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Von schlampigen Frauen und heldenhaften Männern

Text: LiZero
Gestern Abend lag ich, wie so oft am Donnerstag, vor dem Fernseher und sah mir zum Zeitvertreib diverse Krimiserien an. Beim Durchschalten blieb ich an "Bones" hängen. Eigentlich eine ganz gute Serie für meinen Geschmack, da ich ein Faible für Forensik und pathologische Anthropologie habe.

Was mich bei der gestrigen Folge allerdings störte, war, dass es weniger um den zu lösenden Fall ging, als um das Sexualverhalten der Mitarbeiter des Laborteams und des Psychologen. Es wurde darum gewetteifert, wer in seinem Leben mit den meisten Frauen geschlafen hat und auf welche "Wochenrate" die jeweiligen Männer es im Durchschnitt bringen.

Das einzig Interessante war eigentlich nur die Fragestellung kurz vor Ende der Sendung: Ist die Häufigkeit des Sexes, der in einer festen Partnerschaft vollzogen wird, gleichzustellen mit der Anzahl an verschiedenen Sexualpartnern, mit denen man jeweils nur einen One-Night-Stand hatte? (100 Mal Sex mit einer Frau vs. mit 100 Frauen jeweils einmal Sex)



Die Frage beschäftigt mich seitdem irgendwie. Wird es wirklich in der Öffentlichkeit so gesehen, dass man sich nur als sexuell erfahren bezeichnen kann, wenn man eine gewisse Anzahl an Sexualpartner vorweisen kann, die anscheinend vom jeweiligen sozialen Umfeld festgelegt wird? Zählt Sex in einer Liebesbeziehung weniger als die schnelle Affäre mit einer/einem Unbekannten?



Das Thema allein wirft noch tausende andere Fragen auf, mit denen man sich weiterführend beschäftigen könnte. Mich interessiert aber primär eine einzige, die zentrale Frage, die nach der kleinen Exkursion am Anfang, das eigentliche Thema dieses Textes aufgreifen soll:



Warum sind Männer mit vielen Sexualpartnern Helden, während Frauen, die einen gewissen Männerverschleiß an den Tag legen Schlampen?



Vorab möchte ich allerdings betonen: ich möchte hier keine Richtlinien festlegen oder an die Moral der Menschheit appellieren! Ich verurteile niemanden aufgrund seines Sexualverhaltens!

Es soll einzig und allein eine Zusammenfassung meiner Beobachtungen und Erfahrungen sein, egal ob sie aus der Realität oder dem Fernsehen aufgegriffen sind.



Nun zurück zum Thema:

Männer werden in ihrem männlichen Freundeskreis oftmals geradezu verehrt, wenn sie in gemütlicher feuchtfröhlicher Runde mit den Eroberungen der letzten Wochen prahlen. Je mehr Mann vorzuweisen hat, desto toller ist Mann. Und der mit der größten Anzahl ist der Held unter Helden, der Anführer von allen, das erstrebenswerte Ideal.

Da werden schonmal ein paar Fitnessstunden mehr eingelegt um den noch zu flachen Bizeps auf Vordermann zu bringen, ein Friseurbesuch und neue Klamotten müssen auch her, alles nur um den Frauen besser zu gefallen, allerdings alleine mit dem Hintergedanken, mit dem neuen Look die holde Weiblichkeit von der Diskotanzflache oder Kneipentresen auf direktem und schnellstem Wege in die heimischen Gemächer zu kriegen. Oder an irgendeinen anderen Ort, hauptsache er eignet sich für schnellen gefühlslosen Sex ohne Bedingungen.



Um dieses Ziel zu erreichen, wird auch schonmal etwas tiefer in die Trickkiste gegriffen und die Möglichkeiten von Charme, Komplimenten und spendierten Getränken an die Auserwählte voll ausgeschöpft. In wie weit der Alkohol eine tragende Rolle spielt, sei dahin gestellt, denn ich habe auch Frauen kennengelernt, die es bewusst darauf anlegen, am jeweiligen Abend "abgeschleppt" zu werden, ob nüchtern oder betrunken ist ihnen relativ egal, wobei der Alkohol die Hemmungen noch weiter fallen lässt.



