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Wie Maja von Hohenzollern auf Tierquälerei hinweist und ihr das eigene Ego einen Strich durch die Rechnung macht ...

Text: LueneBlog
Regelmäßig schaue ich am späten Freitagabend beim NDR rein. Dabei ist es mir einerlei, ob nun Frau Schöneberger die Fragen stellt oder Frau Roche - der Gehalt der Sendung wird ohnehin durch ihre Talkgäste bestimmt. Leider sinkt das Niveau trotz öffentlich-rechtlichen Anspruchs hin und wieder, was nicht zuletzt auch meist den Gästen anzulasten ist.



Am Freitagabend war es wieder einmal soweit: Man hatte aus wichtigem Anlass eine Frau eingeladen, die sonst eher durch vermeintliche Promi-Gazetten oder schlechte Formate bei Privatsendern (man erinnere sich an "Promi-Singles: Traumfrau sucht Mann") auf sich aufmerksam macht: Prinzessin Maja von Hohenzollern. Die präsentierte sich am Freitag als frisch ausgezeichnete ETN-Tierschutzpreisträgerin und berichtete von den grausamen Machenschaften in einer rumänischen Tiertötungsstation. Ein äußerst wichtiges, wenngleich kein neues Thema, auf das man m.E. nach ruhig auch mal in einer nicht tierischen Sendung hinweisen kann. In aller Deutlichkeit schilderte sie die Geschehnisse an eben jenem Ort – so, dass mir immer noch schlecht wird, wenn ich nur daran denke. Und sie prangerte an, dass die EU offenbar das brutale Morden mit 25 Euro pro getötetem Tier subventioniert. Sollte das der Wahrheit entsprechen, haben wir es hier mit einem absoluten Skandal zu tun und ich gehe mit der werten Prinzessin konform, dass die Menschen über einen solchen Umstand aufgeklärt werden müssen.



Aber gerade als man dachte, man habe es mit einer wirklich engagierten und keineswegs weltfremden Adeligen zu tun, machte die liebe Frau von Hohenzollern alles eingangs Gesagte zunichte: So riet sie den Zuschauern und den Anwesenden zunächst vehement davon ab, Rumänien als Urlaubsland zu besuchen. Schließlich sie habe dort nur schlechte Erfahrungen gemacht. Als Charlotte Roche zurecht darauf hin wies, dass Spanien ja auch ein beliebtes Urlaubsland (Frau von und zu wohnt dort sogar) sei, das trotzdem ähnlich brutal mit seinen Tieren umgehen würde, argumentierte die Tierschützerin mit der atemberaubenden Kultur des Landes und seinen herzlichen, gastfreundlichen Menschen. Eigenschaften, die sie auch nach mehrmaligen Nachfragen Rumänien und seiner Bevölkerung auf keinen Fall zugestehen wollte.



Doch damit nicht genug: Im zweiten Teil des Gesprächs wurde die Adelige derart zickig und unsympathisch, dass sie damit ihren durchaus glaubhaften Appell zum Schutz der Tiere vollkommen vergessen machte. Der Auftritt mutierte zur Farce, als Moderatorin Roche von ihr wissen wollte, ob sie ihren Adelstitel nach der Scheidung von Ferfried von Hohenzollern behalten habe, weil sie damit besser Charity betreiben könne. Eine durchaus legitime Frage, die man m.E. auch ehrlich beantworten kann. Warum sollte man nicht ein einflussreichen Namen für die gute Sache nutzen? Aber da verstand Prinzessin Maja keinen Spaß. Sie wand sich, gab stutenbissige Antworten a la „Frau Merkel fragt ja auch keiner, warum sie ihren Namen behalten hat.“ Dies ging soweit, dass Roche schließlich das Gespräch beendete.



Und so blieb nicht das anfangs so wichtige Anliegen der Maja von Hohenzollern in Erinnerung, sondern lediglich eine verdammt egozentrische und unclevere Frau, die eigentlich Profi genug sein müsste, um die Medien für ihre Zwecke zu nutzen. Das ist umso ärgerlicher, wenn man bedenkt, dass nun nicht nur Frau von Hohenzollern dumm da steht, sondern vor allem die armen Kreaturen, die in Rumänien jede Woche auf bestialischste Weise umgebracht werden. Hätte sie doch einfach mal ihr Ego zuhause gelassen und wäre ganz im Sinne der Tiere aufgetreten. Wer sich ehrlich engagiert, hat es nicht nötig, sich selbst zu produzieren.



Bild-URL: http://www.bz-berlin.de/multimedia/archive/00143/tag3-11-17_143611k.jpg


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