und mache dann das Licht an, die Wand wird abgesucht. Ich kann das Drecksvieh nicht entdecken. Also wieder hinlegen und auf Schlaf warten. Und tatsächlich, ich schlafe ein. Ich träume von Fliegenklatschen und angezündeten Fürzen. Es dauert jedoch nicht lange, bis ich davon aufwache, dass ich ständig meinen Arm reibe. Sie hat mich erwischt, ich könnte ausrasten. Wutentbrannt renne ich ins Bad und lasse kaltes Wasser über den frischen Stich laufen. Hilft nicht, immer der gleiche Scheiß. Schwillt schon alles an. Warum ich? Oh Mann. Fenistil ist alle, also mache ich Kleber drauf, das lindert den Juckreiz. Jetzt begebe ich mich auf Rachefeldzug, ich schwöre mir, nicht eher zu ruhen, bis dieser Teufel in Insektengestalt für immer unschädlich gemacht ist. Ich scanne die Wand mit Blicken und entdecke den Feind über dem Schreibtisch. Der Hass verleiht meinem Körper eine für diese Uhrzeit untypische Spannung. Ich gleite geschmeidig wie eine Katze auf den Schreibtisch, richte mich auf. Mensch gegen Insekt, der Showdown. Und das in meinem Zimmer! Ich grinse kalt und schlage dann mit der flachen Hand zu. Ich spüre einen leichten Widerstand, als ihr Panzer zerbricht. Zufrieden atme ich aus, da klebt sie nun an der Wand, ein kleiner Tropfen Blut ist aus ihrem Körper herausgeplatzt. Das ist mein Blut, Bitch! Ich springe vom Schreibtisch und fühle mich wie ein Actionheld. Für einen Moment ziehe ich es in Erwägung, das Fenster zu öffnen und die Welt schreiend an meinem Triumph teilhaben zu lassen. Man könnte sich wie Kingkong auf den Brustkorb trommeln und
Ich lasse es dann doch bleiben, lege mich wieder ins Bett und werfe einen letzten Blick auf den Fleck auf der Tapete bevor ich das Licht lösche.