Was Gerlinde dazu sagt.
„Gelinde gesagt,“,
hatte Gerlinde gesagt,
„ich bin überfragt.“
Und so hatte ihr Gatte
Gerd die Debatte
auf morgen vertagt.
Wie so viele Male schon
ging die heikle Diskussion
um den werten Schwiegersohn
und die Frage ob der Mann
bei dem geringen Nettolohn
die Tochter denn ernähren kann.
„Ich glaub nicht dran.“,
pflegte Gerd zu verkünden.
„Und ich kann’s auch begründen:
Gewöhnlich isst Konstanze mehr
als andre Menschen regulär.“
Konstanze, die die Tochter war,
war fetter als ein Sumo-Star.
Seit ihrem fünften Lebensjahr
ist sie stetig angeschwollen
und lebt seitdem mit der Gefahr
eines Tages wegzurollen.
„Kein Junge unter dieser Sonne,
der kein Schweizer Konto hat,
bekommt mir diese fette Tonne,
dieses dicke Weibsbild satt.“,
sprach Gerd verbittert und vergaß
Konstanze, die am selben Tische saß.
Diese war nun wutentbrannt:
„Vater, das ist aller Hand!
Seid ihr wirklich alle blind?
Seit Jahren schon wird hier verkannt,
das es bloß schwere Knochen sind,
die es zuweilen aussehen lassen
als würd’ kein Zirkuszelt mir passen!“
Nun betrat die Konversation
eine weitere Person.
Konrad, der erwähnte Schwiegersohn,
sprach mit Hohn im Unterton:
„Sicher meine Zarte, mein holdes Skelett,
es sind die Knochen und nicht das Fett!
Es sind auch die Mäuse die täglich drei Schachteln
Pralinen in ihre Mäuler spachteln.“
Konstanze wurd es jetzt zu viel.
Mit empörtem Mienenspiel
sprang sie auf, sodass ihr Stuhl umfiel.
„Contenance, Konstanze!“
befahl Gerd seinem Kinde.
„Was soll das Ganze?
Und überhaupt: Gerlinde,
was sagst eigentlich du dazu?“
„Gelinde gesagt,“,
hatte Gerlinde gesagt,
„ich bin überfragt.“
Und so hatte ihr Gatte
Gerd die Debatte
auf morgen vertagt.