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antolin

Text: etze
antolin! - Ich hatte davon gehört. Von einer Zweitklässlerin. Es ging ums Lesen. - Ich hab schon fast 1000 Punkte in antolin war sie ganz stolz. Und ihre Mutter klärte mich darüber auf, wie das funktioniert. - www.antolin.de - Die Lehrer schalten den Zugang zu antolin frei, die Kinder bekommen zehn mehr oder weniger knifflige Fragen zu einem in antolin gelisteten Buch gestellt und erhalten Punkte dafür (je nach Lesestufe mehr oder weniger). Ich bitte den Lehrer um Freischaltung. Vor den Osterferien. Gut, die Lehrerin sagt, es sei eigentlich noch etwas früh, die Kinder lernen das Lesen ja gerade erst (1. Klasse.) aber sie gibt nach. Und so bekommen schließlich alle Kinder der Klasse den Zugang mit eigenem Paßwort freigeschaltet. - Eine super Idee!!! Und mein Kind wird freigeschaltet. Das Kind hat zwanzig Minuten Zeit zum Beantworten der Fragen. Die Zeit rast. Das Kind ist unter Druck. Irgendwann kommt ein Buch, bei dem das Kind nicht schnell genug ist. Die Zeit drängt, es bekommt Panik und die erste falsch beantwortete Frage ist das Resultat. Ab sofort weigert es sich antolin auch nur anzurühren! Eine Mutter berichtet, die Lehrer könnten die Bearbeitungszeit ändern. - So wird´s gemacht. Die Bearbeitungszeit wird in der Anfangsphase erst einmal nicht begrenzt. - Ich als Elternteil finde das sehr lesefördernd und animiere das Kind zum Lesen. Manchmal teilen wir uns das Lesen eines Buches vorm Einschlafen (eine Seite ich, eine Seite das Kind. - so macht es Spaß!) Bisweilen lesen wir so ein komplettes Buch an einem Abend (Kurze Bücher! - Leselernbücher!). Wenn wir dann noch früh genug angefangen haben und vor der Schlafenszeit durch sind, gehen wir noch in antolin und beantworten die Fragen dazu. Gemeinsam. Vorerst. (Mal liest das Kind die Fragen, die schweren lese ich - noch ist das Lesen Arbeit für das Kind, aber gemeinsam macht es Spaß). Immer wieder ist das Kind vollkommen verzückt, dass es die Fragen richtig beantworten kann, obwohl ICH hundertprozentig die falsche Antwort gegeben hätte. - Es grinst. - Fühlt sich stark. - Ich wiederum bin entsetzt wie sehr ich mir das Überfliegen unwichtiger Texte angewöhnt habe. Plötzlich könnte die Feder auf einem Hut blau, grün, oder rot gewesen sein, während das Kind ganz genau weiß, die Feder war gelb. Ein Detail, auf das wir Erwachsenen oft schon nicht mehr achten. Wir beide profitieren also von antolin! - Alles in allem eine super Sache, dieses antolin, wenn es richtig angepackt wird. DOCH: Haben alle diese Möglichkeit? Hat jede Familie einen Rechner zu Hause? Und einen Internetzugang? Wenn Ja, erhalten dann auch die Kinder die Möglichkeit mit den Eltern diesen Netzzugang zu nutzen? Und nutzen ihn alle auf die gleiche Weise? Zur Informationsbeschaffung und als Kommunikationsmittel? Als Trainingsgerät beim Lernen? Als Lernhilfe? - Mein Kind bringt die Zugangsdaten einer türkischen Klassenkameradin nach Hause. - Ich kann es nicht lassen, bin neugierig und tatsächlich: Vielleicht ist sie eine von denen, die keinen Netzzugang haben. Was können wir als Gemeinschaft dagegen tun, daß manche Kinder von Hause aus benachteiligt sind, was die Neuen Medien betrifft? Tragen wir nicht die Verantwortung diese Kinder zu unterstützen und zu fördern und wenn die Schule die Hilfe nicht geben kann, falls die Mittel nicht vorhanden sind, können wir dann nicht nachhelfen? Wenn wir im Klassenverbund etwas bewegen, können wir damit vielleicht auch den Klassendurchschnitt heben.



Also: Nur unverbindlich angefragt: Wer könnte sich vorstellen im nächsten Schuljahr Netzpate (für antolin und online Recherche) zu werden und Kindern zu helfen, die zu Hause die Möglichkeit nicht haben ins Netz zu gehen?

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