Aus der ehemaligen jetzt-Community: Du liest einen Nutzertext aus unserem Archiv.
Waschen, schneiden, leiden.
Ich hasse es, zum Friseur zu gehen. Und ich hasse es so sehr, dass ich Friseurbesuche teilweise so lange hinauszögere, bis ich haarprächtig kurz vorm Neandertaler-Status stehe.
Zunächst einmal ist da die Absurdität des doppelten Haarewaschens. Ich wasche meine Haare immer, bevor ich zum Friseur gehe, weil ja niemand mit ungewaschenen Haaren dahin will. Dann bekomme ich sie nochmal gewaschen, weil man das anscheinend so macht und muss meinen Hals in diese Porzellan-Muschel einfassen. Die Wäsche erledigt meistens die Auszubildende und wenn abzusehen ist, dass es noch etwas länger dauert, bis ich dran bin, gibt es noch eine Kopfmassage zur Überbrückung der Zeit dazu. Einerseits ist das angenehm, anderseits unangenehm. Denn die Idee, dass jemand aus Zwang jemand anderen massiert behagt mir genauso wenig wie der Gedanke, in welcher Art und Weise ich mich dafür erkenntlich zeigen oder wie ich reagieren soll. Das ist ähnlich der Frage, was man einem Hotelpagen gibt, der einem die Koffer aufs Zimmer bringt.
Aus Anstand und als Zeichen der Entspannung sollte man die Augen schließen und sich sacken lassen. Da ich es aber hasse, in der Öffentlichkeit meine Umgebung aus dem Blickfeld zu verbannen, bin ich in einem ständigen Zwiespalt. Auf die abschließende Frage, ob es denn so ok war, antworte ich dann aber natürlich immer anständig mit einem überzeugend klingenden JA.
Dann geht es weiter mit dem Beratungsgespräch bei der zugeteilten Friesenlegerin. Wie trägst Du Dein Haar? Na, auf dem Kopf. Wie trägst Du den Scheitel? Haare über die Ohren? In die Stirn? Ins Gesicht? Die Seiten gestuft oder gerade? Bedlook, Wetlook, Ingolf Look? Ganz ehrlich? Ist mir wurscht. Das habe ich einmal auch so gesagt: "Mach einfach, was Du denkst, was gut aussieht." Danach sah ich aus wie ein tschechischer Strichjunge.
Auch der Schneideprozess an sich ist kein Vergnügen. Die letzte Friseurin schnaufte trotz zierlichen Körpers so extrem, dass ich dachte, ich muss gleich mit dem Kugelschreiber einen Luftröhrenschnitt setzen. Das Mädel davor kam mir immer so nahe, dass sich ständig ihre erogene Körpermitte gegen meinen Arm presste und noch einen Besuch davor hatte die Beschneiderin so eine zur Schau getragene Oberweite, dass diese mir beim Schneiden der vorderen Haare immer halb im Gesicht hing. Grundsätzlich keine unangenehme Vorstellung, allerdings nicht, wenn der Gegenüber bzw. die Gegenüberin mit scharfem Werkzeug am eigenen Kopf rumschnibbelt.
Ausserdem sieht man beim Friseur 90% der Zeit immer wie ein Idiot aus. Nach dem Haarewaschen trägt man einen albernen Handtuchturban auf dem Kopf und während des Haareschneidens hat man seltsame Klammern im Haar und ich frage mich immer, was passieren würde, wenn es mitten in der Haarherrichtung mal zu einem Brand kommt. Muss ich dann so, mit inkronguentem Haarschnitt und der albernen Haarfangmatte um den Hals auf die Straße rennen?
