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auf deinem schoß

Text: alicefromwonderland
Du fragst ob ich mich auf deinen Schoß setzen möchte, so wie am See. Ich sage warum nicht. Weil ich wirklich nicht weiß warum nicht aber auch nicht ob ich will. Ich bleibe an meinem Stuhl stehen. Du sitzt auf deinem, bist tiefer gerutscht, deine Beine breit, vorgeschoben, die Hände in den Taschen. Schaust mich an. Bin ich nervös? Es ist schon ein Gefühl von Wohlsein in deiner Nähe. Fühlst du dich wohl bei mir hast du gefragt am See. Wahrheit oder Pflicht. Ja, Wahrheit. Ich gehe die drei Schritte auf dich zu. Setze mich, auf dich, warum nicht? Warum das weiß ich nicht. Aber ich weiß jetzt, dass wir uns nun küssen werden. Ich wollte mir dir schlafen. Darauf war ich vorbereitet. Aber dann kamst du mit deiner Art und nahmst mir die Laune. Ich bin nicht leicht zu haben sage ich. Heute nicht. Ich habe mich auf dich draufgesetzt. Jetzt muss ich an den Tag denken, an dem du mich das erste Mal gesehen hast. Deine Frage fällt mir ein, was ich von dir gedacht habe. Ganz ehrlich - ich weiß doch nicht. Denn ich sah nicht dich wie du mich. Womöglich arrogant eventuell charmant nicht so attraktiv, fand ich dich. Aber deine Blicke die hab ich gespürt. Gesehen. Angesehen hab ich dich. Was gibt’s denn da zu gucken hätte ich sagen sollen. Statt dessen fing ich an mich zu verhalten so wie ich es immer tue wenn ich angesehen werde. Zuhause in meinem Bett wartete Streit. Erzähle ich dir das, auf deinem Schoß? Mein kurzer Rock über deinen Beinen. Ich weiß es nicht. Ich mag dein Hemd wie es über die schwarze Hose fällt wenn die Türen schließen. Und wenn ich nicht bei dir bin, sehne ich mich dann nach dir? Denn wenn ich bei dir bin, dann will ich nichts von dir. Nur dass du dich änderst.

– Der Duft der Gänseblümchen. Zu Hunderten wachsen sie auf der Wiese, berühren meine Wangen. Im Gras zu liegen erinnert mich an anderes –

Mit dir wird die Nacht zum Tag. Die Dunkelheit verschwindet es gibt nur den Morgen. Wenn er kommt frage ich nach der Nacht und spüre zum ersten Mal wie wenig Zeit uns noch bleibt. Gemeinsame Zeit haben wir kaum noch welche. Bin ich traurig? Ich würde doch nur mit dir im Bett liegen wollen. Aber du redest vom Ficken. Du bist nicht groß. Ich mag nicht deine Musik und du meine nicht. Ich mag nicht wenn wir sie im Auto hören nur eins das mag ich. Ein Lied das mich an anderes erinnert und ein weiteres, anderes. Wonach die Sehnsucht? Du sagst wir sollten heiraten. Ich sag nicht nein und auch nicht ja. Wieso frag ich. Du sagst nicht warum nicht. Drei Kinder flüsterst du mir ins Ohr. Wir werden’s gut haben. Komm mit mir nach Wien. Ich sag ich kann nicht. Nicht für sowas. Und nicht eher als in zehn Jahren. Oder neun. Acht vielleicht. Und zum ersten Mal würde ich etwas wirklich Unüberlegtes tun, etwas Verrücktes. Ich kenn dich nicht, du lügst. Nein meinst du. Wie oft. Inbegriff der Schönheit, na wie oft. Du überlegst. Noch nie. Drei. Oder fünf, ungerade. Wieso? Einfach so. Und dann? Scheidung? Irgendwann der Kuss. Dann stehe ich auf meinem Fahrrad. Der Morgen bricht an. Du redest von Ehemännern ich fahr los und denke mir das war’s. Du brauchst lange und dann kommst du mit dem Auto an. Schaust aus dem Fenster ich fahr Fahrrad, schnell, ich will dich beeindrucken zeigen dass ich stärker bin dass du mich nicht einholen kannst. Ich biege ab bei dir ist rot ich trete heftiger in die Pedale. Heirate mich rufst du hinterher. Ich dreh mich um. Warum nicht ruf ich und dann denke ich es auch. Trete heftiger. Von weitem höre ich dein Auto aber schaue mich nicht um nach dir, wozu denn auch du bildest dir eh schon zu viel ein und ich erst. Willst du noch eine Runde mit dem Wagen drehen. Klar will ich, um’s dir zu beweisen. Ich stell mein Fahrrad rein, setz mich hinter’s Steuer, zieh den Sitz nach vorn. Ich kann es bin nervös. Du sitzt sonst nie auf dieser Seite. Den Wagen starten erster Gang losfahren alles läuft ich kann es ich weiß es. Traumfrau hast du mich genannt als ich auf deinem Schoß saß, als ich so da saß und so was wie ich liebe dich. Vielleicht hätte meine flache Hand einfach deine Wange treffen sollen hart und ernst und laut. Dann hätte ich gelacht um die Unsicherheit zu verstecken. Ich weiß es nicht.

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