Womit wir dann auch bei den Frauen wären. Frauen oder Mädchen, die sich wie im eben aufgeführten Beispiel verhalten, sind leichte Beute für den oben beschriebenen Männertyp, da sie es ja geradezu darauf anlegen. Über die Motivation für dieses Verhalten kann ich schlecht berichten, da es dafür wohl hunderte verschiedene Gründe gibt, warum jemand diesen Weg des Auslebens seiner Sexualität wählt. Die zwei häufigst dargestellten kann man allerdings nennen. Zum Einen die Suche nach Bestätigung aufgrund mangelndem Selbstvertrauen und zum Anderen ein schon (fast krankhafter) übermäßiger Sexualtrieb, der von einem Mann alleine nicht befriedigt werden kann.



Es gibt aber auch noch einen anderen Typ Frau, der das Gegenstück zum "heldenhaften Mann" darstellt: der viel zitierte männermordende Vamp, die "Femme fatale".

Eine hoch erotisierende Frau, die die Fähigkeit hat, Männer allein durch die Macht der von ihr ausgehenden sexuellen Anziehungskraft und Erotik an sich zu binden und nach Belieben mit ihnen zu spielen.

Sie hat quasi Suchtcharakter und stürzt die Männerwelt dadurch ins Unglück, dass sie nie wieder von ihr loskommen. Sie selbst ist allerdings nicht nur an einem Mann interessiert, sondern eher an ihrer eigenen Bereicherung an Sexualkontakten und dem Ausleben ihrer Sexualität. Sie brauch dafür noch nicht einmal viel zu tun, die Männer laufen ihr quasi hinterher und warten nur darauf endlich der Nächste in ihrer "Gunst" zu sein.



Wenn man dieses tatsächlich real existierende, wenn vielleicht auch seltene Phänomen allerdings aus einem anderen Blickwickel heraus beobachtet, fällt einem meist als erstes ein sehr bestimmtes Wort ein: "Schlampe"! Jeder darf mal und am besten noch mehrmals täglich.

Die Variation des Begriffes ist unendlich, von der "Dorfmatratze" über "Fünfzig-Pfennig-Hure" bis zum "Bückstück" ist alles dabei. Nichts mehr mit Heldentum und Vorbild für Andere. Weit gefehlt! Statt auf der obersten Stufe der Hierarchie, kann die Frau ihr gesellschaftliches Ansehen irgendwo im tiefsten Keller suchen gehen und hat für den Rest ihres Leben einen Stempel weg. Ein gewisser Ruf eilt ihr weit voraus und macht es schwierig überhaupt noch als Mensch angesehen und ernst genommen zu werden. Sie ist quasi eine lebende Gummipuppe, ein fleischgewordenes Sexspielzeug, dass man nach Belieben benutzen und wegwerfen kann, wenn man es nicht mehr braucht. Um aus diesem Metier wieder herauszukommen, dauert es oft Jahre und hat schon manche Frauen gezwungen umzuziehen und in einer anderen Stadt ohne den lästigen Ruf wieder neu anzufangen.



Das bringt mich zu einem Fakt, der ebenfalls berücksichtigt werden muss und die Gruppe der Frauen aufteilt: das Alter.



Ist das Mädchen im Teenageralter sind wir bei dem beschriebenen Phänomen goldrichtig, dieser Teil schließt aber noch junge Frauen bis Mitte, Ende 20 mit ein, eine genaue Altersgrenze ist schwer festzulegen. Bei Frauen, die über diesem Alter liegen, wird es als bindungsunfähig angesehen und die Titel für die jeweiligen Frauen, wenn über sie hinter vorgehaltener Hand geflüstert wird, sind nicht wirklich besser.

Sind die Frauen aber in einem etwas fortgeschrittenen Alter, sagen wir rein der Erläuterung dienend, ab 55 Jahren aufwärts, sind wir wieder beim Vamp, nur diesmal im eher postiveren Sinne, wie er ganz zu Anfang beschrieben war:

die erotische Lebedame, die keine Freuden in ihrem Leben ausgelassen hat und alles in vollen Zügen genossen hat, das Ausleben ihrer Sexualität mit inbegriffen.



Also stellen wir uns die Frage: dürfen nur Männer so viel Sex mit so vielen Frauen haben, wie sie möchten, ohne dafür verurteilt zu werden?

Oder können auch Männer Schlampen sein und die Frauen mal die Helden..?

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