Und was macht man eigentlich währenddessen? Im gegnerischen Spiegel zugucken kann ich nicht, weil ich nicht kontrollierend wirken will. Die Friseurin die ganze Zeit anglotzen will ich auch nicht, weil ich sie nicht nervös machen will. Bleibt nur noch, die lustige Dekoration durchzulesen, die in Postkartenform an den Spiegeln bei meinem Friseur angebracht ist. Da sind dann so Sprüche zu lesen wie "Wer behauptet, unter der Dusche noch nie gepinkelt zu haben, der lügt" oder "Du solltest Deinen Friseur verklagen". Das unterhält zwar nur für fünf Minuten, ist aber immerhin besser als das Dargebotene beim letzten Besuch.
Da bin ich wohl an eine Hundenärrin geraten, die eine Art Mobile mit Bildern ihres Hundes an den Spiegel gehängt hat und der Hund blickte auf jedem Bild in die Kamera. So musste ich mich also von einem Dackel beobachten lassen bei dem Prozess, bei dem man in der Öffentlichkeit wohl am bescheuertsten aussieht. Ich habe so lange zurück gestarrt, bis ich der Meinung war, die Töle lacht mich aus.
Und dann noch der Small Talk-Faktor. Bekannt aus Taxis und eben vom Friseur. Ich hasse Small Talk. Im Taxi setze ich mich immer hinten rein und versuche, den Fahrer über seinen Rückspiegel so böse anzugucken, dass er aus Angst, ich würde ihn gleich überfallen, jeden Kontakt vermeidet. Beim Friseur geht das nicht. Würde ich da hinten sitzen, hätte das verheerende Auswirkungen auf meinen Kopfbewuchs.
Zum Schluss kommt dann noch der Klassiker: Was willst Du denn rein haben? Gel, Wachs, Spray, Haarcreme? Danke, schmeckt mir alles nicht, denke ich dann. Sage aber: Haarcreme. Weil sich das am skurrilsten anhört. So wie Nutella für den Kopf. Und dann bekomme ich noch mittels eines zweiten Spiegels meinen Hinterkopf gezeigt. Hier ist der Zeitpunkt gekommen, einen profunden Blick aufs Gesicht zu ziehen, etwas in den Haaren zu wuscheln und zu sagen: Prima. Wären parallel meine Gedanken als Blase über meinem Kopf sichtbar, stünde da: Weniger Haare, Pornomatte ab, Ziel erreicht. Nix wie weg.
So ein Mist, dass ich mit Glatze scheiße aussehe.

Zunächst einmal ist da die Absurdität des doppelten Haarewaschens. Ich wasche meine Haare immer, bevor ich zum Friseur gehe, weil ja niemand mit ungewaschenen Haaren dahin will. Dann bekomme ich sie nochmal gewaschen, weil man das anscheinend so macht und muss meinen Hals in diese Porzellan-Muschel einfassen. Die Wäsche erledigt meistens die Auszubildende und wenn abzusehen ist, dass es noch etwas länger dauert, bis ich dran bin, gibt es noch eine Kopfmassage zur Überbrückung der Zeit dazu. Einerseits ist das angenehm, anderseits unangenehm. Denn die Idee, dass jemand aus Zwang jemand anderen massiert behagt mir genauso wenig wie der Gedanke, in welcher Art und Weise ich mich dafür erkenntlich zeigen oder wie ich reagieren soll. Das ist ähnlich der Frage, was man einem Hotelpagen gibt, der einem die Koffer aufs Zimmer bringt.
Aus Anstand und als Zeichen der Entspannung sollte man die Augen schließen und sich sacken lassen. Da ich es aber hasse, in der Öffentlichkeit meine Umgebung aus dem Blickfeld zu verbannen, bin ich in einem ständigen Zwiespalt. Auf die abschließende Frage, ob es denn so ok war, antworte ich dann aber natürlich immer anständig mit einem überzeugend klingenden JA.
Dann geht es weiter mit dem Beratungsgespräch bei der zugeteilten Friesenlegerin. Wie trägst Du Dein Haar? Na, auf dem Kopf. Wie trägst Du den Scheitel? Haare über die Ohren? In die Stirn? Ins Gesicht? Die Seiten gestuft oder gerade? Bedlook, Wetlook, Ingolf Look? Ganz ehrlich? Ist mir wurscht. Das habe ich einmal auch so gesagt: "Mach einfach, was Du denkst, was gut aussieht." Danach sah ich aus wie ein tschechischer Strichjunge.
