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Brief an Vater 1 (Erzeuger)

Text: maggy
Lieber Wolfgang,

Dies ist in der Tat mein erster Brief an Dich,

seit...immer schon.


Als ich das letzte Mal Deine Stimme hörte,an meinem 18. Geburtstag,empfand ich kein Mitgefühl für Dich.

Auch keinen Hass.



Wahrscheinlich genauso wie Deine anderen 5 Kinder,die Du mittlerweile in ganz Deutschland pünktlich zur Volljährigkeit an Dich erinnerst.



Anna kommt am Samstag aus Chicago zurück.

Wusstest Du das?

Interessiert es Dich?

Als wir Dich das letzte Mal gesehen haben,war sie 3 und ich gerade mal 1 Jahr alt.

Es fällt mir schwer,Dich meinen Vater zu nennen,ebenso wie mir schlecht wird,wenn Du mich Deine Tochter nennst.

Würden wir uns auf der Strasse begegnen,ich würde Dich nicht erkennen.

Denn es gibt nichts,das uns verbindet.

"Schlag nicht alle Türen zu",sagt Oma und drückt mir zum 28-sten mal deine Telefonnummer in die Hand.

Es ist wieder eine Neue.

Von einer neuen Freundin.



Ob ich im Sommer mit nach Irland komme?

Ob ich die dreitausend Mark schmutziges Alimentegeld für die letzten 17 Jahre auf mein Konto überwiesen bekommen habe?



Mit welchem Recht drängst du dich nach 17 Jahren in mein Leben und tust so,als ob es Dich interessieren würde,wie´s mir geht?



Wo warst Du denn,als ich zum ersten Mal vom Fahrrad gefallen bin?

meine Schultüte ausgepackt hab?

das erste Mal wegen Liebeskummer heulend auf meinem Bett lag?

Als ich gelernt habe zu leben?



Du warst nie da.



Magdalena (Kind Nummer 2 von Frau Nummer 1)

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