Auch der Schneideprozess an sich ist kein Vergnügen. Die letzte Friseurin schnaufte trotz zierlichen Körpers so extrem, dass ich dachte, ich muss gleich mit dem Kugelschreiber einen Luftröhrenschnitt setzen. Das Mädel davor kam mir immer so nahe, dass sich ständig ihre erogene Körpermitte gegen meinen Arm presste und noch einen Besuch davor hatte die Beschneiderin so eine zur Schau getragene Oberweite, dass diese mir beim Schneiden der vorderen Haare immer halb im Gesicht hing. Grundsätzlich keine unangenehme Vorstellung, allerdings nicht, wenn der Gegenüber bzw. die Gegenüberin mit scharfem Werkzeug am eigenen Kopf rumschnibbelt.
Ausserdem sieht man beim Friseur 90% der Zeit immer wie ein Idiot aus. Nach dem Haarewaschen trägt man einen albernen Handtuchturban auf dem Kopf und während des Haareschneidens hat man seltsame Klammern im Haar und ich frage mich immer, was passieren würde, wenn es mitten in der Haarherrichtung mal zu einem Brand kommt. Muss ich dann so, mit inkronguentem Haarschnitt und der albernen Haarfangmatte um den Hals auf die Straße rennen?
Und was macht man eigentlich währenddessen? Im gegnerischen Spiegel zugucken kann ich nicht, weil ich nicht kontrollierend wirken will. Die Friseurin die ganze Zeit anglotzen will ich auch nicht, weil ich sie nicht nervös machen will. Bleibt nur noch, die lustige Dekoration durchzulesen, die in Postkartenform an den Spiegeln bei meinem Friseur angebracht ist. Da sind dann so Sprüche zu lesen wie "Wer behauptet, unter der Dusche noch nie gepinkelt zu haben, der lügt" oder "Du solltest Deinen Friseur verklagen". Das unterhält zwar nur für fünf Minuten, ist aber immerhin besser als das Dargebotene beim letzten Besuch.
Da bin ich wohl an eine Hundenärrin geraten, die eine Art Mobile mit Bildern ihres Hundes an den Spiegel gehängt hat und der Hund blickte auf jedem Bild in die Kamera. So musste ich mich also von einem Dackel beobachten lassen bei dem Prozess, bei dem man in der Öffentlichkeit wohl am bescheuertsten aussieht. Ich habe so lange zurück gestarrt, bis ich der Meinung war, die Töle lacht mich aus.
Und dann noch der Small Talk-Faktor. Bekannt aus Taxis und eben vom Friseur. Ich hasse Small Talk. Im Taxi setze ich mich immer hinten rein und versuche, den Fahrer über seinen Rückspiegel so böse anzugucken, dass er aus Angst, ich würde ihn gleich überfallen, jeden Kontakt vermeidet. Beim Friseur geht das nicht. Würde ich da hinten sitzen, hätte das verheerende Auswirkungen auf meinen Kopfbewuchs.
Zum Schluss kommt dann noch der Klassiker: Was willst Du denn rein haben? Gel, Wachs, Spray, Haarcreme? Danke, schmeckt mir alles nicht, denke ich dann. Sage aber: Haarcreme. Weil sich das am skurrilsten anhört. So wie Nutella für den Kopf. Und dann bekomme ich noch mittels eines zweiten Spiegels meinen Hinterkopf gezeigt. Hier ist der Zeitpunkt gekommen, einen profunden Blick aufs Gesicht zu ziehen, etwas in den Haaren zu wuscheln und zu sagen: Prima. Wären parallel meine Gedanken als Blase über meinem Kopf sichtbar, stünde da: Weniger Haare, Pornomatte ab, Ziel erreicht. Nix wie weg.
So ein Mist, dass ich mit Glatze scheiße aussehe.
